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Wasserwandern auf de Saale Wasserwandern auf de Saale: Viel Gegend aber wenig Genuss

Von Heike Riedel 29.07.2016, 07:01
Alles ist in den Kanus verstaut, es geht weiter für Thomas und Gundula May (hinten) sowie Klaus und Andrea Schache in Richtung Halle.
Alles ist in den Kanus verstaut, es geht weiter für Thomas und Gundula May (hinten) sowie Klaus und Andrea Schache in Richtung Halle. Heike Riedel

Dehlitz - „Eine fantastische Gegend! Die Vögel am Ufer, wie im Prospekt!“ - Klaus Schache schwärmt vom Gebiet an Saale und Unstrut, wo er einst aufgewachsen ist. Aber mit ihrer touristischen Infrastruktur hinkt sie ihren landschaftlichen und kulturellen Reizen hinterher, meinen er und seine Frau Andrea. Aus Alsfeld in Hessen sind sie in diesem Sommer angereist, um gemeinsam mit Freunden aus Halle, Thomas und Gundula May, auf der Saale zu paddeln. Wasserwandern und ein Stück Vergangenheit in Halle verbinden die Paare.

Ihre Kritik richtet sich auf Anlegemöglichkeiten an den Flüssen, Biwakplätze und Sanitäreinrichtungen. Aber auch auf Beschilderungen und Informationen in Prospekten und im Internet.

Sie lassen die Boote zum Beispiel nicht gern allein. „Das ist an der Havel ganz anders“, sagen sie. Dort seien die Utensilien immer unter irgendeiner Aufsicht, wenn man sich entfernt. Mindestens andere Wasserwanderer träfe man, die ein Auge darauf haben. Deswegen unternehmen sie während der Tour auf der Saale nur wenig in den Orten.

„Wir schauen uns vom Boot aus die Landschaft an, gehen so weit, wie man sich entfernen kann“, sagt Klaus Schache. „In Weißenfels kann man schon mal das Boot liegen lassen, auch in Bad Kösen auf dem Campingplatz war es top“, schätzt Thomas May ein. Das Blaue Band insgesamt könnten sie aber nach ihren diesjährigen Erfahrungen nicht empfehlen.

Außer den Entfernungsangaben auf dem Wasser stimmten kaum welche. Sanitäreinrichtungen an ausgewiesenen Anlageplätzen ließen zu wünschen übrig. Zwar seien die Menschen sehr freundlich, der gute Wille sei zu spüren, aber die Erwartungen von erfahrenen Wasserwanderern würden nur vereinzelt erfüllt. Und das schlage zurück. Wenige Empfehlungen, wenige Gäste, wenige Einnahmen, wenig Motivation, etwas auf- und auszubauen. Und dann beißt sich die Katze in den Schwanz.

Selbst die Familie, die in Dehlitz den Campingplatz betreibt, hat sich an der Müritz ein zweites Standbein geschaffen, um durchzuhalten. So schön der Platz an der Saale auch sei, zufrieden mit dem Umfeld seien sie nicht. Radwanderer kommen dort auch kaum noch entlang, weil der Weg diesseits der Saale zuwächst, Spurrinnen zwischen Dehlitz und Kleinkorbetha für mit Gepäck beladene Radler zur Gefahr werden.

Mundpropaganda sei das Wichtigste für Soft-Tourismus, der zu Saale und Unstrut ebenso passe wie zu Havel und Müritz. Für die Gegend und das Preis-Leitungsverhältnis finde die Familie durchaus lobende Worte. Aber mit Kritik wolle sie nicht zurückhalten. Immer in der Hoffnung, dass sich in ein paar Jahren wieder etwas zum Guten verändert hat.

Verbessert werden müsste die Internetpräsenz des Blaues Band an der Saale. Denn die sei wichtiger Ausgangspunkt für die Vorbereitung der Wasserwandertouren. Wenn dann aber gar keine Slipanlagen dort seien, wo sie ausgewiesen sind, verärgere das. Glücklicherweise erlebten die Wasserwanderer die Ruhetage Dienstag und Mittwoch an den Schleusen nicht als solche. Im Gegenteil: sie seien am Dienstag von der einen Schleuse gleich bei der nächsten angemeldet worden, so dass sich ihnen die Wassertore unkompliziert öffneten. Prinzipiell würden Schließzeiten bei Schleusen in den Ferien überhaupt nicht in eine Region passen, die touristisch attraktiv sein will.

„Es hat sich auch schon einiges zum Guten verändert“, spricht May von Erfahrungen an der Unstrut. Vor fünf Jahren waren dort Anlegestellen so hoch, dass sie kaum zu nutzen waren. Allerdings kannten die im Touristenführer genannte Biwakplätze mitunter nicht einmal die Einheimischen. Lob hat May für die einladende Station in Karsdorf übrig. Es gehe an der Unstrut vorwärts, aber doch recht langsam und teilweise auch nur punktuell.

In Camburg haben die Paare diesmal ihre Kanutour begonnen, bis Halle soll sie führen. Fünf Übernachtungen haben sie sicher, eine davon an Wintermanns Kiosk in Dehlitz. Wenn sie jedes Jahr eine Woche lang auf einem Fluss in Deutschland dahingleiten und am Abend die Zelte aufschlagen, ist ihnen das Zeit der Erholung und neuer gemeinsamer Erlebnisse. Letztlich werde ihnen aber auch die Saaletour in guter Erinnerung bleiben, versichern sie. (mz)

Klaus und Andrea Schache beim Zeltabbau in Dehlitz
Klaus und Andrea Schache beim Zeltabbau in Dehlitz
Heike Riedel