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Verein namens "Kepotopia" Verein namens "Kepotopia": Was auf dem ehemaligen Bergbaugelände "Zur Voß" entsteht

Von Tobias Schlegel 05.09.2020, 11:00
Über 120 Jahre alt ist das frühere Verwaltungsgebäude der ehemaligen Bergbauanlage „Zur Voß“ in Gröben. Seit 20 Jahren liegt das Objekt brach.
Über 120 Jahre alt ist das frühere Verwaltungsgebäude der ehemaligen Bergbauanlage „Zur Voß“ in Gröben. Seit 20 Jahren liegt das Objekt brach. Kepotopia

Gröben - Der Tag in „Kepotopia“ beginnt etwas später. Es ist 10 Uhr an diesem Samstagvormittag und die meisten Camper schlafen noch in ihren Zelten. Nur vereinzelt laufen Leute über das Gelände, manche haben eine Yoga-Matte in der Hand und machen sich auf zu einem morgendlichen Kurs.

Auch Uli Feuersänger (34) döst noch in der Hängematte, als die MZ die ehemalige Bergbauanlage „Zur Voß“ im Teucherner Ortsteil Gröben besucht. Zusammen mit seiner Ehefrau Jenny Feuersänger erzählt der Berliner, dass rund 380 Mitglieder des Vereins „Kepotopia“ zu einem kleinen Festival, dem „Kepotopival“, hergekommen sind. Anlass ist das einjährige Bestehen des Vereins, der sich auf dem rund 23.000 Quadratmeter großen Gelände niedergelassen hat.

„Wir sind ein gemeinnütziger Verein“

Doch was haben die rund 400 Mitglieder, die aus ganz Deutschland kommen, im beschaulichen Gröben überhaupt vor? „Wir sind ein gemeinnütziger Verein“, erklärt Jenny Feuersänger (34), die wie ihr Mann dem Vorstand des Vereins mit angehört. Nachhaltigkeit, Natur- und Umweltschutz, eine gesunde Lebensweise, Völkerverständigung und die Förderung von Kunst und Kultur - all das hat sich der Verein auf die Fahne geschrieben.

Und: Die Mitglieder wollen die unter Denkmalschutz stehende Anlage „Zur Voß“ schützen und erhalten. Einst wurde hier unter anderem Kohle abgebaut. Imposant erscheint vor allem das ehemalige Verwaltungs- und Wohngebäude, das eine Fläche von 1.500 Quadratmetern besitzt.

„Das Gebäude würde in ein paar Jahren zusammenfallen“

Seit 20 Jahren liegt das Objekt jedoch brach und droht, völlig zu verwildern. „Das Gebäude würde in ein paar Jahren zusammenfallen“, sagt Uli Feuersänger. Über das Internet sei man vor zwei Jahren auf das Areal aufmerksam geworden und sah es als idealen Ort für ein „Zentrum für Kunst und Kultur“. Und so wurde das Objekt, das vorher in Privatbesitz war, über eine GbR gekauft, deren Mitglieder auch im Vorstand des Vereins vertreten sind.

Dieser sieht das Vorhaben in Gröben als ein Langzeitprojekt. Derzeit werde ein konkretes Gesamtnutzungskonzept erarbeitet. Das sei notwendig, um dann auch Anträge für Fördermittel - etwa im Bereich der Denkmalpflege - stellen zu können. Vieles wollen die Mitglieder aber aus eigener Kraft stemmen. So gebe es unter ihnen beispielsweise Architekten, die sich mit der Neugestaltung des Gebäudes befassen. So soll dem Objekt Schritt für Schritt neues Leben eingehaucht werden.

Zu tun gibt es auf dem Areal einiges

Zu tun gibt es auf dem Areal einiges. Dieses sei kaum erschlossen, es gebe nicht mal einen Wasseranschluss. Stromleitungen mussten neu gelegt werden. Langfristig wollen Jenny und Uli Feuersänger von Berlin in das über ein Jahrhundert alte Gebäude ziehen und sich dort niederlassen. Doch das muss erst grundlegend saniert werden. Fenster seien kaputt, das Dach müsse als erstes erneuert werden.

Doch die Mitglieder strotzen vor Tatendrang. „Ich wollte schon immer ein eigenes Lebensprojekt haben, in dem ich mich verwirklichen kann“, sagt Jenny Feuersänger. Ziel sei es, jeden Winkel des Grundstücks zu gestalten und dabei einen „Kunstgarten“ zu schaffen. Die Flächen sollen zudem für den Anbau von Lebensmitteln genutzt werden. „Das Ziel ist, dass sich unsere Mitglieder hier selbst versorgen können“, so Jenny Feuersänger.

„Wir wollen uns auch mit der Region hier vernetzen“

Derzeit schauen die Vereinsmitglieder regelmäßig, vor allem an den Wochenenden, in Gröben vorbei und erledigen kleinere Arbeiten am Haus oder außerhalb. Der Draht zu Anwohnern und den Menschen aus Teuchern sei gut. Die Einheimischen seien froh, dass das Objekt nicht weiter verfallen soll. Dass der Verein hier gut aufgenommen wurde, freut Uli Feuersänger. „Wir wollen uns ja auch mit der Region hier vernetzen“, sagt er und verweist auf eine bereits bestehende Verbindung zu Unternehmen und Bauern, die das „Kepotopival“ mit unterstützt haben.

Ein öffentliches Frühlingsfest in diesem Jahr musste aufgrund der Corona-Pandemie ausfallen. Das Vereinsfest in dieser Woche wurde von der Stadt Teuchern mit einer maximalen Teilnehmerzahl von 400 genehmigt. Von Mittwoch bis Sonntag haben so auf dem Areal Workshops, kleine Konzerte und Wanderungen stattgefunden, die selbst von den Mitgliedern organisiert und gestaltet wurden. (mz)

Über eine Fläche von 23.000 Quadratmetern erstreckt sich das frühere Bergbaugelände, das dem Verein „Kepotopia“ gehört.
Über eine Fläche von 23.000 Quadratmetern erstreckt sich das frühere Bergbaugelände, das dem Verein „Kepotopia“ gehört.
Kepotopia
Von Mittwoch bis Sonntag feierten die Mitglieder ein Vereinsfest auf dem Gelände - mit verschiedenen Kursen und Workshops.
Von Mittwoch bis Sonntag feierten die Mitglieder ein Vereinsfest auf dem Gelände - mit verschiedenen Kursen und Workshops.
Kepotopia