Diebstahl von Lastwagen-Ladungen Diebstahl von Lastwagen-Ladungen: Gesicherte Rasthöfe für Lkw

Hermsdorf - Die Bilanz scheint ernüchternd. Vor einem Jahr hat der bayrische Sicherheitsdienstleister Traspal am Autobahn-Rasthof am Hermsdorfer Kreuz (Thüringen) einen Hochsicherheitsparkplatz für Lkw eröffnet. Acht Lkw-Stellplätze bietet er, gesichert unter anderem durch hohe Zäune, elektronische Einfahrtkontrollen, Videoüberwachung und Alarmsysteme. Sie sollen verhindern, was der Logistikbranche zu schaffen macht: zunehmender Diebstahl von Lkw-Ladungen. Allerdings wird der Sicherheitsparkplatz bislang kaum genutzt. Pro Woche stehen dort nur zwei bis vier Lkw, so Firmensprecher Matthias Kreuz.
Besserung nach Jahren
Ähnliche Probleme hatte vor Jahren auch der erste Sicherheitsparkplatz Deutschlands in Sachsen-Anhalt: Auf dem Rasthof Uhrsleben (Börde) steuerten nach der Eröffnung 2007 im Schnitt nur drei Lkw pro Nacht einen der 56 Parkplätze an. Zahlen werden dort heute nicht genannt. Die Auslastung habe sich „inzwischen aber gut entwickelt“, sagt Pächter Rüdiger Thormeier.
Darauf setzt auch Traspal: Die Auslastung werde sich ändern, sobald das Netz an Sicherheitsparkplätzen dichter werde, so Kreuz. Ein Problem sei, dass festgelegte Pausenzeiten von Lkw-Fahrern selten dort anstehen, wo sich ein sicherer Parkplatz befindet. Nach der Eröffnung zweier EU-geförderter Projekte in Uhrsleben und an der A 6 habe sich aber über Jahre nichts getan. Traspal sieht einen Bedarf von 100 Stationen in Deutschland, 80 bis 100 will die Firma nach eigenen Angaben selbst schaffen - auch in Sachsen-Anhalt gebe es Gespräche.
Ein Problem für die Auslastung dürften jedoch auch die Kosten sein. In Hermsdorf schlagen sie für einen Lkw pro Nacht mit mindestens 88 Euro zu Buche - viel im Vergleich zu Uhrsleben (25 Euro). Traspal begründet das unter anderem mit moderner Überwachungs- und Alarmtechnik. Natürlich werde in der Transportbranche anfangs kritisch beäugt, wie die Gegenleistung aussieht, so Kreuz. Versender der Fracht müssten solche Kosten zudem in ihren Budgets berücksichtigen. „Solange der Preisdruck hoch ist, ist das recht schwierig.“
Dabei ist der Schaden durch Frachtdiebstahl - zum Beispiel durch sogenannte „Planenschlitzer“ - enorm. „Wir schätzen ihn für deutsche Transportversicherer auf rund 300 Millionen Euro im Jahr“, sagt Hasso Suliak, Sprecher beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Tatsächlich dürfte er viel höher sein. Laut einer Studie des Bundesamtes für Güterverkehr sind in der Summe weder ausländische Versicherer noch Folgekosten wie Produktionsausfälle enthalten. Auch zu Fallzahlen gibt es keine genauen Angaben: Frachtdiebstahl wird in Polizeistatistiken nicht separat erfasst. Experten gehen von 6000 Fällen jährlich in Deutschland aus.
Eine Frage der Finanzierung
„Wir glauben an das Potenzial von Sicherheitsparkplätzen, wenn sie preislich attraktiv sind, gutes Marketing haben und die Lage stimmt“, sagt der GDV-Sprecher. In der Vergangenheit seien Investoren vor allem an der Finanzierung gescheitert, in Frankreich etwa unterstütze der Staat. Traspal investiert nach eigenen Angaben selbst - bis zu 500000 Euro pro Standort.
Branchenverbände und Versicherungen haben unterdessen eine „Arbeitsgemeinschaft Diebstahlprävention in Güterverkehr und Logistik“ gegründet. Zu den Forderungen gehören Spezialeinheiten bei der Polizei und Unterstützung bei Investitionsvorhaben. (mz)