Leben wie im Urlaub Wie eine Leipzigerin im Burgenlandkreis ihren Traum vom Bauernhof lebt
Eine 25-jährige Leipzigerin lebt mit ihrem Mann und vielen Tieren auf einem ehemaligen Bauernhof in Schellbach. Warum sie die Idylle mit Fremden teilt.

Schellbach - Die Hühner gackern, die Ziegen meckern, der Hund wedelt aufgeregt mit dem Schwanz. Und der Pfau stößt seine typisch durchdringenden Schreie aus, die überall im Dorf zu hören sind. Mehr Landleben als bei Stefanie Reul und ihrem Mann Tobias in Schellbach geht fast gar nicht. Seit fünf Jahren haben sie hier einen ehemaligen Vier-Seit-Bauernhof und wollen nicht mehr weg. Während ihr Mann gebürtig aus dem Dorf ist, ist die 25-Jährige ein gebürtiges Stadtkind. „In Leipzig durfte ich keine Tiere haben. Hier erfülle ich mir jetzt meinen Traum. Ich möchte nie wieder zurück in die Großstadt“, sagt die junge Frau.
Über eine Dating-App hat sie vor fünf Jahren ihren Mann kennengelernt. Als erstes Treffen schlug er ihr vor, ihr den von ihm ein paar Wochen vorher gekauften Hof zu zeigen. „Ungewöhnlich, aber ich habe mir Gummistiefel angezogen und bin hingefahren. Das war Liebe auf den ersten Blick - also auch bei Tobias“, sagt Stefanie Reul mit einem Lachen. Und das obwohl noch gar keine Tiere da waren und der Zustand des Hofes katastrophal war. Aber sie sah nicht nur die viele Arbeit, das Areal zu beräumen und wieder herzurichten, sondern auch das große Potenzial.
„Neben der Tierpflege kümmern wir uns vor allem um die Sanierung des Haupthauses“
Zunächst hatten beide eine Wohnung in Tröglitz bezogen. „Aber dann haben wir einen Bauwagen zu einem sogenannten Tiny House umgebaut und wohnen jetzt lieber hier. Wir haben alles, was wir brauchen und sind sehr glücklich“, sagt die junge Frau. Schnell kamen auch die ersten Tiere dazu. Nach Hund Armi waren das Wachteln, Bienen, Zwergziegen, Schafe, Hühner, Pfaue und natürlich die Husky-Hündin Aurora. Später sollen noch Kühe und vielleicht ein, zwei Pferde folgen. „Neben der Tierpflege kümmern wir uns vor allem um die Sanierung des Haupthauses. Tobias ist handwerklich sehr geschickt und hat das alte Fachwerk wieder herstellen können“, freut sich die 25-Jährige schon auf den Einzug, der aber zeitlich noch nicht abzusehen ist.

Richtig heimisch werden wollen die beiden aber in Suxdorf, wo sie einen weiteren ehemaligen Vier-Seit-Bauernhof gekauft haben. Der Hof in Schellbach soll später mal dauerhaft vermietet werden. Teilweise machen die Reuls das jetzt schon. „Über unsere Facebook-Seite, in der wir unsere Fortschritte dokumentieren, wurden wir von den Machern der Internetseite hinterland.camp angesprochen, ob wir unser Areal nicht auch für Camper anbieten wollen“, erzählt Reul. Drei Tage später kam dann auch schon die erste Anfrage. „Ein Paar aus Nürnberg wollte eine Nacht bei uns verbringen. Aber da es vorher viel geregnet hatte, hatten wir vorgeschlagen, nicht zu weit ins Gelände zu fahren. Na ja, am Ende musste mein Mann das Wohnmobil mit seinem Allrad-Transporter wieder rausziehen“, sagt sie und grinst wieder. Trotzdem gab es eine gute Bewertung und kurz darauf verbrachte eine Familie schon vier Tage auf dem Hof der Reuls.
Familie? „Ja, aber erst wenn die Häuser fertig sind“
Zwölf Euro pro Nacht nehmen die, Strom ist vorhanden, Wasser könne man sich mit dem Kanister holen. „Ansonsten stehen unsere 8.600 Quadratmeter den Gästen voll zur freien Verfügung. Ein Mädchen wollte sogar auf der Wiese zelten und freute sich, dass unser kleines Zicklein in der Nacht zum Kuscheln zu ihm kam“, erinnert sich Stefanie Reul an den schönen Kontakt zu dieser Familie. Da es eine Geburtstagsreise der Frau war, gab es von der 25-Jährigen sogar einen Kuchen und viele tolle Gespräche.

Bei soviel Engagement auf dem eigenen Hof darf man aber nicht vergessen, dass die Reuls auch berufstätig sind. Tobias ist Kfz-Mechatroniker und Stefanie arbeitet zurzeit als Teilzeit-Lehrerin an der Grundschule in Droßdorf. Vor wenigen Tagen hat sie erst das erste Staatsexamen für ihr Lehramt mit der Traumnote 1,5 abgeschlossen, nun wartet sie auf ihr Referendariat. „Ich habe nach dem Abitur aber auch in einer Tierarztpraxis gearbeitet. Die Erfahrungen dort helfen mir jetzt auf dem Hof. Da kann ich den Tieren schon mal schneller helfen“, sagt sie.
Bei so einem ausgefüllten und intensiven Leben fragt man sich, ob auch der Wunsch nach einer eigenen Familie da ist? „Ja, aber erst wenn die Häuser fertig sind“, sagt die junge Frau. Bei dem Tempo und dem Eifer, den das junge Paar vorlegt, sollte das nicht mehr so lange dauern. (mz)