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Winzervereinigung Freyburg Winzervereinigung Freyburg: Griff nach sächsischem Wein

Von Steffen Höhne 27.01.2019, 14:01
Die Mitglieder der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut bewirtschaften Weinberge im gesamten Anbaugebiet.
Die Mitglieder der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut bewirtschaften Weinberge im gesamten Anbaugebiet. Bildgrafik: Tobias Büttner/DPA

Freyburg - Der größte Wein-Hersteller an Saale und Unstrut will erstmals außerhalb des Anbaugebietes expandieren: Die Winzervereinigung Freyburg (Burgenlandkreis) beabsichtigt, die Weinbaugesellschaft Meißen als Mitglied aufzunehmen. Doch sowohl in der hiesigen Genossenschaft als auch im Weinbauverband Sachsen wird der Griff nach dem sächsischen Wein von Winzern kritisch gesehen. Das hängt auch mit den handelnden Personen zusammen.

Zuletzt mehr Absatz als Ernte bei Winzervereinigung Freyburg

Die Winzervereinigung Freyburg ist mit 370 Mitgliedern und einer Rebfläche von 400 Hektar der mit Abstand größte Weinproduzent im Anbaugebiet, das sich auf Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt. Das Unternehmen verkaufte im vergangenen Jahr nach Angaben von Geschäftsführer Hans Albrecht Zieger 2,8 Millionen Liter - vorwiegend im Einzelhandel.

Die diesjährige Ernte belief sich allerdings nur auf 2,4 Millionen Liter. Die Weine besitzen ein gutes Image und gehen für etwa fünf Euro je Flasche über den Ladentisch. „Wenn wir künftig wachsen wollen, müssen wir expandieren“, sagt Zieger. Im eigenen Anbaugebiet seien die Rebflächen jedoch begrenzt. Daher sei es sinnvoll, nach Sachsen und Brandenburg zu schauen.

Nun hat die sächsische Weinbaugesellschaft Meißen einen Aufnahmeantrag in Freyburg gestellt. Pikant daran: Die Weinbaugesellschaft gehört zu großen Teilen Zieger und dem Aufsichtsratschef der Winzervereinigung, Andreas Silbersack. Um das zu verstehen, muss man kurz in die Historie blicken: Zieger stammt aus einer Winzerfamilie in Meißen. Sein Vater bewirtschaftete Jahrzehnte lang etwa sechs Hektar, Zieger selbst zog es jedoch zur Winzervereinigung.

Statuten der Winzervereinigung müssen geändert werden

„Meine Familie hatte nun die Möglichkeit, in Meißen größere Rebflächen zu erwerben“, erläutert er. Die Weingüter Proschwitz (Prinz zur Lippe) und Wackerbarth gaben Flächen sowie einen Weinkeller in Zabel ab. Die Weinbaugesellschaft Meißen verfügt nun über 38 Hektar - die sich eher in flachen Lagen befinden. Rechtsanwalt Silbersack beteiligte sich an der Finanzierung. Das Problem: Können Zieger und Silbersack die Winzervereinigung führen und gleichzeitig einen Konkurrenten in Sachsen besitzen?

Damit Konflikte erst gar nicht entstehen, soll das Meißner Weingut Mitglied in Freyburg werden. Dazu müssen jedoch die Statuten der Winzervereinigung geändert werden. Bisher dürfen nur Betriebe des Anbaugebietes Saale-Unstrut beitreten. Eine Mitgliederversammlung am 16. Februar soll grünes Licht für eine Erweiterung geben. Zieger betont, dass es sich nicht um eine Ausnahmegenehmigung für ihn handeln soll. „Es gibt auch im südlichen Brandenburg interessante Flächen“, so der Unternehmenschef. Doch in der Genossenschaft rumort es: „Wird dadurch nicht unsere Marke beschädigt?“, fragt einer, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Skepsis bei Weinbauverband Sachsen

Auch im Weinbauverband Sachsen sehen einige Winzer das Vorhaben skeptisch: Vorstandschef Michael Thomas sagt: „Die Weinbaugebiete Sachsen und Saale-Unstrut müssen klar voneinander getrennt bleiben.“ In Sachsen setze man auf Klasse statt Masse - die sächsische Weinbaukultur müsse erhalten bleiben. „Wir wollen unternehmerisches Handel aber auch nicht blockieren und sind daher im Gespräch mit der Winzervereinigung Freyburg“, so Thomas.

Der Glanz der sächsischen Weine hat zuletzt aber gelitten. Bei mehreren Winzern wurde das verbotene Pflanzenschutzmittel Dimethoat gefunden.

Zieger versucht, die Sachsen zu beruhigen: Ziel der Winzervereinigung sei es nicht, sächsische Trauben in Sachsen-Anhalt zu verarbeiten. „Die Trauben sollen in einen sächsischen Keller kommen und der Wein dort auch abgefüllt werden. Wir wollen lediglich die Vermarktung übernehmen.“ Es soll eine eigenständige sächsische Qualitätsmarke entwickelt werden.

Traubengeld in Höhe von 11.700 Euro pro Hektar

Der Winzer verweist auf die Erfolge in Thüringen. Dort wurden 2015 rund 45 Hektar Rebflächen erworben. Diese werden nun teilweise als Thüringer Weinmarke verkauft. „Die Thüringer sichern aber auch unsere Liefersicherheit“, so Zieger. Die Flächen liegen jedoch im Anbaugebiet - waren somit leichter zu integrieren.

Um das sächsische Vorhaben durchzubringen, wird Zieger wohl mit einer harten Währung werben: Euro. Die hiesigen Genossenschaftsmitglieder bekommen im Jahr ein sogenanntes Traubengeld von 11.700 Euro pro Hektar, wenn sie ihre Trauben abliefern. Das ist im Bundesvergleich ein hoher Auszahlungswert. Die sächsischen Weine erreichen im Handel hohe Preise. Das heißt, mit Integration von Meißen kommt mehr Geld in die Kasse der Winzervereinigung und das Traubengeld dürfte wohl weiter steigen. (mz)