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Tierparks  Tierparks : Unsicherheit nagt an Nerven

Von Andreas Löffler 29.03.2020, 09:06
Der Tierpark Bad Kösen ist für Besucher gesperrt. Mitarbeiterin Nadine Schmidt nutzt das derzeit schöne Wetter und die Zeit zum Streichen der Sitzbänke; im Hintergrund tummeln sich Pfaue.
Der Tierpark Bad Kösen ist für Besucher gesperrt. Mitarbeiterin Nadine Schmidt nutzt das derzeit schöne Wetter und die Zeit zum Streichen der Sitzbänke; im Hintergrund tummeln sich Pfaue. Andreas Löffler

Bad Kösen/Memleben - Über dem Areal an Bad Kösens Parkstraße liegt gespenstische Ruhe. Da, wo sonst große und kleine Tierfreunde die Wege zwischen den Gehegen bevölkern, herrscht gähnende Leere. Nur ein paar Pfauen stolzieren herum und beäugen Tierpark-Mitarbeiterin Nadine Schmidt, die einer Sitzbank einen neuen Farbanstrich verpasst. „So können wir die Zeit des Stillstands wenigstens ein bisschen sinnvoll nutzen“, sagt sie leise.

„Es ist eine Katastrophe“, bringt es Marno Scherling auf den Punkt. „Bis zum 19. April, bis zu dem die behördliche Anordnung zur Schließung auch des Tierparks wegen Corona ja mindestens noch dauern wird, werden uns überschlägig etwa 23.000 Euro Einnahmen aus Eintrittsgeldern entgangen sein“, rechnet der Chef des Trägervereins Freunde des Tierparks Bad Kösen vor - mit Blick auf das 300.000-Euro-Gesamtjahresbudget alles andere als ein Pappenstiel.

Schlimmer noch: Aktuell fänden ja auch keinerlei Außenveranstaltungen, etwa in Kitas, Altersheimen oder bei Firmenfesten, statt, wo die Kurstädter regelmäßig mit ihrem Streichelzoo anrücken und kräftig Spenden einwerben. Sie sind neben dem jährlichen Zuschuss der Stadt Naumburg von gut 75.000 Euro und den Eintrittsgeldern der dritte Eckpfeiler der Finanzierung.

„Wir sind im ständigen Austausch mit der Stadtverwaltung, um jetzt wenigstens ausgabenseitig überall ein wenig einsparen zu können, beispielsweise durch einen Preisnachlass auf die Stromlieferungen seitens der Technischen Werke“, schildert Scherling, der sechs Tierpfleger in Kurzarbeit geschickt hat. Jeweils zwei Angestellte kümmern sich Tag für Tag um Fütterung und Betreuung der Tiere, welche den fehlenden Publikumsverkehr durchaus bemerken. „Die warten richtig sehnsüchtig auf die Pfleger und wollen sie gar nicht mehr gehen lassen“, so Scherling.

Im Erlebnistierpark Memleben schlägt die Zwangsschließung wegen Corona ebenfalls gewaltig ins Kontor. „Obwohl wir gerade keinen Cent einnehmen, können wir ja nicht aufhören, uns um die Tiere zu kümmern“, macht Geschäftsführer Uwe Gehrmann deutlich. Und blickt dabei nicht nur auf die Personalkosten für seine neun Angestellten, sondern auch auf die weiterlaufenden Sachausgaben für Energie, Stichwort Wärmelampen, und das Tierfutter. Das hochwertige Rindfleisch für die Tiger oder die Zweimonatslieferung Fisch für die Robben beispielsweise schlügen mit hohen drei-, wenn nicht gar vierstelligen Euro-Beträgen zu Buche.

Die Versorgung der Tiere beinhalte jedoch nicht nur deren Fütterung, sondern überdies deren Beschäftigung. „Unsere Robben oder Papageien, deren Shows ja nun wegfallen, sind weiterhin im Training; aber auch unsere Erdmännchen müssen richtiggehend gefordert werden, damit sie keinen Koller kriegen: Wir bauen für sie mit Heu gefüllte Pappkisten sowie darin ’versteckten’ Mehlwürmern und Grillen, damit sie sich austoben können“, so der Geschäftsführer.

„Die besucherstarken Ostertage und -ferien brechen uns definitiv weg. Das Schlimmste ist die Ungewissheit, wann es mit dem Publikumsverkehr wieder losgehen kann - und ob die Leute dann noch Geld für derlei Freizeitvergnügungen haben“, sorgt sich Gehrmann. Die in Aussicht gestellten staatlichen Hilfen würden wegen der Antragsflut viel zu lange bis zu den Unternehmern brauchen. „Doch Jammern hilft nicht. Wir leben für den Tierpark und setzen alles daran, dass es hier weitergeht. Obwohl es ein langer und steiniger Weg wird.“

Im Erlebnistierpark Memleben sorgt Tierpfleger Steffen Haferburg für das Shetland-Pony „Rocco“ und versorgt es mit frischem Futter.
Im Erlebnistierpark Memleben sorgt Tierpfleger Steffen Haferburg für das Shetland-Pony „Rocco“ und versorgt es mit frischem Futter.
Andreas Löffler