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Eröffnung des Neubaus Eröffnung des Neubaus: Dresdner erobern die Waldschlößchenbrücke

Von Simona Block und Ralf Hübner 24.08.2013, 11:58
Die Waldschlößchenbrücke in Dresden
Die Waldschlößchenbrücke in Dresden dpa Lizenz

Dresden/dpa - Mehr als 150.000 Menschen haben bis zum Sonntagnachmittag die Eröffnung der umstrittenen Waldschlößchenbrücke in Dresden an diesem Wochenende mit einem Volksfest gefeiert. Allein am Samstag hätten sich rund 95.000 Besucher das Bauwerk angeschaut, teilte die Stadt am Sonntag mit. Zu Zwischenfällen während des zweitägigen Festes sei es nicht gekommen. Die Brücke war nach fast sechs Jahren Bauzeit und vielen Querelen am Samstag offiziell eröffnet worden.

Am Samstagvormittag hatten Oberbürgermeisterin Helma Orosz und Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) ein in den Farben der Stadt gehaltenes schwarz-gelbes Band durchschnitten. Die Waldschlößchenbrücke sei fertig, hatte Oberbürgermeisterin Helma Orosz bei der Eröffnung tausenden Dresdnern zugerufen - „endlich!“. Ein Elbdampfer tutete, rund 2000 gelbe Luftballons stiegen in den Himmel. Gemeinsam mit Tillich hatte sie die neue Flussquerung abgeschritten, die sich rasch mit Menschen füllte. Wegen des Projekts hatte die Unesco dem Dresdner Elbtal 2009 nach dreijährigem Ringen den Welterbe-Titel entzogen - als erster Kulturstätte überhaupt.

Statt „Mut zur Lücke“, wie von der Unesco gefordert, hätten die Dresdner „Mut zur Brücke“ bewiesen, sagte Tillich. „Damit haben sie Pragmatismus bewiesen in einer Stadt am Fluss, wo Menschen den Weg über eben diesen suchen und brauchen.“ Er wünsche sich, „dass dieses Bauwerk nicht nur verbindet, sondern auch angenommen wird.“ Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) bezeichnete die Brücke in einer Erklärung als „ein gutes Beispiel für lebendige Demokratie“, da mit ihr Bürgerwillen umgesetzt worden sei.

Auch Orosz verwies auf die mehrheitliche Zustimmung der Menschen in einem Bürgerentscheid 2005. Sie räumte ein, dass der neue Verkehrszug und die damit verbundene Aberkennung des Welterbetitels in Politik und Bürgerschaft Gräben aufgerissen habe. Sie wünsche sich aber, dass diese Konfrontation in den kommenden Wochen überwunden werde. Für sie stehe auch nach Fertigstellung der Brücke fest: „Das Dresdner Elbtal ist welterbewürdig.“

Umplanungen, Prozesse und ungünstiges Wetter hatten das größte städtische Bauprojekt mehrmals verzögert und die Kosten von 137 Millionen Euro auf letztlich rund 180,5 Millionen Euro getrieben. Ursprünglich sollte die Waldschlößchenbrücke schon zweieinhalb Jahre früher in Betrieb gehen. Nach dem Baubeginn hatten Massenproteste, Sitzblockaden, Anschläge auf und Besetzungen von Baugeräten auch bundesweit Schlagzeilen gemacht. Baustoppanträge in Parlamenten und Klagen scheiterten.

Protest gab es auch gegen das Brückenfest zur Eröffnung, Vertreter der Unesco hatten die Einladung der Stadt abgelehnt. Nach wie vor prangern Kritiker Schäden in Natur und Umwelt an und warnen vor der Gefahr weiterer Bauprojekte im Elbtal. Zwei Blitzer sollen Autofahrer auf der neuen Piste zwischen dem sogenannten Preußischen Viertel auf Neustädter Seite und der Johannstadt am anderen Elbufer zugunsten geschützter Arten auf ein tierfreundliches Tempo 30 abbremsen, vor allem in lauen Sommernächten.

Besucher besichtigen zur Eröffnung am 24.08.2013 die umstrittene Waldschlößchenbrücke in Dresden.
Besucher besichtigen zur Eröffnung am 24.08.2013 die umstrittene Waldschlößchenbrücke in Dresden.
dpa Lizenz