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Wenzelskirche Naumburg Wenzelskirche Naumburg: Schmuckstück am Pfeiler

Von Jana Kainz 18.11.2016, 10:23
Um die 100 Jahre fristete das Epitaph, das die Bekehrung des Paulus zeigt, sein Dasein im Verborgenen. Nun schmückt es restauriert die Wenzelskirche.
Um die 100 Jahre fristete das Epitaph, das die Bekehrung des Paulus zeigt, sein Dasein im Verborgenen. Nun schmückt es restauriert die Wenzelskirche. Biel

Naumburg - Einer der Nordpfeiler der Naumburger Stadtkirche Sankt Wenzel zieht seit einigen Tagen unweigerlich die Blicke auf sich. In luftiger Höhe wurde ihm ein „wirkliches Schmuckstück aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts“, umgelegt, wie Sigurd Susch, Kunstsachverständiger im Kirchenkreis Naumburg-Zeitz, das Epitaph nennt, das konserviert und teilsaniert nun wieder im Licht der Kirche erstrahlen kann. „Es verbreitet eine wunderbare Stimmung, hat eine unwahrscheinliche Leuchtkraft. Es ist eine große Bereicherung und ein Pendant zur goldenen Hildebrandt-Orgel“, schwärmt Susch.

Er war es, der das Kunstwerk, das in einer „sehr lebendigen, orientalischen Szene“ die Bekehrung des Paulus zeigt, 1998 aus der Versenkung und damit aus der Vergessenheit geholt und damit auch vor dem Verfall gerettet hat. „Seither habe ich gebohrt“, sagt er, dass es gesichert und der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wird.

Einen Mitstreiter fand der Naumburger in dem inzwischen verstorbenen einstigen Rektor der Hochschule für Bildende Künste Dresden, Ulrich Schießl. Der Professor habe dafür gesorgt, dass das Kunstwerk im Jahr 2009 an seine Hochschule gebracht und dort während zweier Diplomarbeiten untersucht und während Studienpraktika restauriert und konserviert wurde. Dabei hätten die Diplomanden nachweislich herausgefunden, dass das 400-jährige Epitaph mindestens 100 Jahre ausgelagert war. Außerdem stellten die Studenten die Vermutung auf, dass der Originalrahmen verloren gegangen ist und es auch eine Bekrönung, also eine Schrifttafel, gegeben haben muss, von der jedoch wie vom Rahmen jede Spur fehlt. Nicht bekannt sei auch, wo das Epitaph seinen ursprünglichen Platz in der Wenzelskirche hatte. Ob am Originalplatz oder nicht - dass es wieder zurück in der Kirche sei, sei entscheidend für die Kirche und die Region. „Eine Malerei in dieser Qualität aus dieser Zeit ist sehr, sehr selten“, betont Susch. Das Epitaph wurde jüngst von Martin Grünhagen und Friedemann Knappe aus Halle an seinen neuen Platz gehoben - unter der Aufsicht des „vom Landesdenkmalamt anerkannten Restaurators Mirko Negwer“, betonte Pfarrerin Christina Lang.

Negwer hatte den Weg von Zeitz nach Naumburg noch aus einem anderen Grund angetreten. Die Aufhängung des Epitaphs verband er mit der regulären Wartung des Cranach-Bildes, welches er vor zwei Jahren von Fliegendreck und Staub befreit hatte. Im Cranach-Jahr, das 2015 begangen worden war, hatte die Landeskirche landauf, landab Cranach-Bilder und -Altäre restaurieren lassen - meist Werke von Cranach des Jüngeren. In Naumburg war es das Cranach-Bild des Älteren, das in den Genuss der Restaurierung kam. Es zeigt die Kindersegnung - eine biblische Geschichte, die in vielen verschiedenen Motiven und Auflagen in der Cranach-Werkstatt entstanden war. „Unser Bild soll aber das schönste von dieser Geschichte und auch sehr gut erhalten sein“, so die Pfarrerin Lang.

Ginge es allein nach Susch, würde er sich an die Rettung des nächsten Kunstwerkes wagen, das in St. Wenzel im Verborgenen sein Dasein fristet. Es ist ein vier große Tafeln umfassender Wandelaltar mit 16 Szenen. Er wolle sich bemühen, dass er aufgearbeitet wird, um dann vielleicht einen anderen Pfeiler in St. Wenzel zu schmücken.

Martin Grünhagen und Friedemann Knappe (v.l.) aus Halle hängen das restaurierte Epitaph an einem Nordpfeiler der Kirche auf.
Martin Grünhagen und Friedemann Knappe (v.l.) aus Halle hängen das restaurierte Epitaph an einem Nordpfeiler der Kirche auf.
Biel