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Erlebnisbad in Magdeburg Erlebnisbad in Magdeburg: "Nautica" droht der Untergang

Von Steffen Höhne 06.07.2015, 10:34
Blick auf das Erlebnisbad «Nautica» am Elbauenpark in Magdeburg
Blick auf das Erlebnisbad «Nautica» am Elbauenpark in Magdeburg Archiv/dpa Lizenz

Magdeburg - Eines der größten Erlebnisbäder Sachsen-Anhalts ist pleite. Der Betreiber der Nautica Wasserwelt in Magdeburg hat Insolvenz angemeldet. Das private Bad am Elbauenpark eröffnete 1999.

Durch sinkende Besucherzahlen ist die Wasserwelt offenbar in finanzielle Bedrängnis gekommen. Im vergangenen Jahr zählte das Bad, das unter anderem über zwei große Rutschen, einen Wildwasserkanal und sechs Saunen verfügt, rund 174.000 Gäste. Durch einen Unfall des Geschäftsführers, der derzeit nicht die Leitung übernehmen kann, spitze sich die Lage zu, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter Lucas Flöther am Montag der MZ mit.

Er betonte, dass der Betrieb der Wasserwelt uneingeschränkt fortgesetzt werde. Die Löhne der 30 Mitarbeiter seien bis Ende August durch das Insolvenzgeld der Arbeitsagentur gesichert. „Wir werden jetzt auf Investorensuche gehen“, sagte Flöther. Er hofft auch auf die Unterstützung der Stadt Magdeburg. Bei Nautica handle es sich um eine Attraktion für Touristen und Bürger gleichermaßen.

In der Regel ist der Betrieb eines Bades in Deutschland ein Zuschussgeschäft. Nach Einschätzung von Kim Adam von der Adam und Partner Unternehmensberatung in Hamburg gelingt es kaum einer Einrichtung, die Betriebskosten zu decken. Allenfalls Thermen und Sauna-Landschaften seien noch dazu geeignet.

Wie kostendeckend Hallenbäder arbeiten und welchen Anteil Gastronomie und Sauna haben können, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Dennoch gibt es Unterschiede: Laut Adam liegt bei Hallenbädern der Kostendeckungsgrad im Schnitt bei 30 bis 35 Prozent, gute Erlebnisbäder können 70 bis 80 Prozent erreichen. Standortabhängig könnten die Freizeitbäder durch Gastronomie und Sauna einen größeren Teil der Kosten decken. Steigende Energie- und Personalkosten lassen sich über die Eintrittspreise kaum auffangen. Bei kommunalen Bädern kommen in der Regel die Städte für die Verluste auf. Auch bei den privaten Unternehmen zahlen die Kommunen häufig Zuschüsse. Dies kann sich durchaus lohnen. Die Spaßbäder ziehen häufig auch Touristen an.

Die hallesche Bade- und Saunalandschaft Maya Mare verbucht jährlich etwa 330.000 Besucher. Nach Unternehmensangaben lag der Umsatz 2013 bei 4,6 Millionen Euro. Ein ausgeglichenes Ergebnis hat das Bad allerdings nur, da die Stadtwerke Halle als Muttergesellschaft 2014 einen Zuschuss in Höhe von 1,34 Millionen Euro zahlten. Um weiter die Gästezahl zu erhöhen oder zu halten, muss das Maya Mare in die Modernisierung der Anlagen investieren. „Der Kinderbereich soll aufgewertet werden, um mehr Familien in das Badeparadies zu locken“, so eine Firmensprecherin.

Das erste Freizeitbad in Sachsen-Anhalt, das Erlebnisbad Basso in Bad Schmiedeberg (Landkreis Wittenberg), hat bereits im Jahr 2009 den Betrieb endgültig eingestellt. Dort, wo einst Besucher im Whirlpool lagen, sprießen heute Farne und kleine Bäume aus dem Beton. Das Bad wurde im Jahr 1993 eröffnet und kostete damals 18 Millionen D-Mark. (mz)

Schülerinnen und Schüler baden im Erlebnisbad "Nautica" in Magdeburg.
Schülerinnen und Schüler baden im Erlebnisbad "Nautica" in Magdeburg.
dpa Lizenz