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Exotische Haustiere in Sachsen-Anhalt Exotische Haustiere in Sachsen-Anhalt: Hohe Dunkelziffer und schlechte Beratung

Von Thilo Streubel 12.08.2013, 14:18
Rolf Schumann in der Reptilienauffangstation in Weißenfels.
Rolf Schumann in der Reptilienauffangstation in Weißenfels. Michael Thomé Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Wenn es einen Experten in Sachen exotische Haustiere in Sachsen-Anhalt gibt, dann ist es Rolf Schumann aus Weißenfels. Der leidenschaftliche Reptiliensammler und -züchter betreibt gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin die einzige offizielle Auffangstation für Reptilien und exotische Kleintiere in Sachsen-Anhalt. Seit diesem Jahr können die beiden Tierliebhaber ihre aktuell 20 bis 30 Tiere in neuen Räumlichkeiten halten. "Bevor wir in die neuen Räume gezogen sind, haben wir die Tiere bei uns zu Hause untergebracht. Das waren zu Hochzeiten bis zu 80 Tiere", erzählt Schumann. Jetzt könne man je nach Größe der Tiere 100 bis 200 "Patienten" aufnehmen.

Viele Tierhalter unterschätzen nach wie vor die Anforderungen an die Haltung exotischer Tiere. "In den meisten Fällen werden die Menschen falsch oder gar nicht beraten", ärgert sich Schumann. Das eine winzige Schildkröte auch bis zu 30 cm groß und zudem sehr alt werden kann, ist den meisten nicht bewusst. Dann kommen die Tiere bei Schumann unter, der sie im besten Fall weiter vermittelt. Allerdings kommen die meisten Exoten aus behördlichen Maßnahmen zu Schumann: "Das sind dann sichergestellte Tiere, die aus Tierschutzgründen oder ähnlichem dem Halter entzogen werden." Manche von diesen beschlagnahmten Tieren landen auch in Zoos oder Tiergärten.

Meldepflichtig sind nur geschützte Arten

Exotische Haustiere, die unter Artenschutz stehen, wie Schildkröten-, Alligatoren-, Schlangen- oder Affenarten , müssen beim Landesamt für Umweltschutz in Steckby gemeldet werden. Aktuell sind das laut Leiterin Petra Dornbusch 8000 Tiere. Dabei gelten strenge Regeln hinsichtlich Artenschutz und Haltung der Tiere. Das wichtigste Abkommen ist das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (WA), das den Handel mit geschützten Tieren regelt. Die Unteren Naturschutzbehörden in Deutschlands Kommunen kontrollieren die Einhaltung des Abkommens. 2011 etwa führten die Behörden allein in Sachsen-Anhalt 278 Kontrollen in Zoohandlungen, Zoos und bei privaten Haltern durch. Sieben Verstöße wurden registriert. 2012 waren es drei, dabei wurden 43 Tiere beschlagnahmt.

Schumann schätzt die Zahlen der exotischen Haustiere auf 18.000. "Die Dunkelziffer ist enorm hoch", sagt der 51-Jährige. Dazu zählen aber auch Tiere, die nicht meldepflichtig sind. Also auch spezielle Vipern oder die Königspython sind nicht geschützt. Während Reptilien zu den am weitesten verbreiteten exotischen Haustiere gehören, sind die Krallenaffen eher die Ausnahme. Ein Halter aus Jessen ist einer von 80 Affen-Herrchen in Sachsen-Anhalt. Der Mann will seinen Namen nicht nennen, "sonst stehen nachher alle vor meinem Haus und wollen die Weißbüscheläffchen sehen." Seine Leidenschaft sei Familientradition, schon der Vater hielt Affen. Die fünf Weißbüscheläffchen leben auf 20 Quadratmeter und sind erfordern spezielles Wissen. Deshalb tausche er sich regelmäßig in Foren aus, sagt der Jessener.

Zur Exoten-Haltung in privater Hand haben viele Menschen jedoch noch immer eine ablehnende Haltung. Das zeigt eine nicht repräsentative Umfrage der MZ: 88 Prozent (Stand: 14 Uhr) finden, dass wilde Tiere nicht in Wohnungen gehören und die Haltung verboten werden sollte. Auf Facebook waren die MZ-Leser eher geteilter Meinung. Allgemeiner Tenor: Bei artgerechter Haltung sei alles kein Problem. "Ähnlich wie bei Katzen und Hunden", rät auch Schumann," muss man wissen, auf was man sich einlässt." Nur dann sei eine verantwortungsbewusste Haltung möglich. Doch oft seien es Spontankäufe, die dann zu Problemfällen werden. Schuld daran seien auch die sinkenden Preise für Reptilien.