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DFB-Pokal DFB-Pokal: Mit Sicherheit wird es schwierig

Von KATRIN LÖWE UND CHRISTOPH KARPE 01.07.2011, 21:11

Halle (Saale)/DESSAU-ROSSLAU/MZ. - Es dürfte spannend werden am Donnerstag in Dessau. Natürlich, es wäre ein echtes Fußball-Highlight, das DFB-Pokalspiel des Halleschen FC gegen Eintracht Frankfurt am 30. Juli im Paul-Greifzu-Stadion. In die Vorfreude mischen sich aber auch andere Töne. Beide Clubs haben ihre Problem-Fans. Ausreichend viele, dass die Dessauer Polizei zunächst erhebliche Bedenken anmeldete, ehe sie vom Innenministerium gestoppt wurde.

Auf einer großen Sicherheitsberatung am Donnerstag wird sich nun zeigen, ob die Zweifel ausgeräumt werden können. Immerhin: Noch 2008 sagte die Stadt ein Pokalfinale zwischen dem HFC und dem 1. FC Magdeburg ab. Man sah sich außerstande, die Fans der rivalisierenden Lager zu trennen. Auch jetzt, sagt Stadtsprecher Carsten Sauer, wäre Dessau zwar gern Ausrichter, "ist es aber kein Geheimnis, dass wir Bedenken haben".

Bedenken, die das Ministerium noch kürzlich mit einem Basta an den Rand fegte. Es wäre "eine Provinzposse", wenn die Polizei das Spiel nicht absichern kann, hieß es vollmundig. Mittlerweile gibt man sich selbst in Magdeburg deutlich zurückhaltender: Erst nach der Beratung werde sich entscheiden, ob das Spiel in Dessau laufen könne, so Sprecherin Anke Reppin. Das Land werde alles dafür tun. "Wenn die baulichen Anforderungen aber fehlen" - die seien im Ministerium noch nicht bekannt - "kann man das nicht durch Polizei ersetzen".

Eine Herausforderung dürfte schon der Einlass werden. Das Stadion hat nur einen Eingang. Flankiert wird all das von zwei weiteren Punkten: Zum einen findet zeitgleich in Zerbst ein Treffen des berüchtigten Rockerclubs Bandidos statt, zu dem rund 2.000 Mitglieder erwartet werden. Wie viele Polizisten für beide Veranstaltungen nötig sind - das Ministerium lässt dies offen. Zum zweiten: Einer Leipziger Security-Firma ist die Partie offenbar zu heiß. Das Stadion sei für ein Spiel mit solchem Risiko nicht ausgelegt, heißt es in einem jetzt bekannt gewordenen Schreiben, mit dem die Firma den Einsatz im Stadioninneren - dort ist der Verein zuständig - ablehnte. Dessen Authentizität hat sie am Freitag bestätigt.

HFC-Manager Ralph Kühne gibt sich dennoch gelassen, spricht selbst nur von fehlender Personal-Kapazität bei den Leipzigern. "Wir suchen sowieso einen neuen Sicherheitsdienst für unser neues Stadion", sagt er. Die Ausschreibung laufe, der Gewinner werde auch in Dessau absichern. "Eine Alternative zu diesem Austragungsort existiert gar nicht." Also verbreitet Kühne Zuversicht. "Was wurde nicht alles im Vorfeld von heißen Spielen an Krawallen vorausgesagt. Zum Beispiel vor dem letzten Landes-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Magdeburg. Zu über 90 Prozent blieb dann, wie in jenem Spiel, alles friedlich", sagt er. Allerdings schränkt auch Kühne ein: "Natürlich können wir nicht abschätzen, ob Fan-Gruppen von unbeteiligten Vereinen einfliegen und die Partie als Plattform nutzen, um Zoff anzuzetteln. Dass die HFC-Anhänger auf Randale aus sind, kann ich mir nicht vorstellen."

Für die wahren Fans mag das zutreffen. Tatsache aber ist: Neben den Randalen hallescher Chaoten 2009 bei Punktspielen gegen Plauen oder Magdeburg - auch bisherige Pokalspiele lagen den Hallensern schon schwer im Magen. 2008 kam es gegen Hannover zu schweren Ausschreitungen, die zu einer zehnminütigen Spielunterbrechung führten. Verein und Mannschaft hatten die Nase voll und stoppten den Kartenverkauf für das nächste Punktspiel. 2010 explodierten im Pokalspiel gegen Union Berlin in Leipzig Böller neben dem Union-Keeper. Der HFC kassierte 12.000 Euro Strafe - die bis dahin höchste für ihn.

Und nun also Frankfurt. 600 Fans der Kategorien B und C - gewaltbereit oder sogar gewaltsuchend - hat die Eintracht laut hessischem Innenministerium. Klaus Lötzbeier, im Vereinsvorstand zuständig für Fanarbeit, will beruhigen: "Bisher haben wir keine Erkenntnisse, dass es beim Pokalspiel gegen Halle zu ernsthaften Krawallen kommen könnte." Sicher würden viele Fans mitreisen. "Aber man sollte sie nicht gleich in die Schublade von Krawallmachern stecken, dagegen wehre ich mich entschieden."

Doch nach einem Abstieg stellt sich bei Frankfurter Fans immer so eine Jetzt-erst-recht-Mentalität ein. Das Banner "Deutscher Randalemeister 2011" am Ende der letzten Saison, mit der sich die Ultras für einige Ausschreitungen am Rande von Bundesliga-Spielen auch noch pubertär feierten, lässt Arges befürchten. Zuletzt sah sich selbst die Polizei so bedrängt, dass ein Beamter einen Warnschuss abgab.

Mindestens 1.500 Fans der Hessen werden zu dem Spiel anreisen. Wo auch immer es stattfinden mag.