Video mit Nazi-Symbolen Video mit Nazi-Symbolen: Staatsschutz ermittelt gegen Naumburger Unternehmer

Naumburg - Ein Feuer kann für Wärme stehen. Die Flammen, die der bekannte Naumburger Immobilienunternehmer Falko Hofmann einen Tag nach den Thüringer Landtagswahlen in seinem Whatsapp-Status postete, sind jedoch beklemmend. Das Feuer in einem Metallkorb lässt das Hakenkreuz und die SS-Rune aufleuchten. Auch die Silhouette des Konzentrationslagers Auschwitz sowie die Worte „Arbeit macht frei“ und „Meine Ehre heißt Treue“ sind deutlich zu erkennen.
Das Video-Material wurde Tageblatt/MZ vertraulich zugespielt und stand nun im Fokus eines Beitrags des ZDF-Magazins „Frontal 21“, der am Dienstag zu sehen war. Gegen den Naumburger wurde Strafanzeige bei der Polizei gestellt, wie die Behörde nach der Veröffentlichung des Fernsehbeitrags via Twitter bekanntgab. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
Gäste auf Feier schockiert
Das besagte Video machte in Naumburg einen Tag nach der Thüringen-Wahl während einer Feier die Runde. Gäste sahen es über den Handy-Dienst. „Viele waren schockiert“, sagte ein Gast, der anonym bleiben will, gegenüber Tageblatt/MZ. In dem Fernsehbeitrag wird Hofmann mit dem Video konfrontiert. „Ich fand die Feuerschale nicht schlimm, nicht schlecht“, gibt er freimütig Auskunft. Jeder habe doch seine eigene Meinung zu den gewissen Dingen, er habe nicht in dieser Zeit gelebt. „Es kann alles wieder anders rum kommen“, sagt er mit Verweis auf die Ausländer, die in den vergangenen 30 Jahren nach Deutschland gekommen sind.
Gegenüber Tageblatt/MZ war Hofmann kürzlich ausfällig geworden. Als er unsere Zeitung auf ständige Schlägereien in der Marienstraße aufmerksam machte, schrieb er von „stadtbekannten Ausländern (Kanaken)“.
Geschäftsfreund entsetzt
Gute Presse hatte der Unternehmer hingegen im August dieses Jahres. Da war bekannt geworden, dass er die Hirschpassage, einen Schandfleck der Naumburger Innenstadt, kaufen und sanieren will. Die Stadtverwaltung hob seinen guten Ruf als Investor hervor und dass er bereits sehr viele Objekte in der Altstadt erfolgreich saniert habe. Doch sein Kauf des städtischen Teils der Hirschpassage ist seit Mittwoch vom Tisch. Denn die Stadt schreibt auf Anfrage von Tageblatt/MZ: „Wir sind geschockt und erschüttert. Der Kaufvertrag mit dem Unternehmer Falko Hofmann wurde heute sofort nach Bekanntwerden des Videos gestoppt.“ Die Stadt verweist darauf, dass man „erst letzten Freitag, am Vortag des Pogromgedenkens, gemeinsam mit der evangelischen Kirche und den Naumburger Sekundarschulen ein klares Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt habe“.
Über das Verhalten Hofmanns „völlig entsetzt“ zeigte sich dessen Geschäftsfreund Frank Democh. Er hatte den Deal zur Hirschpassage eingefädelt und sagt nun: „Ich habe völliges Verständnis dafür, wenn die Stadt jetzt mit Herrn Hofmann nichts mehr zu tun haben will.“
"Schönes Stück"
Und Hofmann selbst? Fühlt sich als Opfer. Er sei vom ZDF überrumpelt worden, sagt er Tageblatt/MZ. Die Feuerschale sei nun mal ein schönes Stück. Gefragt, ob er dem Rechtsextremismus zugeneigt sei, zögert er und verneint. „Eher in Richtung AfD, was die im Bundestag sagen, entspricht nun mal der Wahrheit“, so Hofmann. Auf die Nachricht, dass die Stadt mit ihm keine Geschäfte mehr machen will, reagiert er bockig: „Dann steht die Hirschpassage noch 20 Jahre leer. So einen Doofen wie mich finden sie nicht wieder.“ Zurückrudern oder sich gar entschuldigen will er auf jeden Fall nicht, meint er.
Eindeutig und klar strafbarer Inhalt
Torsten Hahnel vom Verein „Miteinander - Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt“ erkennt in dem Video einen klaren strafbaren Inhalt. „Eindeutiger kann eine Darstellung von Nazi-Symbolik nicht sein“, sagt er. Dass ein in der Öffentlichkeit bekannter Bürger damit die NS-Zeit ohne Scheu verherrlicht, sieht er auch als ein gesellschaftliches Problem an. „Das hat etwas mit dem Umfeld zu tun“, sagt der Mitbegründer des Vereins „Miteinander“ und verweist darauf, dass dieser Fall exemplarisch zeigt, dass es Rechtsextremismus auch in der Mitte der Gesellschaft gibt. „Mit diesem Problem muss man umgehen.“
Besonders drastischer Fall
Hahnel vermisst einen gesellschaftlichen Ruck, der nach den Morden des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) oder den jüngsten Geschehnissen nach seiner Einschätzung ausgeblieben ist. „Die Ereignisse prallen ab, man geht zur Tagesordnung über“, so Hahnel. Er macht ein weiteres Problem deutlich: die Angst der Menschen, in Fällen wie der Verwendung von verfassungsfeindlichen Symbolen oder Volksverhetzung Anzeige zu erstatten und vor Gericht auszusagen. „Diese Furcht ist berechtigt, darf aber nicht dazu führen, dass Rechtsextremismus unwidersprochen bleibt“, so Hahnel und verweist auf die mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt.
Die Linke-Landtagsabgeordnete Henriette Quade, zugleich innenpolitische Sprecherin für Migration und Flüchtlingspolitik sowie Strategien gegen Rechts, twitterte: „Unsicher, ob es Probleme mit rechter Alltagskultur in Sachsen-Anhalt gibt?“ Für die Vize-Fraktionschefin ist dieser Fall „ein besonders drastischer“. „Meist werden solche Dinge subtiler in Form von Anspielungen gepostet. Hier sind die historischen Vorbilder klar zu erkennen. Das zeigt, wie sicher er sich offenbar fühlt und davon ausgeht, dass NS-Verherrlichung in seinem Umfeld akzeptiert wird“, meint Henriette Quade, die Kenntnis von dem Fall aus sozialen Netzwerken erhielt. Die Linke-Bundestagsabgeordnete Birke Bull-Bischoff, die von Hofmann Räume gemietet hat, will laut TV-Beitrag die Verträge kündigen.