Von Holländern gelernt Von Holländern gelernt: Wie Bergisdorfer Feuerwehr mit Corona umgeht

Bergisdorf - Raus aus dem Lockdown, rein in den Lockdown. Landauf, landab haben es die Menschen derzeit nicht leicht. Besonders betroffen sind hierbei auch die Feuerwehren. Denn im Gegensatz zu anderen Einrichtungen, können die Kameraden nicht einfach ihren Betrieb einstellen, müssen trotz der Pandemie Tag und Nacht einsatzfähig sein.
So auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Bergisdorf. Diese wird seit vier Jahren von dem erst 28 Jahre alten Benjamin Hillner geleitet. Einsatzfähig bedeutet natürlich, dass die 14 Männer und mit Sabine Böhme-Krause die einzige Frau in Übung bleiben. „Aber in der Lockdown-Zeit fallen die Übungsabende natürlich flach“, erklärt Hillner.
„Wir plädieren für die Eigenverantwortlichkeit"
Schon im Sommer wurde auf Abstände und Krankheiten der Kameraden geachtet. „Wir plädieren dabei für die Eigenverantwortlichkeit, dass, wenn jemand sich krank fühlt, er auch nicht an den Einsätzen teilnimmt, um nicht den ganzen Zug zu gefährden“, sagt der Wehrleiter. Trotz Lockerungen in den wärmeren Monaten ist fast alles ausgefallen, was das Zusammenleben innerhalb der Bergisdorfer Wehr ausmacht.
So musste auf das Maibaumsetzen genauso verzichtet werden wie auf das Herbstfeuer. Der Weihnachtsmarkt rund um die Gaststätte am ersten Advent wird wahrscheinlich der Corona-Pandemie ebenfalls zum Opfer fallen. „Besonders schade ist es für unsere Kinder und Jugendlichen“, sagt Nachwuchsleiterin Böhme-Krause, „kein Zeltlager, kein Basketball-Spiel in Weißenfels, nichts war möglich.“
An Ausbildung war ebenfalls kaum zu denken
An Ausbildung war ebenfalls kaum zu denken. „In Heyrothsberge, wo das zentral für Sachsen-Anhalt stattfindet, gab es nur vereinzelte Angebote“, erklärt Benjamin Hillner. Aber auf der anderen Seite hatten die Bergisdorfer Kameraden nicht weniger als 16 Einsätze schon in diesem Jahr.
Auch wenn es oftmals nur Fehlalarme im Droßdorfer Gewerbegebiet war, „mussten wir ja trotzdem raus, um zu schauen, was wirklich los war und die Anlage zurückzusetzen.“ Der größte Einsatz war im Sommer der Brand des Hauses auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Feuerwache.
Garage an der ehemaligen Kindertagesstätte
Zusammen mit der Feuerwehr Droßdorf, mit der die Bergisdorfer eine Ausrückgemeinschaft bilden, ist man gut aufgestellt. In der im Jahr 2000 neugebauten Garage an der ehemaligen Kindertagesstätte steht das Tragkraftspritzenfahrzeug (TSFW) mit einem 750-Liter-Wassertank. Inklusive des Stromaggregats und der Tragkraftspritze sind die Bergisdorfer auf Wasserförderung spezialisiert.
„Das haben wir bislang regelmäßig auch in den Elsterwiesen, wo wir niemanden stören, geübt“, erklärt Benjamin Hillner. Seit diesem Jahr habe man zudem die Erlaubnis der Gemeinde Gutenborn, die Wiese hinter der Wache zu nutzen.
„Ich war zu einer Fortbildung im Nachbarland"
Seit dem er zehn Jahre alt ist gehört Benjamin Hillner der Bergisdorfer Feuerwehr an. Als Leiter hat er sich vor allem um die Ausbildung der Kameraden gekümmert und diese im eigenen Haus mit der Anschaffung eines Laptops und eines Beamers digitaler gemacht. Aber auch von den Holländern hat er gelernt. „Ich war zu einer Fortbildung im Nachbarland, dort herrscht teilweise an ganz anderes Niveau als in Deutschland“, erzählt er.
Im Hafen von Rotterdam hat er so zum Beispiel an einer Übung mit einem größeren Übungsfeuer, als es in Deutschland möglich wäre, teilgenommen. Vorteilhaft ist auch, dass er als Anlagenfahrer in Leuna an dortigen Feuerwehreinsätzen teilnimmt. Von seinen Erfahrungen hat er seinen Kameraden in Wort und Bild berichtet.
„Wir haben hier eine große Gemeinschaft mit vielen Freundschaften, die über die Jahre entstanden sind“, sagt Benjamin Hillner. Das betrifft auch den Nachwuchs, den die Erwachsenen bei Übungen helfen. Nun sei es wünschenswert, dass das alles nicht noch weiter unter Corona leidet. (mz)
