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Diebstahl eines Maibaums Diebstahl eines Maibaums: Aus einer Schnapsidee wurde eine bierernste Sache

Von Klaus Adam 28.07.2004, 19:34

Dommitzsch/Elster/MZ. - Nur wenige Tage stand der Maibaum im sächsischen Dommitzsch da, wo er hingehört. Am Himmelfahrtstag wurde er von Kanupaddlern aus Elster entführt - mit ungeahnten Folgen.
Dass aus der Schnapsidee nun Bierernst wurde, hätten sich die jungen Männer aus Elster (Landkreis Wittenberg) am Himmelfahrtstag (20. Mai) nicht träumen lassen. Der Diebstahl des Maibaums vom Markt der sächsischen Kleinstadt Dommitzsch, quasi im Vorbeipaddeln auf der Elbe, beschäftigt nun die Anwälte. Dabei sollte der grün-weiß ummantelte Stamm mit den Schleifen und Wappen von Unternehmen und Vereinen eigentlich schnell wieder ausgelöst werden. Gegen das obligatorische Fass Bier.

Doch André Burkert, Vorsitzender der Dommitzscher Schützengilde, die den Maibaum aufstellte, reagierte verärgert. "Seit das Ding fehlt, haben sich die Elsteraner bei uns nicht gemeldet", schimpft er. Außerdem dürfe nach den bayerischen Brauchtumsregeln ein Maibaum nach dem 1. Mai nicht mehr gestohlen werden. Ginge er auf die Forderung ein, "kämen die Leute ja vor Lachen nicht in den Schlaf. Ich hole meinen Baum von Elster weg und spendiere noch das Fass Bier." Allein die Transportkosten würden das Limit überschreiten. Der Dommitzscher hat Anzeige erstattet.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig untersucht den Verdacht des Diebstahls, bestätigt Staatsanwalt Axel Vahl. Ein Ergebnis könnte vielleicht in einer Woche vorliegen, meint er. Vahl will sich alle Möglichkeiten einer Bewertung noch offen halten. Denkbar sei auch, dass es sich um ein Delikt mit Brauchtumshintergrund handelt. Das wäre dann "sozialadäquat" und nicht rechtswidrig.

Inzwischen mehren sich die Stimmen, die Affäre locker zu sehen. Aus dem Torgauer Brauhaus war zu hören, dass man das Fass Bier stiften würde. Auch der Anwalt Klaus Peter Wöhlermann, der die Elsteraner berät, würde es springen lassen. Er mahnt eine außergerichtliche Einigung an.

Das sieht auch der Vorsitzende des Elsteraner Kanuvereins "Harmonie", Lutz Rotte, so. Obwohl er darauf verweist, dass die jungen Leute nicht für den Verein gehandelt haben, wenn auch einige Vereinsmitglieder sind. "Wenn also irgendwelche Forderungen auf sie zukommen, dann müssen sie die selber tragen. Das wissen sie aber selbst", erklärt er.