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Unterwegs mit Fahrrad Tomaten-Gewächshaus in Zorbau: So arbeitet es sich im neuen Mega-Bau

Von Holger Zimmer 22.10.2018, 10:35
Ulrike Pfeiffer aus Teuchern und der Abteilungsleiter für Produktion, Konrad Weigel, beim Ausbrechen der Triebe im Gewächshaus.
Ulrike Pfeiffer aus Teuchern und der Abteilungsleiter für Produktion, Konrad Weigel, beim Ausbrechen der Triebe im Gewächshaus. Peter Lisker

Zorbau - Drinnen wachsen im Gewächshaus die Tomaten gen Himmel, doch draußen, im Gewerbegebiet Zorbau, sieht alles noch wie eine Baustelle aus. Da werden Abwasserleitungen verlegt, entstehen Sozial- und Sanitärräume sowie Zufahrten und Parkplätze werden errichtet.

Auch eine Verpackungshalle muss noch fertiggestellt werden. Immerhin sollen von hier 3.000 Tonnen der roten Früchte im Jahr an die Kaufland-Einkaufsmärkte in ganz Deutschland geliefert werden.

Warum Zorbau der ideale Standort für Tomaten aus dem Gewächshaus ist

Laut Prokurist Lukas Scholz, ein promovierter Agrarwissenschaftler, war beim Gemüsering Thüringen mit Sitz in Alperstedt vor zwei Jahren die Entscheidung für Zorbau gefallen. Zwei Gründe sprachen vor allem für diesen Standort. Einerseits war es die nahe Müllverbrennungsanlage, von der man die Abwärme beziehen kann, um ein Klima zu schaffen, in dem die Pflanzen bestens gedeihen können. „Wir brauchen also keine fossilen Brennstoffe“, betont Scholz.

Und andererseits ist die Autobahn in Sichtweite, für den Antransport der Pflanzen und die Abfahrt der Früchte wichtig. Vor einem Jahr erfolgte der Baustart für das 140 mal 260 Meter große Gewächshaus. Es ist acht Hektar oder elf Fußballfelder groß und kann noch um gut einen Hektar erweitert werden.

So groß wie elf Fußballfelder: Mitarbeiter bald mit Fahrrädern im Gewächshaus unterwegs

Ein Fahrrad habe man für die Beschäftigten schon, weitere sollen folgen. Aber ohnehin dienen die Heizungsrohre zwischen den Reihen mit ihren 220.000 Tomatenpflanzen auch als Schienenstränge für kleine Transportwagen. Mit ihnen können die Beschäftigten die Reihen abfahren, um regelmäßig überflüssige Triebe auszubrechen, sie nehmen aber auch die Kisten für die Früchte während der Ernte auf.

Derzeit beschäftigt man 50 Arbeitskräfte in Normalschicht. „Insgesamt hatten wir 300 Bewerbungen von Menschen aus der Region“, sagt Scholz und zeigt sich noch immer überrascht. Weitere Saisonbeschäftigte werden eingestellt. Auf jeden Fall wolle man ein festes Team mit unbefristeten Arbeitsverträgen.

Tomaten bekommen richtige Nährstoffmenge durch Computertechnik

Betriebsleiter Thomas Henniger hat Gartenbauwissenschaft studiert und danach an der Berliner Humboldt-Universität ein Masterstudium absolviert. Von Eintönigkeit will er nichts wissen. „Jeder Tag ist anders und bietet Abwechslung.“ Er ist dann auch für die computergesteuerte Versorgung der Pflanzen mit Nährstoffen verantwortlich, die mit dem Wasser zugeführt werden.

Nach gut einjähriger Bauzeit werden hier drei Sorten produziert: Strauch-, Cocktail- und Snacktomaten. Und Scholz betont, dass der Handel verstärkt auf regionale Produkte setzt. Er beantwortet auch die Frage, warum die Pflanzen aus den Niederlanden kommen. „Wir haben in Deutschland keinen Anbieter, der diese Menge liefern kann.“

Ab jetzt ersetzen Deckenstrahlen das Sonnenlicht

Die Pflanzen werden mit einem Wurzelballen geliefert, der mit einem sterilen Substrat verwächst. Über eine Tröpfchenberieselung wird eine Nährstofflösung verabreicht. Und seit Donnerstag ersetzen angesichts des trüben Wetters Deckenstrahler das Sonnenlicht. Die Abwärme sorgt den Tag über für optimale Temperaturen um rund 28 Grad Celsius, die nachts etwas heruntergefahren werden. Hummeln, die ihr Quartier in Pappkartons haben, sorgen für die notwendige Bestäubung der Blüten und es werden Raubwanzen und Schlupfwespen gegen Schädlinge eingesetzt. Dazu zählt die Weiße Fliege. Zusätzlich ist ein breites gelbes Klebeband zwischen den Reihen gespannt, an denen die Schädlinge kleben bleiben.

Neues Gewächshaus in Zorbau: In anderthalb Monaten wird geerntet

In anderthalb Monaten steht die erste Ernte an. Die Tomaten haben schon eine ansprechende Größe, sind aber noch grün. Übrigens muss niemand beim Pflücken auf die Leiter klettern. Geerntet wird faktisch nur kurz über dem Boden. Die Pflanzen wachsen bis in eine Höhe von 6,50 Metern und werden dann abgesenkt, so dass die Tomaten ganzjährig problemlos geerntet werden können.

Wie es angesichts künstlicher Gewächshausbedingungen mit dem Geschmack aussieht? Prokurist und Betriebsleiter verweisen auf Meinungen, nach denen sie besser schmecken sollen als Freilandtomaten. Aber davon könnten sich die Kunden selbst überzeugen. (mz)