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Döblitz Döblitz: Ein Dorf macht Licht bei Anruf

Von Alexander Schierholz 25.03.2007, 17:55

Döblitz/MZ. - Dunkle Straßen? Nicht in Döblitz im Saalkreis. Dort lassen sich die Straßenlampen per Handy einschalten.

Eigentlich ist Hartmut König schuld. Etwa ein Jahr ist es her, da kamen Heinrich Frühauf und Dagmar Grabner nachts von einer Feier bei dem 65-jährigen Nachbarn. Die Laternen in Döblitz waren längst ausgeschaltet. Frühauf stolperte in der Dunkelheit.

Heute kann das nicht mehr passieren. Heute kann der gelernte Elektrotechniker die Leuchten in der 180-Seelen-Gemeinde bei Wettin einfach wieder anschalten. Mit dem Mobiltelefon. Die Idee dazu entwickelte er nach dem wackligen Heimweg von der Party. Das Ergebnis ist ein schwarzer Kasten in der Größe einer Zigarettenschachtel. Im Inneren befindet sich eine SIM-Karte, wie sie in jedem Handy verwendet wird. So kann der Kasten angerufen werden. Montiert im Schaltschrank der Straßenbeleuchtung, knipst er die Laternen an.

Seine Idee will Frühauf jetzt patentieren lassen. Andernorts gibt es ähnliche Projekte. So testet ein Dorf in Nordrhein-Westfalen eine Schaltung per SMS - für 50 Cent pro Nachricht. "Bei uns kostet das den Bürger nichts", sagt der 55-Jährige. Der Grund: Eine Verbindung, bei der Kosten anfallen würden, kommt erst gar nicht zustande - das System erkennt den Klingelton und setzt ihn in ein Signal zum Licht-Einschalten um. "Wenn es einmal geklingelt hat, können Sie wieder auflegen", sagt Frühauf.

Döblitz ist seit Sommer vorigen Jahres das Versuchsfeld für Frühauf und Grabner, die in ihrer Firma "Graphics for Industries" sonst Industriesoftware entwickeln. Noch leuchten die 40 Lampen von Einbruch der Dunkelheit bis 23 Uhr. Erst danach kommt das Handy zum Zuge.

Vor allem Jugendliche, die am Wochenende spät aus der Disko kämen, machten per Anruf Licht, erzählt Dagmar Grabner. Würden die Laternen zwei Stunden früher abgeschaltet, könnten 1 200 Euro pro Jahr gespart werden, hat Frühauf ausgerechnet. Die Kosten für Installation und Betrieb der Anlage gibt der Tüftler mit durchschnittlich 1 500 Euro an, je nach Größe des Ortes. Kommunen im Umkreis hätten bereits Interesse gezeigt.