Ermittlungen Ermittlungen: Riesen-Betrug mit Rezepten?

Halle/MZ. - Nach Schätzungen des Bundesverbandes der Innungskrankenkassen entsteht dem deutschen Gesundheitswesen ein Schaden in Höhe von einer Milliarde Mark jährlich durch Betrug und Korruption. Aufgefallen war der Merseburger Fall einer Prüfgruppe der KKH. Die Ärztin soll über Monate teure Medikamente verschrieben haben, die von Apotheken abgerechnet, aber nie ausgereicht wurden. "Die Versicherten wussten davon nichts", so KKH-Sprecher Frank Ahnefeld.
Der Verein Transparency International spricht von bis zu 20 Milliarden Euro Schaden, der dem deutschen Gesundheitswesen pro Jahr durch Korruption, Abrechnungsbetrug und Unterschlagung entsteht. Die anhand eines amerikanischen Modells geschätzte Zahl ist jedoch umstritten. Die Bundesärztekammer bestreitet die Dimensionen. "Wie hoch die Dunkelziffer ist, wissen wir nicht", sagt Thorsten Jakob von der Barmer-Ersatzkasse. Die Barmer setze Rückforderungen von zwei Millionen Euro jährlich durch. Die Techniker-Krankenkasse holt 1,3 Millionen Euro im Jahr nach Abrechnungsbetrug zurück.
Bei der AOK Sachsen-Anhalt besteht seit April 2000 eine Task Force. Sie hat bis 31. Dezember 2004 in 432 Fällen ermittelt, es ging um den Verdacht auf Abrechnungsmanipulation oder Vertragsverstoß, so Sprecherin Petra Fleischer. In 68 Fällen davon waren Apotheken, in 71 Ärzte und Zahnärzte, in 30 Versicherte selbst involviert. Mehr als zwei Millionen Euro wurden zurückgefordert.
Im Merseburger Fall kündigte auch die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt, die laut stellvertretendem Vorsitzenden Dr. Michael Diestelhorst bei Rezeptbetrug selbst keine interne Prüfmöglichkeit hat, Untersuchungen an.