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Felix Magath Felix Magath: Wildgänse statt Schickeria

Von Dirk Skrzypczak 15.01.2006, 17:17

Wörlitz/MZ. - Durch träge Nebelschwaden dringt nur das Geschnatter tausender Saat- und Blessgänse, die in ihrem Winterquartier auf den Feldern der Elbaue nach Futter suchen. Die Idylle ist scheinbar perfekt. Hierhin also hat es Felix Magath verschlagen. In der Wörlitzer Flur, zehn Kilometer abseits der Zivilisation, möchte der Trainer des Fußball-Rekordmeisters Bayern München auf einem 300 Jahre alten Gehöft an der Elbe offenbar seinen Ruhestand verbringen.

Der 52-Jährige zieht den Kitzbühler Alpen - wo Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer lebt - oder einer mondänen Villa im Süden die schlichte Einsamkeit abseits der Schickeria vor. Margrit Krüger kann es noch immer kaum glauben. "Der Herr Magitsch, na sie wissen schon, der Trainer, hat durch sein Geld alle Möglichkeiten dieser Welt. Und doch will er zu uns", sagt die Wörlitzer Rentnerin. Im Getränkemarkt von Susanne Sommerlatte wird über das Thema Nummer eins in der 1 700 Seelen zählenden Parkstadt diskutiert. Sie könne Magath ja verstehen, meint eine Kundin. Der Bauernhof liege romantisch, als Kinder seien sie durch die Aue zum Elbebogen geradelt, um den vorbei ziehenden Dampfern und Kähnen nachzuschauen. Die Geschäftsinhaberin nickt, dann kichert sie. "Ich interessiere mich nicht für Fußball und würde Herrn Magath wohl nicht einmal erkennen, wenn er bei mir einkauft."

Die Suche des Europameisters von 1980 nach einem Stück Privatsphäre abseits des Trubels steht inzwischen im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Ingo Mattheuer, Manager beim Fußball-Verbandsligisten Grün-Weiß Piesteritz und einer der engsten Freunde des 43fachen Nationalspielers und Schirmherrn der Piesteritzer Fußballschule , spuckt deshalb Gift und Galle. "Eine Sauerei ist das. Auch ein Prominenter hat Recht auf ein Privatleben", sagt Mattheuer und befürchtet Promi-Tourismus zu dem Bauernhof. "Ich warte nur darauf, dass noch eine Anlegestelle für Ausflugsdampfer gebaut wird." Das Gerücht, Magath suche ein Grundstück an der Elbe, schwirrte freilich schon lange durch die Region.

Die Wörlitzer bleiben indes gelassen. "Herr Magath ist ein Medienprofi und kann sicher damit umgehen", sagt Kuno Wendt, stellvertretender Bürgermeister. Früher oder später hätten es ohnehin alle erfahren. "Die Story bringt uns Werbung in ganz Deutschland", so der SPD-Politiker. Ansonsten ist Wendt bemüht, die Wogen zu glätten. "Wenn er Ruhe wünscht, wird er Ruhe finden. In Wörlitz sind wir Prominenz gewöhnt." Tatsächlich hält sich das Interesse der Gäste an der Einsiedelei in Grenzen. "Bei uns hat keiner nachgefragt", geben sich die Mitarbeiterinnen der Tourist-Information zugeknöpft. Handwerksbetriebe hätten sich allerdings telefonisch nach Ansprechpartnern erkundigt. Der Kampf um Aufträge für die Modernisierung der alten Fischer-Häuser hat begonnen, obwohl noch nichts wirklich spruchreif ist.

Der Investitionsaufwand dürfte ein hübsches Sümmchen verschlingen. "Das Jahrhunderthochwasser vor vier Jahren hat dem Hof schwer geschadet. Wir konnten ihn nicht halten", erzählt Alt-Eigentümer Oskar Bender, der über Nacht zu einem begehrten Interview-Partner wurde. Auf dem von einem Wörlitzer Grafen erbauten Gehöft ist die Zeit scheinbar stehen geblieben. Es gibt weder Wasser, Strom noch einen wirksamen Schutz gegen steigende Elbefluten. "Wir können die Versorgung des Grundstückes nicht absichern. Der Aufwand wäre zu groß", schließt Wendt eine Beteiligung der Stadt an Erschließungskosten aus.

Ob Magath, einstiger HSV-Profi und Vater von sechs Kindern, tatsächlich Hobby-Landwirt an der Elbe wird, ist laut Mattheuer fraglich. "Der Trubel war überzogen. Es wäre schade, wenn wir ihn dadurch verlieren." Magath war im Trainingslager in Dubai gegenüber der Presse nur zu einem kurzen Statement bereit: "Das ist Privatsache."