Zeitz-Bergisdorf: Zeitz-Bergisdorf: Reit- und Fahrverein viel älter als gedacht

Zeitz/MZ. - Da staunte Ernst Ebenhoch, 1. Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins Zeitz-Bergisdorf, nicht schlecht. Eigentlich wollte der Verein im Rahmen seines großen Reitturniers im August sein 100-jähriges Bestehen feiern. Während der Recherchen für die geplante Vereinszeitschrift kam jedoch heraus: Der Zeitzer Reitverein ist nachweislich schon seit mindestens 120 Jahren in der Region aktiv.

Ein erster Anhaltspunkt

"Durch einen Bericht aus der Pferdezeitschrift Sankt Georg von 1935 wurden wir auf unsere Vereinsgeschichte von vor 1945 aufmerksam", erläuterte Ebenhoch auf einer Pressekonferenz am Donnerstag im Stadtarchiv der Moritzburg. Von 15 bereits ausgetragenen Turnieren sei dort die Rede gewesen, womit das erste von ihnen auf 1921 datiert werden konnte. 20 000 Gäste sollen dabei angeblich auf den Tröglitzer Elsterwiesen zugegen gewesen sein. "Somit lag auch die Vermutung nahe, dass Pferdesportsmänner bereits vor dem 1. Weltkrieg in der Region aktiv waren", so Ebenhoch. Damit war das Interesse geweckt und die Fühler wurden in viele Richtungen ausgestreckt: "Wir informierten uns beim Deutschen Pferdemuseum und der Hochschule Hannover", so der Vorsitzende, "aber fündig wurden wir im Zeitzer Stadtarchiv."

Der endgültige Beweis

"Dank der Unterstützung der Archiv-Mitarbeiter erhielten wir rasche Einsicht in die Unterlagen und mit Hilfe von Albrecht Wolf aus Hainichen, welcher der Altdeutschen Schrift mächtig ist, wurden wir schließlich fündig", führte Ebenhoch weiter aus. In einer Akte des Magistrats zu Zeitz fasste dieser 1894 für den königlichen Landrat alle zu dieser Zeit aktiven Zeitzer Vereine und geschlossener Gesellschaften in einer Auflistung zusammen. "Und unter der laufenden Nummer 133 und der Registrierungsnummer 158 stand der für uns so wichtige Beleg", sagte er. "Reiterverein zu Zeitz", geleitet von Richard Näther, einem Fabrikbesitzer mit Sitz in der Wasservorstadt Nummer 47. So erkannten die Mitglieder, dass ihr Verein nicht nur deutlich älter war als bislang gedacht, sondern dass ein bedeutender Unternehmer und Förderer der Stadt Zeitz ihr erster Vorsitzender war.

Ebenhoch ist begeistert von den neuen Erkenntnissen und möchte nun weiter recherchieren: "Vielleicht finden sich ja Belege aus noch früherer Zeit!"

Zukunft braucht Herkunft

"Zukunft braucht Herkunft" war stets eine seiner gern gebrauchten Redewendungen. "Aber offenbar habe ich mit meinem Vater trotzdem viel zu selten über die Vergangenheit geredet", gesteht Ebenhoch. Die geplante Zeitschrift werde nun noch etwas dicker und die Jubiläumsfeier beim großen Reitturnier noch etwas pompöser ausfallen. Die ganze Geschichte werde dann ausgiebig erzählt, im Rahmen einer "Zeitreise durchs Jahrhundert zu Ehren des Pferdes".