1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Tierheim Freyburg: Tierheim Freyburg: Kein Nerv für Formulare

Tierheim Freyburg Tierheim Freyburg: Kein Nerv für Formulare

Von Gerd Stöckel 16.05.2017, 07:23
Claudia Müller, Vorsitzende des Freyburger Tierschutzvereins und Leiterin des Tierheims, mit Rex. Der vierjährige Schäferhund sucht ein neues Zuhause bei Menschen mit „Hundeverstand“.
Claudia Müller, Vorsitzende des Freyburger Tierschutzvereins und Leiterin des Tierheims, mit Rex. Der vierjährige Schäferhund sucht ein neues Zuhause bei Menschen mit „Hundeverstand“. Nicky Hellfritzsch

Freyburg - Hinterm Zaun zeigt Rex die Zähne. Martina Lange, die im Freyburger Tierheim über einen Mini-Job beschäftigt ist, führt den respekteinflößenden Schäferhund zum Zwinger, bevor sie die Tür für den Besucher öffnet. Der Vierbeiner sucht ein neues Herrchen.

Hundequartiere gut belegt

Seine bisherigen Besitzer haben Rex abgegeben, weil er sie wohl überfordert hat. Bevor der Hund in ein neues Zuhause umziehen kann, muss er allerdings noch einen Wesenstest bestehen, gibt Martina Lange Auskunft. Zwar komme man im Tierheim gut klar mit ihm, doch wer das Tier aufnimmt, sollte trotzdem „Hundeverstand“ haben. Da ist die Beagle-Hündin, die vor wenigen Tagen bei Pettstädt aufgegriffen wurde, das reinste Mauerblümchen. Scheu lugt sie aus der Hütte. In einem anderen Zwinger patrouillieren Jenny und Prinz, zwei Schäferhunde, die aus schwierigen Verhältnissen dem Tierheim übergeben wurden. Und dann gibt es derzeit eine Reihe von „Pensionsgästen“.

Die Hundequartiere im Tierheim Freyburg jedenfalls sind gut belegt. Um Raum zu schaffen, soll eine weitere Fläche des zu DDR-Zeiten von einem Landwirtschaftsbetrieb genutzten Geländes hergerichtet werden. Ein neuer Zwinger soll dort entstehen, ein anderer erweitert werden. Zudem soll der städtische Zwinger, in dem Ordnungsamtsmitarbeiter aufgegriffene Hunde zunächst unterbringen, in den Eingangsbereich verlegt werden. Die Bauvorhaben sind das neueste Projekt des Teams um Claudia Müller, rührige Vorsitzende des Freyburger Tierschutzvereins und Leiterin des Tierasyls. Finanziert werden soll dieses Vorhaben mit Zuschüssen vom Land, das Einzelprojekte bis 10 000 Euro mit 90 Prozent fördert.

Außenbeleuchtung installiert

„Eine gut Sache“, sagt Claudia Müller. Der Freyburger Verein hat diesen Fördertopf seit 2012 mehrfach genutzt. Im Vorjahr wurden eine Außenbeleuchtung installiert, ein Vordach gebaut und ein weiteres Dach repariert. Wenn laut Land 2016 ein Großteil der für Tierheime bereit gehaltenen Mittel verfielen, haben die Freyburger Tierfreunde da jedenfalls nichts verschenkt.

Doch auch Claudia Müller hadert mit dem Verwaltungsaufwand. Für jede Maßnahme sind drei Kostenvoranschläge einzuholen. Man muss „büromäßig“ ziemlich fit sein, um Antragstellung und Abrechnung zu bewältigen. Bewilligt wird meist erst im September oder Oktober, und ausgegeben sein muss das Geld bis zum Jahresende. Im Herbst aber sind die Firmen meist gut ausgebucht, das Wetter ist oft schlecht. Für die Freyburger Vereinsvorsitzende, die einst selbst in einem kommunalen Verband tätig war, durchaus zu bewältigen, doch manch Ehrenamtlicher scheitert da wohl ohne Hilfe.

Die Arbeit im Tierheim fordert die, die sie leisten an sieben Tagen in der Woche und 365 Tagen im Jahr. Da bleibt wenig Zeit für das, was über die reguläre Betreuung der Tiere hinausgeht, macht Claudia Müller aufmerksam. Und Menschen, die ein Herz für Tiere haben und beim Einsatz fürs Tierwohl oft eigene Interessen hinten an stellen, haben oft keinen Nerv für das, was ihnen als unnötige Bürokratie erscheint.

Die Personalsituation, sagt Claudia Müller, sei überhaupt das größte Problem. Menschen, die mit Tieren umgehen können, sind nicht einfach zu finden, und hat man sie, können die Maßnahmen des zweiten Arbeitsmarktes oft nicht verlängert werden. „Das Problem ist, dass wir auf diese Weise keine Planungssicherheit erreichen können, wir brauchen personelle Kontinuität“, sagt Jana Grandi, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Unstruttal.

35000 Euro im Etat geplant

Weil das Tierheim eine wichtige Aufgabe zur Gefahrenabwehr erfüllt, sieht sich die Verbandsgemeinde in der Pflicht, stellt im Haushalt 35000 Euro für das Tierheim bereit. Grandi bedankt sich zudem bei Landrat Götz Ulrich, der eine Drei-Jahres-Maßnahme aus dem Ü-58-Programm für das Tierheim in Aussicht gestellt habe. „Bund und Land erlegen den Kommunen Verpflichtungen im Tierschutz auf, etwa zum Umgang mit gefährlichen Hunden, da kann man nicht nur auf ehrenamtliche Helfer setzen“, so Grandi. Schließlich sind nicht alle Hunde, die sich aggressiv gebärden, so leicht zu besänftigen wie Asylgast Rex.