Verbotene Götterbäume Verbotene Götterbäume: Wo die eingeschleppte Art im Burgenlandkreis Sorgen macht

Weißenfels - Während viele Pflanzen in Mitteleuropa unter dem heißen und trockenen Sommer gelitten haben, trotzt er allen widrigen Umständen: der Götterbaum. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde im 18. Jahrhundert nach Europa importiert.
Vor allem nach der Wende sei er vermehrt angepflanzt worden, „wahrscheinlich, weil er so anspruchslos ist“, vermutet Kerstin Czepluch. Laut der Sachgebietsleiterin für Baumschutz in Weißenfels habe der Götterbaum auch bei seiner Vermehrung kaum Ansprüche: „Wo die Samen hinfliegen, wächst ein Baum.“
„Der Götterbaum kann einheimische Arten verdrängen“
Was sich zunächst positiv anhört, kann für andere Pflanzen jedoch zum Problem werden. „Der Götterbaum kann einheimische Arten verdrängen“, sagt Katrin Schneider, Fachgebietsleiterin für Naturschutz und Umweltkommunikation des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) in Halle. Deshalb wurde er im Juli - als erste Baumart überhaupt - von der Europäischen Union in die Liste invasiver Arten aufgenommen. Der Handel und das Anpflanzen sind seitdem verboten.
Einer Bekämpfung des Götterbaums steht Schneider, die auch für die Koordinationsstelle Invasiver Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts beim UfU tätig ist, dennoch zwiespältig gegenüber, denn „im Hinblick auf die Klimakrise ist der Götterbaum in den Städten sogar wichtig. Er sorgt dort für ein gutes Stadtklima.“
Ausbreitung soll möglichst unterbunden werden
Eine Ausbreitung über die Städte und Dörfer hinaus solle jedoch möglichst unterbunden werden, um eine ungehinderte Vermehrung zu stoppen. Die effektivste Methode, Götterbäume zu bekämpfen, ist laut Schneider das Ringeln. Dabei werden Teile der Rinde ringförmig entfernt, so dass die Nährstoffzufuhr des Baums gestoppt wird und er langsam abstirbt.
Doch birgt der Götterbaum auch Gefahren für den Menschen? „Die Pflanze ist leicht giftig. Von Sardinien gibt es außerdem Berichte von Allergien“, sagt Schneider. In Deutschland seien diesbezüglich jedoch noch keine Fälle bekannt geworden. „Vielleicht haben Leute aber eine Allergie und wissen gar nicht, dass sie vom Götterbaum herrührt“, stellt sie eine Vermutung auf.
„Wir haben punktuell Götterbäume“
Einen Anlass zur Bekämpfung bereits bestehender Götterbäume sehen die Gemeinden im Burgenlandkreis indes nicht. „Wir haben punktuell Götterbäume. An diesen Standorten gibt es keine Probleme mit der Verdrängung anderer Arten oder einem massigen Aufwuchs. Aus diesem Grund sind keine Maßnahmen geplant“, sagt Torsten Möller, Leiter des städtischen Bauhofs in Hohenmölsen.
Im Baumkataster der Stadt Zeitz sind nach Angaben von Pressesprecherin Isabel Trautzsch 14 Götterbäume erfasst. „Bisher gibt es lediglich mit den Götterbäumen auf der Grünfläche an der Virchowstraße Probleme. Hier kam es in den letzten Jahren vermehrt zu Grünbruch. Daher ist für Anfang 2020 die Teilfällung der Bäume geplant“, teilt sie weiter mit.
„Bislang stellten wenige wilde Ansiedlungen des Götterbaums kein Problem dar“
Auch im Gebiet der Stadt Naumburg gebe es an mehreren Stellen Götterbäume. „Bislang stellten wenige wilde Ansiedlungen des Götterbaums kein Problem dar, so dass es gegenwärtig keine Planungen gibt, dagegen vorzugehen“, heißt es von Mandy Jannikoy, Referentin des Naumburger Oberbürgermeisters.
In der Verbandsgemeinde Unstruttal sind nach Angaben von Bauamtsleiter Roland Ritschel neun Götterbäume erfasst. „Wie alle anderen Bäume auch, werden diese regelmäßig kontrolliert. Eine Ausbreitung konnte bisher nicht festgestellt werden“, so Ritschel.
Götterbäume werden von Mitarbeitern der Stadtwirtschaft entfernt
Das Gleiche teilt Katharina Vokoun, Pressesprecherin der Stadt Weißenfels, mit. Auch dort habe sich der Götterbaum bisher nicht mehr ausgebreitet als sonst. „Es kommt schon vor, dass Götterbäume durch Wurzelbrut oder Samenaufschlag im Straßenraum wachsen. Sie werden dann von den Mitarbeitern der Stadtwirtschaft entfernt. Diese Arbeit hat aber bisher keine größeren Ausmaße angenommen“, so Vokoun.
Ronny Fleck ist einer dieser Mitarbeiter. Der Weißenfelser Baumpfleger hat kürzlich mit Kerstin Czepluch die Götterbäume in der Beuditzstraße begutachtet. Auch dort konnten keine Probleme festgestellt werden. Auf einem Tabletcomputer überblickt der Baumpfleger das digitale Baumkataster der Stadt Weißenfels und ihrer Ortsteile. Es zählt rund 15.000 Bäume. Lediglich 33 davon sind Götterbäume.
Umweltamt dankbar über Hinweise aus der Bevölkerung
Auf den Flächen des Landkreises gebe es ein Vorkommen im Bereich der Landstraße zwischen Naumburg/Henne und Freyburg. Dieses wird „durch die regelmäßige Mahd der Straßenrandbereiche unter Kontrolle gehalten“, sagt Ronny Just, Pressesprecher des Landkreises. Ein weiteres Vorkommen im Bereich zwischen Uichteritz und Markröhlitz mit einigen Jungbäumen werde zudem bald beseitigt, teilt Just weiter mit. Das Umweltamt sei außerdem dankbar über Hinweise aus der Bevölkerung, wo sich weitere Stellen mit den Pflanzen befinden, „um eine Verbreitung des Götterbaums im Burgenlandkreis zu verhindern.“
››Die Standorte von Götterbäumen können im Internet unter http://umweltradar.blk.de, per E-Mail an [email protected] oder telefonisch unter 03443/372241 gemeldet werden. (mz)