Uniklinik Halle zieht Angebot zurück Uniklinik Halle zieht Angebot zurück: Doch keine Rettung für Burgenlandklinikum

Naumburg/Zeitz/Halle (Saale) - Die 1.500 Mitarbeiter des Klinikums Burgenlandkreis können nicht länger auf eine Rettung ihres Unternehmens durch die öffentliche Hand hoffen. Das Universitätsklinikum Halle, das 51 Prozent des insolventen Betriebs übernehmen wollte, zieht sein Kaufangebot zurück. Das bestätigte der Vorstandschef der Uniklinik, Thomas Moesta, der MZ am Donnerstag. „Nach sorgfältiger Bewertung der Risiken wollen wir das Projekt nicht weiter verfolgen“, sagte Moesta.
Das Burgenlandklinikum betreibt Häuser in Naumburg und Zeitz. Mitte September musste es wegen Zahlungsschwierigkeiten Insolvenz anmelden, seither sucht ein Insolvenzverwalter einen Investor. Anfang Dezember überraschten die landeseigene Uniklinik und der Burgenlandkreis mit einem gemeinsamen Kaufangebot in Höhe von 75 Millionen Euro. Von diesem Plan tritt die Uniklinik nun zurück. Die Entscheidung sei Folge eines „Erkenntnisprozesses“, sagte Klinik-Chef Moesta.
Risiken für Universitätsklinikum zu hoch
In seinem Auftrag hatte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG die Zahlen des Burgenlandklinikums analysiert. „Wir müssen feststellen, dass die Risiken für das Universitätsklinikum zu hoch sind“, sagte Moesta. Zu Details wollte er sich unter Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht des Insolvenzverfahrens nicht äußern.
Nach MZ-Informationen wären erhebliche Investitionen nötig, um die Häuser Naumburg und Zeitz wieder rentabel zu machen. Auch höhere Kosten für Versicherung, Gehälter und Sozialabgaben sowie überraschend hohe Kreditzinsen sollen eine Rolle spielen.
Landrat Götz Ulrich (CDU) zeigte sich enttäuscht. „Die Idee für ein gemeinsames Angebot kam von der Uniklinik. Ich hätte mir gewünscht, wir hätten das auch gemeinsam durchgehalten“, sagte er der MZ. Ohne den starken Partner sei eine öffentliche Rettung nicht zu schaffen.
Damit läuft nun alles auf eine Privatisierung zu. Nach MZ-Informationen zählt zu den Bietern der Ameos-Konzern, der wegen seines Umgangs mit Arbeitnehmern derzeit heftig in der Kritik steht. Das Unternehmen drohte Ende des vergangenen Jahres mit einem radikalen Stellenabbau, sollte die Belegschaft nicht neue Arbeitsverträge unterschreiben. In Aschersleben hat Ameos einem Oberarzt gekündigt, der als Betriebsratsmitglied an Streiks beteiligt war. Als Begründung wurde ein arbeitsrechtlicher Verstoß genannt. Ameos-Regionalgeschäftsführer Lars Timm wollte sich zu möglichen Übernahmeplänen nicht äußern.
Uniklinik und Burgenlandkreis überraschten mit Kaufangebot
Ein konkurrierender Bieter ist der SRH-Konzern mit Sitz in Heidelberg. Das als private Stiftung organisierte Unternehmen betreibt 13 Krankenhäuser in Baden-Württemberg und Thüringen, etwa das Wald-Klinikum in Gera. Die Münchner Sana-AG hält ein früheres Kaufangebot nach eigenen Angaben nicht mehr aufrecht.
In der Landesregierung ist die Privatisierung von Krankenhäusern umstritten. Sozialministerin Petra Grimm-Benne (SPD) ist eine entschiedene Gegnerin. Wissenschaftsminister Armin Willingmann (ebenfalls SPD) stellt sich hingegen hinter den Kurswechsel der Uniklinik. Er fürchtet, später auftauchende Risiken könnten die Uniklinik mit in den Strudel reißen.
Strikt gegen eine Rettung mit Landesgeld ist Finanzminister Michael Richter (CDU). Er hatte sich vor kurzem mit den Verwaltungschefs jener Landkreise, die Krankenhäuser betreiben, beraten. Nach MZ-Informationen haben mehrere Landräte von finanziellen Problemen in ihren Häusern berichtet. Auch dort gibt es die Hoffnung auf finanzielle Hilfe vom Land. (mz)