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Wirtschaft in der Region Wirtschaft in der Region: Wie Firmen Azubis ködern

Von Meike Ruppe-Schmidt 26.09.2018, 07:39
Auf der Berufsinformationsmesse in Zeitz kämpften neben der Firma Schüco Unternehmen aus dem ganzen Burgenlandkreis um Azubis.
Auf der Berufsinformationsmesse in Zeitz kämpften neben der Firma Schüco Unternehmen aus dem ganzen Burgenlandkreis um Azubis. Isabell Bergner

Zeitz/Naumburg - Der Arbeitsmarkt im Kreis wirkt wie leer gefegt. 120 Ausbildungsstellen sind zum Start des Lehrjahres offen. „Besonders in der Handwerks-, Fleischerei- und Bäckerbranche spürt man den Fachkräftemangel“, sagt Alexander Burkhardt, Sprecher der Arbeitsagentur Weißenfels auf der Berufsinformationsmesse in Zeitz. „Für junge Leute sind solche Berufe immer weniger attraktiv. Ihre Ansprüche haben sich gewandelt.“ Das würden auch viele Firmen erkennen - und mit ungewöhnlichen Anreizen um Mitarbeiter kämpfen. Tageblatt/MZ fragte in verschiedenen Branchen nach.

Firmenwohnungen

Die Sanitär- und Heizungsfirma Pleitz aus Laucha sucht verzweifelt Anlagemechaniker und Servicekräfte. „Neben übertariflicher Bezahlung, Gewinnbeteiligung sowie Urlaubs- und Weihnachtsgeld bieten wir unseren Mitarbeitern Wohnungen am Standort zu minimaler Miete an“, sagt Simone Hess, Ausbilderin und Chefsekretärin. „Außerdem haben wir Ferienobjekte geschaffen, in denen Angestellte kostengünstig Urlaub machen können.“

Mütter-Schichten

Am Standort Meineweh sucht Offermann-Logistik Lkw- und Gabelstaplerfahrer. „Wir bieten Mitarbeitern neben einem marktüblichen Gehalt Sachleistungen wie Tankgutscheine,“ sagt Dietmar Pranke. Und: „Wir haben eine sogenannte Mütter-Schicht eingeführt. Sie ermöglicht es Müttern mit kleinen Kindern, weiter in der Firma zu arbeiten.“

Erholungstage

Das Problem der Schichtarbeit trifft auch das Atrium Hotel Amadeus in Osterfeld. „Wir sind flexibler in der Arbeitszeitgestaltung geworden, um überhaupt Mitarbeiter zu gewinnen“, sagt Hoteldirektor Marko Tiedke. Vor allem im Bereich Küche, Rezeption und Service herrsche Not. „Wir können nur wenig mehr als den Mindestlohn zahlen und stocken das Gehalt mit Tankgutscheinen auf. Außerdem bieten wir Mitarbeitern einmal pro Jahr Extra-Geld für einen Erholungstag.“

Führerschein und Fahrrad

„Mit der großen Industrie können auch wir nicht mithalten“, sagt Markus Burggraf. Deshalb setzt seine Zeitzer Metallbaufirma auf Gesundheitsbeihilfen wie Massage-Gutscheine oder Kosten fürs Fitnessstudio. „In Einzelfällen haben wir auch schon den Führerschein bezahlt oder ein Firmenfahrrad zur Verfügung gestellt.“ Außerdem arbeite man eng mit Schulen zusammen, um künftige Azubis für das Unternehmen zu begeistern.

Schulpatenschaften

Eine sogenannte Schulpatenschaft haben auch die Stadtwerke Zeitz mit der Sekundarschule am Schwanenteich geschlossen. „Durch diese aktive Partnerschaft stellen wir uns regelmäßig an der Schule vor“, sagt Unternehmenssprecher Sebastian Nicolai. „Ab der siebten Klasse begleiten wir interessierte Patenschüler und geben ihnen Tipps zur schulischen Entwicklung. Dadurch konnten wir bisher immer wieder Nachwuchs gewinnen.“

Vorzugsaktien

Eine komfortable Position, in der Betriebsleiter Frank Kiesewetter auch die Südzucker AG in Zeitz sieht. „Da wir eng mit Schulen zusammenarbeiten, trifft uns der Fachkräftemangel noch nicht mit voller Wucht“, sagt er. „Wir bieten mit Tariflohn, Betriebsrente, Gewinnbeteiligung und Vorzugsaktien gute Anreize.“ Darüber hinaus setze man darauf, jungen Leuten Vertrauen zu schenken und ihnen Verantwortung zu übertragen. „So ziehen wir gezielt eigene Kräfte nach und halten sie im Unternehmen.“

Kostenfreie Kita-Plätze

Auf Nachwuchsförderung setzt auch die Heitzmann-GmbH in Zeitz, die ihre Angestellten nach Tarif bezahlt und eine Betriebsrente anbietet. „Uns ist es wichtig, dass unsere Mitarbeiter Spaß haben und motiviert sind“, sagt Geschäftsführerin Grit Datow. „Da darf es in individuellen Fällen auch mal ein Handy sein.“ Für viel wichtiger halte sie aber familienfreundliche Arbeitszeiten. „Mitarbeiter sollen sich hier wohlfühlen. Um das zu unterstützen, zahlen wir ihnen auch die Kita-Plätze.“