Töpfer-Ehepaar Kröner Töpfer-Ehepaar Kröner: Abschied von der Scheibe

Kahlwinkel - Ein Anhänger und große Kisten im Hof sowie leere Regale im Verkaufsraum sind deutliche Zeichen. Ein Abschied naht. In wenigen Tagen wird es die Töpferei Kröner im Finneort Kahlwinkel nicht mehr geben. Ein Schild weist auf den letzten Öffnungstag. Es ist der 19. Dezember. „Bei uns kommt keine Wehmut auf. Es ist ein wundervoller Beruf für uns gewesen und wir freuen uns auf die Zeit, mal keinen Druck zu haben, dass nichts muss, sondern vielmehr kann“, sagt Madleen Kröner, die mit ihrem Mann Konrad nicht nur in den Ruhestand geht.
Ihre Wege werden sie aus familiären Gründen nach Schwerin führen. Haus und Hof sind verkauft worden. Doch etwas bleibt: Mit Tina Trautvetter aus Arnstadt hat das Töpfermeister-Ehepaar eine Nachfolgerin gefunden. Im Januar ziehen Werkstatt und Laden ins thüringische Arnstadt, am 2. Februar ist Eröffnung. Die beliebte Fayence-Keramik, in der auch der Wenzelspreis unserer Zeitung im Jahr 2016 entstanden ist, wird es weiterhin geben. Die gelernte Porzellanmalerin übernimmt alle Motive und Formen. „Sie stand eines Tages bei uns im Laden. Wir haben schnell zusammengefunden. Sie hat eine Turbo-Lehre gemacht und ist weit gekommen“, erzählt die Töpfermeisterin. Nicht mehr geben wird es allerdings das salzglasierte Geschirr und das Kaolin-Geschirr.
In Bürgel Beruf gelernt
Geboren und aufgewachsen in Berlin, zog es Madleen Kröner für die Lehre in die Töpferstadt Bürgel. Im Anschluss arbeitete sie in Haldensleben, lernte dort ihren späteren Mann Konrad kennen, der damals noch als Diakon wirkte und den sie später im Töpferhandwerk ausbildete. 1981 eröffneten sie in Kahlwinkel Werkstatt und Laden. „Viel Hilfe haben wir von meinen Schwiegereltern damals erhalten“, zeigt sich die 60-Jährige dankbar. Schwiegervater Ludwig Kröner war Elektromeister und beliebt im Dorf.
Geschirr für Kinofilm
Die ersten Jahre bis zur Wende waren geprägt von sowohl Kreativität als auch Mangel. Rohstoff und Maschinen fehlten. Wenn jeweils am ersten Mittwoch im Monat für zwei Stunden der Laden geöffnet hatte, stand eine Menschenschlange davor. „Wir haben in dieser Zeit die gesamte Produktion eines Monats verkauft“, so Madleen Kröner. In den Folgejahren waren die Herausforderungen anderer Natur. Der Markt musste erobert werden, es galt, weiter die in Handarbeit geschaffenen Waren zu verkaufen. Im Laden, auf Töpfermärkten, in den vergangenen Jahren zunehmend im Internet. Die Kunden stammen aus Deutschland und dem Ausland. Post wurde verschickt in andere europäische Länder, sogar über den großen Teich. 2009 kam der Film „Die Päpstin“ auf die große Leinwand und mit ihm das Geschirr, das die Kröners für die Dreharbeiten kreiert hatten.
Den Naumburger Töpfermarkt, den sie seit 1992 mit ihrer Kollegin Kerstin Goschala aus Lobitzsch organisiert, gibt Madleen Kröner indes noch nicht aus der Hand. „Den machen wir vorerst weiter. Allerdings versuchen wir, ihn in jüngere Hände zu geben. Der Markt soll weiterhin bestehen, weil er sowohl für Töpfereien als auch die Besucher wichtig ist und Bedeutung hat“, sagt sie. Falls es ihr und ihrem Mann dann doch mal in den Fingern kribbelt, Ton und Töpferscheibe nicht mehr zur Hand sind, wissen sie sich zu helfen: „Dann gehen wir zu Kollegen oder zu unserer Nachfolgerin.“

