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DDR-Geschichte DDR-Geschichte: Mehr Sachsen-Anhalter wollen in Stasi-Akten schauen

05.12.2014, 16:34
Zerrissene Akten liegen in der Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR in Magdeburg.
Zerrissene Akten liegen in der Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR in Magdeburg. dpa Lizenz

Magdeburg - In Sachsen-Anhalt haben in diesem Jahr schon mehr Menschen einen Antrag auf Einsicht in ihre Stasi-Akten beantragt als im gesamten Vorjahr. Nach 8280 Anträgen im Jahr 2013 seien es bis zum 1. Dezember 9087 gewesen, sagte der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Roland Jahn, am Freitag in Magdeburg. Dort besuchte er gemeinsam mit Ex-Ministerpräsident Wolfgang Böhmer die Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde.

Der 78-jährige Böhmer steht seit Kurzem einer 14-köpfigen Expertenkommission vor, die eine Empfehlung zur Zukunft der Behörde nach 2019 machen soll. Böhmer betonte, ein Konsens werde längere Zeit in Anspruch nehmen, voraussichtlich bis Ende 2015. „Wir werden mit Sicherheit als Kommission nicht dafür sein, alle Akten irgendwo in Deutschland, ob in Koblenz oder Flensburg zusammenzufassen und zu archivieren. Das schwebt uns wirklich nicht vor.“

Regionale Aufarbeitung

Jedes neue Bundesland brauche eine solche Stelle für die Stasi-Akten, sagte Böhmer. Jahn betonte: „Wir sehen in der regionalen Aufarbeitung eine wichtige Komponente.“ Sie sei nah dran an den Menschen. Zudem sei die Arbeit mit Jugendlichen wichtig.

Die Zahl der Menschen, die die Stasi miterlebt hätten und Akten hätten, nehme in den nächsten 10 bis 20 Jahren ab und Einstellungsuntersuchungen würden auch weniger notwendig, sagte Böhmer. Seine Kommission solle dem Bundestag nun einen Vorschlag unterbreiten, wie damit umzugehen ist. Eine Überlegung sei, die Arbeit der Behörde und damit auch deren Personal in dem Maß herunterzufahren, in dem die Betroffenen weniger würden.

Opferverbände und er seien aber auch der Meinung, dass die Arbeit „nicht nur als Gedenkarbeit und zur Aufarbeitung von deutscher Geschichte“ gebraucht werde. „Wir werden sie auch zukünftig brauchen zur politischen Bewusstseinsbildung.“ Dafür müssten Strukturen aufgebaut werden. (dpa)

Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR (BStU), Roland Jahn (l), und Wolfgang Böhmer (CDU), Vorsitzender der Expertenkommission zur Zukunft des BStU, besuchen die Stasi-Unterlagenbehörde in Magdeburg.
Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR (BStU), Roland Jahn (l), und Wolfgang Böhmer (CDU), Vorsitzender der Expertenkommission zur Zukunft des BStU, besuchen die Stasi-Unterlagenbehörde in Magdeburg.
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