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Heimatgeschichte Verborgene Schätze in der Elsteraue

Spora hat einen neuen Ortschronisten. Warum sich der 39-Jährige vor allem für die Rettung einer Grabanlage in Nißma einsetzt.

Von Yvette Meinhardt 20.01.2022, 12:38
Schaut man aus der   Grabanlage, so blickt man auf die  Kirche von Nißma. Sie ist ein Kleinod.
Schaut man aus der Grabanlage, so blickt man auf die Kirche von Nißma. Sie ist ein Kleinod. Fotos (5): Yvette Meinhardt

Nissma/MZ - Majestätisch ragt die kleine Kirche von Nißma empor. Dieses kulturhistorische Kleinod stammt bereits aus dem 12. Jahrhundert. Im Schatten der Kirche befindet sich eine außergewöhnliche Grabstätte. Kevin Hüfner hat sich auf die Fahnen geschrieben, diese Anlage vor dem weiteren Verfall zu retten. Denn der 39-Jährige ist seit dem 1. Januar 2021 der neue Ortschronist von Spora. „Ich bin in Nißma geboren und aufgewachsen, engagiere mich im Fußballverein und lebe sehr gern hier“, sagt Hüfner. Zunächst hat er sich mit der Geschichte der eigenen Familie beschäftigt, dabei sei er immer tiefer in die Geschichte seines Heimatortes eingedrungen und fungiert nun seit einem Jahr als Ortschronist.

„Im Jahr 2029 feiert Nißma sein 875-jähriges Bestehen. Bis dahin möchte ich der bereits vorhandenen Chronik aus dem Jahr 1992 neue Kapitel bis zur Gegenwart hinzufügen“, sagt Hüfner. Ein solches Kapitel könnte über die Geschichte der Grabanlage geschrieben werden. Sie fristet ein Schattendasein. Das sogenannte Mausoleum geriet in Vergessenheit. Das Dach ist bereits eingestürzt, wertvolle kulturhistorische Details wie steinerne Ornamente an den Wänden wurden gestohlen und die Zugseilvorrichtung für das Grab verrottet. Andere Bauteile sind im Laufe der Jahre stark verwittert und wurden beschädigt.

Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Yvette Meinhardt

Doch an wen erinnert diese Grabanlage? Das hat der Ortschronist bereits herausgefunden. 1894 ließ sich die Gutsbesitzerfamilie Fahr an der östlichen Friedhofsmauer dieses kleine Mausoleum errichten. In seiner außergewöhnlichen Architektur vereint es mehrere Bauepochen. Die Fassade ist im Stil der Gründerzeit mit glasierten Klinkersteinen verblendet. Türen und Fensterbögen tragen romanische Formen und waren einmal reich verziert. Viele Details sind schon verschwunden. Nur noch einzelne klassizistische Ornamente findet man auf der äußeren Fassade.

Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Yvette Meinhardt
Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Yvette Meinhardt
Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Eine historische Grabanalage steht auf dem Freidhof in Nißma. Kevin Hüfner erforscht die Geschichte dazu.
Yvette Meinhardt

Will man dieses einzigartige denkmalgeschützte Ensemble retten, ist es höchste Zeit. Deshalb fanden bereits Gespräche zwischen Kirchenmitarbeitern als Grundstückseigentümer, Ortsbürgermeisterin und Ortschronist statt. Daraufhin wurde gemeinsam mit den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Nißma ein Arbeitseinsatz organisiert, dabei Müll und Wildwuchs beseitigt und eine Notsicherung durchgeführt. Mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Burgenlandkreises soll nun eine Begutachtung der historischen Bausubstanz und der Schäden erfolgen.

Parallel dazu erforscht Kevin Hüfner weiter die Geschichte der Familie. Demnach sind im Ersten Weltkrieg binnen weniger Wochen zwei Söhne in den Karpaten gefallen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Familie enteignet und verließ das Dorf. Dann verlieren sich die Spuren.

Der Ortschronist möchte in diesem Jahr einen Vortrag über die Familie halten und dabei das Projekt zur Erhaltung der Grabanlage vorstellen. Dabei hoffen die Nißmaer auf staatliche Fördermittel und die Unterstützung der Kirche. Aber sie wollen auch selber aktiv werden und im Ort Geld für die Sanierung sammeln. Denn schon einmal sei es in Nißma gelungen, die Kräfte zu bündeln und die Kirche zu sanieren.

Damals war die 850-Jahr-Feier im Jahr 2004 der impulsgebende Moment, für das Gotteshaus Geld zu sammeln. Denn davor wurde viele Jahrzehnte lang an der Kirche nichts gemacht. Die letzte Renovierungen, bei der unter anderem auch das Dach neu gedeckt wurde, datieren aus den Jahren 1907 und 1911. Eine Sanierung im Inneren erfolgte letztmalig zwischen den Weltkriegen. Gottesdienste wurden rund 30 Jahre lang nicht in dem Haus gefeiert. Erst als 2005 der Förderverein gegründet wurde und sich um die Kirche kümmerte, bewegte sich etwas. Binnen kurzer Zeit wurden rund 190.000 Euro an privaten Spenden gesammelt. 2008 wurde nach kurzer Bauzeit die Kirche im Beisein des evangelischen Landesbischofs Axel Noack neu geweiht. Heute erstrahlt sie in beeindruckender Schönheit, wird in der Weihnachtszeit und über den Jahreswechsel toll ins Licht gesetzt, also angestrahlt. Am Heiligen Abend wird wieder Christmesse gefeiert und gemeinsam im Gotteshaus gesungen. So gelang es den Einwohnern von Nißma, die Kirche im Dorf zu lassen.