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Zu Besuch bei Tierärztin in Memleben Zu Besuch bei Tierärztin in Memleben: Hilfe für Schützlinge

Von Gisela Jäger 14.04.2020, 07:54
Tierärztin Karin Bendix vor ihrer Praxis mit ihrer vierbeinigen „Mitarbeiterin“, der Beaglehündin Bella.
Tierärztin Karin Bendix vor ihrer Praxis mit ihrer vierbeinigen „Mitarbeiterin“, der Beaglehündin Bella. Gisela Jäger

Memleben - „Tierärztinnen und Tierärzte sind eine systemrelevante Berufsgruppe, und somit ist die Versorgung in den Großtier- als auch Kleintierpraxen weiterhin jederzeit zu den jeweiligen Öffnungszeiten gesichert“, verdeutlicht Karin Bendix aus Memleben, die mit ihrer Kleintierpraxis für die Tierbesitzer von Hund und Katze über Kaninchen und weitere Haustiere mit Rat und Tat geöffnet hat. „Sie können sich bei Erkrankungen ihrer Tiere weiterhin an ihren jeweiligen Haustierarzt wenden,“ rät Frau Bendix aus gegebenem Anlass.

Strengere Regeln

„Es gab schon bei einigen Tierhaltern Verunsicherung und mehr Anrufe in der Praxis als sonst, nachdem in Zeiten von Corona immer weitere Einschränkungen im öffentlichen Leben wirksam geworden sind. Auch ich habe mich in meiner Praxis auf die zusätzlichen Abstands- und Hygieneregelungen eingestellt“, sagt die Tierärztin. Zwar gelten ohnehin in den Tierarztpraxen hohe hygienische Anforderungen, damit Tierkrankheiten bei den vierbeinigen Patienten nicht weiter übertragen werden. Inzwischen werden nun Türklinken, der Wartezimmerbereich und weitere Berührungspunkte beim Praxisbesuch durch Mensch und Tier noch mehr und öfter desinfiziert als zuvor.

Außerdem wird die Einzelbehandlung terminlich noch genauer mit den Tierbesitzern abgestimmt, und das Wartezimmer darf nur noch einzeln betreten werden, wie dem Hinweis an der Tür zu entnehmen ist. Karin Bendix weiß, dass ihre Kolleginnen und Kollegen in anderen Orten und Praxen ähnlich verfahren, „denn wir selbst wollen genauso gesund bleiben wie die Leute, die mit ihren kranken oder verletzten Tieren unsere Hilfe benötigen. Um ängstliche Tiere im Behandlungsraum zu beruhigen, dürfen Frauchen oder Herrchen bei der Behandlung des tierischen Lieblings dabei sein - natürlich unter den nötigen Sicherheitsabstand“, erklärt Karin Bendix, die während der Behandlung von ihrem Mann Rico assistiert wird.

Abgesehen von den üblichen Tierarztbehandlungen oder der Notfallversorgung verletzter Tiere, arbeitet Tierärztin Bendix seit 2013 nach einem entsprechend absolvierten Zusatzstudium auf dem Spezialgebiet der veterinärmedizinischen Tierverhaltenstherapie. Hierzu zählen Verhaltensstörungen wie Trennungsangst, Unsauberkeit, Geräuschphobie oder Angstaggression bei Hund und Katze. Nach diagnostischer Abklärung, ob eine Krankheit als Ursache für die Verhaltensauffälligkeit in Frage kommt, wird ein Therapieplan aufgestellt. Neben einem entsprechenden Training kommen zum Teil Medikamente zum Einsatz, und die Haltungsbedingungen werden modifiziert. Eine zuverlässige „Mitarbeiterin“ bei der Tierverhaltenstherapie ist ihre Beaglehündin Bella. Aber manchmal reicht auch eine Schmerzbehandlung, da diese oft Ursache für Verhaltensstörungen sind.

Wesenstest als Standbein

In Sachsen-Anhalt müssen sogenannte Rassenlistenhunde, wie beispielsweise der Pitbull und Hunde nach Beißattacken sich einem Wesenstest unterziehen. Im südlichen Teil von Sachsen-Anhalt arbeiten Karin Reglich und Karin Bendix als Sachverständige für Wesenstests. Wird der Hund vom Ordnungsamt als gefährlich eingestuft, müssen die Hundehalter zusätzlich eine Sachkundeprüfung ablegen. Dabei kann der praktische Teil der Prüfung in der Tierarztpraxis Bendix erfolgen, während die Theorie vom Landesverwaltungsamt abgenommen wird.

Karin Bendix hat zudem seit 2016 die Ermächtigung zur Weiterbildung für den Bereich der Tierverhaltenstherapie sowie die Zulassung als Weiterbildungsstätte für Tierverhaltenstherapie laut Weiterbildungsverordnung für Tierärzte der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt. Was etwas sperrig klingt, heißt, dass Frau Bendix Kolleginnen und Kollegen auf diesem Gebiet weiterbilden darf. Da dies momentan nicht als Gruppenangebot durchgeführt werden kann, erfolgt die Weiterbildung per PC. Auch wird die Tierärztin mit ihrem Fachwissen als Gutachterin herangezogen. Sie benennt ein aktuelles Beispiel: „Derzeit arbeite ich an einem Gutachten für einen in einem Tierheim untergebrachten (Problem)Hund hinsichtlich der Grundfrage, ob er therapiewürdig ist.“ Das Gutachten entscheidet dann, ob das Tier unter Umständen eingeschläfert werden muss. Doch in dem konkreten Fall sähe sie einen guten Ansatz, dass der Vierbeiner eine Chance hat, therapiert zu werden. Karin Bendix arbeitet zudem mit Kollegen des Veterinäramtes des Burgenlandkreises als Prüferin bei der Hundetrainerprüfung nach Paragraf 11a des Tierschutzgesetzes zusammen. „Die Tierverhaltenstherapie ist in meiner Praxis ein wichtiges zweites Standbein geworden“, sagt sie.

Kein Beleg für Übertragung

Das Thema Corona ist darüber hinaus längst Thema im Bereich der tierärztlichen Medizin. Diese Virengruppe umfasst auch bestimmte Erkrankungen wie Darmerkrankungen beim Hund und Feline Infektiöse Peritonitis bei Katzen. Covid 19 ist allerdings eine neue Variante des Coronavirus. Aktuell hatte ein Pressebeitrag die Frage aufgeworfen, ob Corona zwischen Tier und Mensch übertragbar ist. Laut derzeitigen Wissensstand wird das neue Virus von Hunden nicht übertragen, und auch bei Katzen gibt es derzeit keine gesicherten wissenschaftlichen Belege dafür. Karin Bendix: „Hier besteht noch sehr viel Forschungsbedarf. Eindeutig bewiesen hingegen ist, dass Hunde und Katzen gerade in Zeiten der Isolation wichtige Sozialpartner und Quellen der Freude sind.“