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Bus-Kontrolle Bus-Kontrolle: Einladung zur Zwangspause auf der Autobahn

Von Jan Wätzold 29.07.2004, 19:24

Dessau/MZ. - Dienstag, Mittwoch, Donnerstag - für Dieter Kühne sind das Flautetage. "Wer mit dem Bus in den Urlaub will, macht sich am Wochenende auf die Socken", so die Erfahrung des Oberkommissars, der bei der Autobahnpolizei Dessau der Spezialist für den Personenfernverkehr ist. Warum die europaweite Schwerpunktkontrolle ausgerechnet auf die drei Tage gelegt wurde, an denen außer ein paar Kaffeefahrt-Fans nur wenige Leute per Bus über den Kontinent gondeln, ist dem erfahrenen Beamten denn auch ein Rätsel.

Doch Dienst ist Dienst. Und so stehen Kühne und seine Kollegen nun schon den dritten Tag auf dem Rastplatz kurz vor der Abfahrt Dessau-Süd, ohne dass der eigentliche Anlass der Kontrolle sie ins Schwitzen bringen könnte. Vier Busse am Dienstag, zwölf am Mittwoch, am Donnerstag noch einmal vier - mehr gibt der auf der A 9 gen Norden fließende Verkehr beim besten Willen nicht her.

Dabei ist Klaus Puder wie ein Schießhund darum bemüht, sich keinen Kandidaten für die nächste Kontrolle durch die Lappen gehen zu lassen. Der Polizist sitzt hundert Meter von Kühne und den anderen entfernt vor einem Monitor, der ihm verrät, was drei Kilometer vor dem Rastplatz passiert. Dort hat eine Kamera jenes Stück Autobahn im Visier, unter dem eine für Laien unsichtbare Waage das Gewicht jedes Fahrzeuges registriert. Blitzschnell rechnet ein Programm Last und Anzahl der Achsen zusammen. Piept der Computer, weiß Puder, dass er in eineinhalb Minuten einen Verkehrssünder von der Piste winken darf.

Mit derlei Routine vertreibt sich der Trupp die großen Pausen zwischen den Bussen. "Schließlich werden wir ja nicht fürs Nichtstun bezahlt", sagt Kühne, während er den Fahrtenschreiber eines Lkw überprüft. Am Ende der Frühschicht wird der Oberkommissar 14 Fahrer wegen der Überschreitung der Lenkzeiten und zwei wegen Überladung verwarnt beziehungsweise mit Geldbußen belegt haben. Weitere zwei Fahrer müssen auf dem Rastplatz ihre nicht eingehaltene Ruhezeit nachholen.

Als endlich doch noch ein Bus über Puders Monitor huscht, freuen sich die Polizisten ebenso wie der Kapitän des wenig später per Kelle zum Halt gezwungenen Fahrzeugs. Klaus Munzert hat einen 43-köpfigen Kegelverein aus Hof an Bord - und Lust auf eine Zigarette. Seit 18

Jahren fährt der Bayer für das Fuhrunternehmen "Weiherer" Fernwehgruppen kreuz und quer durch Deutschland. "Dabei bin ich höchstens zehnmal kontrolliert worden", erzählt der 48-Jährige. Selten aber sei ihm eine Zwangspause so gelegen gekommen wie heute, da die Nichtraucher-Tour erst in gut zwei Stunden in Berlin zu Ende gehen wird.

Während Munzert genüsslich blaue Wölkchen in den Sommerhimmel bläst, kämpft sich Kühne durch den Stapel Papiere, den jeder Busfahrer auf Verlangen vorweisen muss. Doch der Beamte weiß bereits, dass er nichts finden wird. Gut gepflegten Bussen wie diesem sehe man in den meisten Fällen schon an, dass auch mit dem Fahrer alles seine Richtigkeit habe. Und so ist es auch diesmal.

Enttäuscht ist Klaus Gude, Leiter des Verkehrsdienstes bei der Dessauer Autobahnpolizei deshalb aber nicht. "Ihren Zweck erfüllen die Kontrollen auch so", sagt der Hauptkommissar. "Viele Unternehmen wissen mittlerweile, dass sie sich nichts leisten können."