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Feuer unter Tage Feuer unter Tage: Brandbeschleuniger im Kali-Bergwerk?

Von Ralf Böhme und Andreas Lohmann 29.08.2002, 18:02

Halle/MZ. - Für Wolf-Rüdiger Beck, Sprecherder Bürgerinitiative "Sicheres Bergwerk",ist die Sache klar: "Das ist der Anfang einesUmweltskandals in Sachsen-Anhalt."

Am 18. Juli war der Brand in 700 Metern Tiefeausgebrochen. Die Kammer 216 des ehemaligenKali-Bergwerkes gelangte zu trauriger Berühmtheit.Dort als Versatzstoff eingelagertes Material- in großen Säcken von der Aluminium RheinfeldenGmbH angeliefert - glühte wochenlang, setztegiftige Rauchgase frei, darunter Kohlenmonoxid.Erst am vergangenen Wochenende ging das Feueraus. Von allein. Inzwischen sind die beidenEingänge von 216 hermetisch abgeriegelt. Betondämmewurden aufgeschüttet. "Vielleicht können wirdie Kammer nie wieder betreten", mutmaßt ArminForker, Präsident des Landesamtes für Geologieund Bergwesen. Jedenfalls sei das im Momentviel zu gefährlich, denn vom First der Kammerdrohe Gestein herabzustürzen.

Z-TITEL: "Das ist der Anfang

eines Umweltskandals."

Wolf-Rüdiger Beck

Bürgerinitiative

Weil ihnen der direkte Zugang zum Brandherdfehlt, sind die Ermittler auf Beweise angewiesen,die sie über Tage finden. So gilt ihr Interesseden noch nicht eingelagerten Abfallbehältern.Von den 800 Tonnen Versatzstoff, die aus Rheinfeldenangeliefert wurden, ist knapp die Hälfte nachunten gebracht worden. Mit dem, was beim GrubenbetreiberGTS noch oben herumliegt, beschäftigen sichvon der Staatsanwaltschaft eingeschalteteGutachter und Sachverständige in diversenLaboren. "Ich bin sicher, dass wir die Brandursacheaufklären können", zeigt sich Sierth zuversichtlich.Man brauche aber noch Zeit.

"Zink und Blei dürfen wir in geringer Konzentrationeinlagern, ölhaltige Stoffe und Magnesiumnicht", sagt GTS-Chef Peter Knoll zu den Erkenntnissender Ermittler. Magnesium wirke als Brandbeschleuniger,räumt er ein. Bei Untersuchungen der GTS seikein Magnesium in dem Material aus Rheinfeldenfestgestellt worden. Sierth meinte, Magnesiumsei nicht in allen Behältern nachgewiesenworden. Und es sei noch zu früh, Rückschlüsseauf das Material unter Tage zu ziehen: "Wirkönnen noch nicht abschätzen, wie viel Magnesiumund wie viel ölhaltiger Stoff eingelagertwurde." Forker sprach von einem Puzzle, daszusammengesetzt werden müsse. Mit fundiertenErgebnissen sei Ende September zu rechnen.

Inzwischen setzt die Bürgerinitiative hinteralle Aussagen ein dickes Fragezeichen. "Wennauch in anderen Fällen gefährliche Stoffeeingelagert wurden, tickt in der Grube eineökologische Zeitbombe", fürchtet SprecherBeck. Vom Grubenbetreiber fordert er, alleUnterlagen offen zu legen.