Triathlon Triathlon: Christian Kramer hat "Top 10" im Blick

Göthewitz - Wegen eines annullierten Fluges und einer dreistündigen Verspätung von San Francisco in den USA nach Kona auf Hawaii ist Christian Kramer, der Ironman aus Göthewitz, mit einem Tag Zeitverzug auf der Insel inmitten des Pazifik angekommen. Ein Tag, der für Akklimatisierung und Training fehlt. Der 31-Jährige wird versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und weiß dabei seine Familie um sich. Denn sowohl Ehefrau Susanne und die Kinder Emilia sowie Bengt als auch die Schwiegereltern Karola und Frank Kramer sind dabei, wenn er sein Ziel - unter die besten Zehn zu kommen - umsetzen will. Kramer ist dafür bekannt, sich voll konzentrieren zu können, doch vielleicht sorgt ja die Unterstützung vom Straßenrand auf den letzten Kilometern noch einmal für einen letzten Kick, für das letzte Aufbäumen nach über 200 Kilometern (3,6 km Schwimmen, 180 km per Rad und dem 42,195-km-Marathon).
Bestzeit überboten
Es ist für Kramer der dritte Ironman auf Hawaii. Und als er im Vorjahr Vierzehnter wurde, war das Ziel für dieses Jahr klar. Doch er hofft, vielleicht sogar einige Plätze besser sein zu können. Dennoch bleibt er vorsichtig und sagt: „Man muss abwarten, ob es noch etwas weiter nach vorn geht.“ Immerhin hat er beim Ultra-Triathlon vor drei Monaten im österreichischen Klagenfurt in 7:54:31 Stunden Platz 2 belegt und damit die drittbeste jemals erzielte deutsche Zeit geschafft. Seine bisherige Bestzeit bei der Europameisterschaft in Frankfurt vom Vorjahr konnte er da um 22 Minuten verbessern.
Dabei hatte das Jahr in Melbourn schon gut angefangen. Kramer war Neunter geworden, hatte aber nicht das Optimum beim Schwimmen und auf dem Radkurs erreicht. „Im Nachhinein muss ich sagen: Wer weiß, wozu es gut war.“ Denn er hatte sich in Australien bereits etwas mehr ausgerechnet. Nach Klagenfurt war er dann so gut wie sicher für Hawaii qualifiziert und stellte beim „TransVorarlberg“ in Bregenz in Österreich Ende August noch einmal seinen guten Trainingszustand unter Beweis. Zudem blieb er von Verletzungen und größeren Blessuren verschont.
Einsame Laufdistanz
Vor allem Klagenfurt brachte ihm in der Szene viel Anerkennung ein. Sein Dank geht deshalb vor allem an seine Trainer Thomas Möller und Ben Reszel. Dabei war er hier und da der Verzweiflung nahe, wenn er mal in einer Trainingseinheit schlichtweg überfordert wurde. Aber auch an seine körperlichen und psychischen Grenzen zu stoßen, sei mit Blick auf den bevorstehenden Jahreshöhepunkt mitunter hilfreich, wie Kramer bekennt. Er sagt: „Manchmal ist es nicht schlecht, mal neu eingenordet zu werden.“
Wie er sich das Rennen vorstellt? Beim Schwimmen möchte er vorn dabei sein und beim Radfahren die „Top 10“ im Blick behalten. „Dabei will ich lieber zwei Meter mehr als die geforderten zehn Meter Abstand zum Vordermann halten.“ Denn wegen des angeblichen Fahrens im Windschatten hatte er bei seinem Hawaii-Debüt 2010 zwei Vier-Minuten-Strafen erhalten und auch in Melbourn war er mit vier Minuten belegt worden. Er hofft auf eine Zwischenplatzierung, die ihm dann beim Marathon alle Chancen lässt, sein Ziel zu verwirklichen. Dabei hat er sowohl auf dem Rad als auch in den Laufschuhen in diesem Jahr noch weiter zugelegt, wie Klagenfurt bewiesen hat. Bleibt zu hoffen, dass Kramer den Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit trotzen kann. Die Einsamkeit auf der langen Laufdistanz, die zu großen Teilen ohne Zuschauer zu absolvieren ist, kommt ihm entgegen. Und dann sind da ja noch seine Frau und die Kinder als starke Magneten, die ihn am Sonntagmorgen mitteleuropäischer Zeit ins Ziel ziehen sollen. Kramer geht optimistisch in den Wettkampf. Mal sehen ob sich das auszahlt. (mz)