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Ein Verein der bewegt Ein Verein der bewegt: "Wir Helfen" unterstützt "Dance Devils" aus Polleben

Von Julius Lukas 30.11.2018, 19:14
Zipfelmützen, die zusammen halten: Die „Dance Devils“ aus Polleben tanzen gemeinsam und sind darauf sehr stolz.
Zipfelmützen, die zusammen halten: Die „Dance Devils“ aus Polleben tanzen gemeinsam und sind darauf sehr stolz. Jürgen Lukaschek

Polleben/Halle (Saale) - Der kleine Marek schwingt seinen Kochlöffel durch die Luft. Dann hopst er hoch, dreht sich, wedelt mit den Händen und dreht sich erneut. Der Siebenjährige probiert dabei mit den anderen Kindern seiner Tanzgruppe Schritt zu halten. Sie üben gerade das Adventsprogramm zu den Klängen von „In der Weihnachtsbäckerei“. Eine Choreografie, so süß wie Plätzchenduft.

Doch: Immer im Takt bleiben, nicht zu früh, aber auch nicht zu spät die nächste Bewegung ansetzen. Das ist eine anstrengende Aufgabe für Marek, der dabei jedoch gar nicht angestrengt aussieht: Sein fröhliches Lachen weicht den gesamten Tanz über nicht von seinem Gesicht. Er hat Spaß, das sieht man sofort.

23 Tanzteufel bewegen eine Region

Marek ist einer der neuesten Zugänge bei den „Dance Devils“ aus Polleben. Die 23 Tanzteufel im Alter von vier bis 16 Jahren bewegen das Mansfelder Land, eine ganze Region. Fragt man Marek, wie er zu der Gruppe kam, erzählt er von einem Fest im Sommer, bei dem die Kinder einen Auftritt hatten. „Ich fand das so schön und wollte unbedingt mitmachen“, sagt der aufgeweckte Junge. Und seine Mutter berichtet, dass Marek sich gerne bewege, sie aber lange in der Umgebung keinen passenden Tanzverein für ihn gefunden habe: „Es ist so gut, dass es die Dance Devils gibt“, meint sie. Marek fühle sich hier richtig wohl.

10-Euro-Spende über Telefon:
0900 30 10 0 01
5-Euro-Spende über Telefon:
0900 30 10 0 05

Das ist ab sofort bei der vorweihnachtlichen Telefonaktion des MZ-Vereins „Wir helfen“ möglich.   

Sie rufen eine der beiden Spenden-Hotlines kostenlos aus dem Festnetz an. Nach einer Ansage ertönt ein Signalton. Mit dem Piep fließt das Geld auf das Vereinskonto. Abgebucht wird mit der nächsten Telefon-Rechnung, die als Spendenquittung gilt. 

Die Pollebener Tanztruppe ist einer der Vereine, die in diesem Jahr eine finanzielle Förderung von „Wir helfen“ bekommen haben - für Kostüme, eine Musikanlage und die Einrichtung eines Übungsraums. Denn die Mitglieder machen genau das, was der MZ-Verein unterstützen will: Sie kümmern sich um Kinder aus der Region - ganz egal woher sie kommen, ganz egal welchen sozialen Hintergrund sie haben.

Das bewundert auch Susen Thiele von der Firma Kathi aus Halle. Sie ist die „Wir helfen“-Patin des Vereins und hat ihn in diesem Jahr besucht. „Die Dance Devils sind wirklich große Klasse“, sagt sie. „Es hat uns beeindruckt, mit wie viel Herzblut und Engagement die Trainer, Kinder und deren Eltern bei der Sache sind.“ Deswegen habe sie die Tanzgruppe gleich im Sommer zum Kathi-Hoffest eingeladen. „Die Begeisterung der Kinder hat uns persönlich, aber auch all unsere Gäste mitgerissen“, sagt Susen Thiele.

„Ein riesengroßer Gewinn“

Während Marek und die anderen das Adventsprogramm proben, steht Sandra Alsleben etwas entfernt und beobachtet die Kinder. Das heißt, eigentlich steht sie nicht. Auch sie bewegt sich, macht fast jede Bewegung mit. „Wenn die Kleinen tanzen, bin ich immer voll dabei“, sagt die Trainerin und Gründerin der Dance Devils. 2016, erinnert sie sich, habe ihre Tochter zusammen mit fünf Freundinnen aus Polleben einen Tanz einstudiert. „Den führten sie damals zu meinem Geburtstag auf“, erzählt Alsleben.

Mit dem choreographierten Ständchen war die Lust der Kinder an der Bewegung jedoch erst geweckt. Sie wollten weiter machen, jede Woche üben und neue Tänze lernen. Sandra Alsleben, die als Fachkrankenpflegerin in Halle arbeitet, ließ sich überzeugen. „Zuerst trainierten wir bei uns zu Hause“, erinnert sie sich. Doch bald kamen weitere Kinder hinzu. Die Gruppe wurde größer - zu groß für das Training im Haus von Familie Alsleben.

Aufhören war zu diesem Zeitpunkt freilich keine Option mehr. Und der logische nächste Schritt war zum Glück ganz nah. Denn Sandra Alslebens Mann, Kay Alsleben, ist Präsident des SV Rot-Weiß Polleben. Die Dance Devils wurden kurzerhand zum Teil des Vereins gemacht und konnten so auch Fördergelder und Turnhallenzeiten beantragen. „Für uns ist das natürlich ein riesengroßer Gewinn“, sagt Kay Alsleben. „Zum einen, weil es unserem Verein junge Mitglieder bringt - was immer gut ist.“ Doch der Präsident denkt auch weiter. „Für eine ländliche Region ist es total wichtig, dass es solche Angebote für Kinder gibt“, sagt er. Das sei etwas, was Familien vor Ort hält, die Gemeinschaft hier stärkt.

Trainingslager schon geplant

Mit der Eingliederung in den Verein mussten auch Mitgliedsbeiträge erhoben werden - allein schon um die notwendige Versicherung der jungen Sportler zu bezahlen. Von Anfang an war für Sandra Alsleben und ihren Mann klar, dass kein Kind die Tanzgruppe aus finanziellen Gründen verlassen soll. „Es gibt Eltern, die können sich auch kleine Beiträge nicht leisten, weil das Monatsbudget so knapp kalkuliert ist“, sagt die Trainerin. Deswegen haben sie den Mitgliedsbeitrag auf 30 Euro festgelegt - pro Jahr. Weniger darf man laut Landessportbund gar nicht nehmen. „Doch selbst jetzt musste wir den Beitrag für einige Kinder über Spenden finanzieren“, sagt Sandra Alsleben.

Doch der Trainerin merkt man keinen Verdruss an, wenn sie über solche Geldsorgen spricht. „Wir machen das ja für die Kinder“, sagt sie. „Und von denen bekommt man viel zurück.“ Was sie meint, merkt man, wenn man mit ihr während der Trainingsstunde durch die Halle schlendert. Es vergeht keine Minute, in der nicht eines der Kinder sie anlacht, ihr aufgeregt etwas mitteilen will oder auf sie zukommt und sie drückt.

„Wir sind in den zwei Jahren, die es uns gibt, eine richtig tolle Einheit geworden, die zusammenhält und wo jeder dem anderen auch Halt gibt“, sagt Alsleben. Zuletzt habe sie das am vergangenen Mittwoch gemerkt. Da organisierten die älteren Dance Devils einen Sport-Nachmittag für die Kinder der umliegenden Orte. „Sie haben dafür sogar Fördergelder beantragt und die Turnhalle war voll“, erzählt die Trainerin. „Sowas macht mich auch stolz, weil es zeigt, dass sie das, was wir hier machen, auch weitergeben wollen.“

„Das bekommen wir schon irgendwie hin“

Diese enge Gemeinschaft zu formen, dazu haben die vielen Trainingsnachmittage, die fast wöchentlichen Auftritte im Sommer und natürlich das Trainingslager in Radebeul (Sachsen) beigetragen. Den viertägigen Ausflug zu organisieren, sei nicht ganz einfach gewesen. Erneut vor allem aus finanzieller Sicht. „Wir haben dafür Firmen und Verbände angeschrieben und in der Zeitung inseriert“, erzählt Alsleben. Sogar ein älteres Paar aus dem Dorf habe ein paar Euro gegeben.

So sei dann auch die benötigte Summe für das unvergessliche Erlebnis zusammengekommen. Und für das kommende Jahr ist bereits das nächste Trainingslager geplant. Es geht in den Harz, nach Schierke. Und wieder sollen alle mitkommen. „Eine Mutter hat aber bereits gesagt, dass sie es sich absolut nicht leisten kann“, erzählt Sandra Alsleben. Dann schaut sie kämpferisch. „Ich habe ihr darauf geantwortet: Das bekommen wir schon irgendwie hin.“  (mz)

Sandra Alsleben übt derweil mit Nele den Spagat.
Sandra Alsleben übt derweil mit Nele den Spagat.
Jürgen Lukaschek
Marek schwingt den Kochlöffel. 
Marek schwingt den Kochlöffel. 
Jürgen Lukaschek
Anmutig tanzen die Älteren der „Dance Devils“ zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.
Anmutig tanzen die Älteren der „Dance Devils“ zu „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.
Jürgen Lukaschek
Vor der Probe richtet Doreen Geißler (rechts) Charlotte die Mütze. 
Vor der Probe richtet Doreen Geißler (rechts) Charlotte die Mütze. 
Jürgen Lukaschek