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Theater Naumburg Theater Naumburg: Karussell dreht an der Zeit

Von Constanze Matthes 18.02.2020, 10:22
Die Contessa beauftragt den Herrn der Diebe: Keine leichte Aufgabe für den Jungen und seine Bande. Im Kinderstück wird auch Schattenspiel eingesetzt.
Die Contessa beauftragt den Herrn der Diebe: Keine leichte Aufgabe für den Jungen und seine Bande. Im Kinderstück wird auch Schattenspiel eingesetzt. Torsten Biel

Naumburg - Wie im richtigen Theater gehen die Zuschauer einige Stufen hinauf, werden ihre Eintrittskarten am Eingang kontrolliert, findet sich das Publikum wenig später an einem anderen Ort wieder. Die Aula der Naumburger Salztorschule ist an jenem Sonntagnachmittag mehr als nur ein Saal, in dem Eltern, Großeltern und Geschwister die Stuhlreihen füllen. Sie ist Kino, Bühne und zugleich ein Stück Venedig.

Wie Theater und Literatur im Einklang Jung wie Alt verzaubern können, zeigt einmal mehr das nunmehr fünfte Kinderstück des Theaters Naumburg, in dem acht Kinder und Jugendliche aus mehreren Schulen an der Seite von drei Schauspielern des Ensembles auftreten.

Nach „Peter Pan“ im vergangenen Jahr fiel die Wahl auf den Kinderbuch-Bestseller „Herr der Diebe“ von Cornelia Funke. Die bekannte Autorin und Verfasserin der mehrfach preisgekrönten „Tintenwelt“-Trilogie braucht man wohl nur wenigen vorzustellen. Wie der Klassiker „Peter Pan“ erzählt der im Jahr 2000 erschienene Roman Funkes in einer turbulenten und amüsanten Handlung vom Kindsein und dem Erwachsenwerden. Im Mittelpunkt: eine Kinderbande um Scipio, dem Herrn der Diebe, ein trotteliger Detektiv auf der Suche nach zwei Geschwistern, beauftragt von einem kaltherzigen Ehepaar, ein schlitzohriger Hehler, eine betagte Contessa und eine junge Frau, in deren Haus sich ein Stück eines sagenumwobenes Karussells befindet.

Dank Haupt- und Nebenbühne finden die verschiedene Orte in der Aula ihren Platz: das alte Kino als Domizil der Kinderbande, Venedigs Brücken und die Lagunen-Insel, auf der das rätselhafte Karussell steht. Sarai Feuerherdts liebevolle Ausstattung - Kostüme wie Kulisse - überzeugt. Neben der Darstellung der Figuren - Kinder wie Erwachsene agieren harmonisch mit sehr viel Spielfreude und sogar in mehreren Rollen - greift Regisseurin Antje Klahn in die Trickkiste, die das Medium Theater zu bieten hat. Die berühmten Löwen als Symbole Venedigs werden mit Hilfe von Masken dargestellt. Zum Einsatz kommen Schattenspiel und Musik, die an eine Spieluhr erinnert. Die magische Szene, als das Karussell nach Jahren des Stillstandes sich wieder dreht, erzeugt Gänsehaut.

Allgemein wird die Inszenierung indes von Rasanz und Klamauk geprägt: Kinder und Detektiv liefern sich eine wilde Verfolgungsjagd, wird der ungeliebte, aber schließlich herzensgute Schnüffler von der Bande überrumpelt. Es darf gelacht und gestaunt werden, ohne dass die Botschaft des Stücks verblasst. Am Ende der Premiere gibt es lauten und langanhaltenden Beifall sowie Bravo-Rufe. Auch der Dank an all jene, die diese Inszenierung zusammen ermöglicht haben, fehlt nicht. „Ihr habt Unfassbares geleistet“, sagt Regisseurin Antje Klahn. Das Kinderstück zeigt am Ende auch, dass Theater immer Teamarbeit ist.

In der Aufführung treten auf: Janice Braune, Lilly Franke, Greta Göbel, Hans-Gustav Peters, Mara Potzger, Fridolin Schwammberger, Ansgar Seemann und Leopold Ulrich sowie die drei Schauspieler Maribel Dente, Antoni Gerolamo Fancellu und Jörg Vogel. Nach der Premiere wird die Inszenierung „Herr der Diebe“ am 18., 19., 20., 21., 24. und 25. Februar jeweils ab 10 Uhr sowie am 22. Februar ab 15 Uhr in der Aula der Salztorschule gezeigt.

Das Kartentelefon ist erreichbar unter: 03445/27 34 80

Geschnappt: Die Kinder haben Detektiv Victor Getz, der ihnen auf den Fersen war, überrumpelt und damit außer Gefecht gesetzt.
Geschnappt: Die Kinder haben Detektiv Victor Getz, der ihnen auf den Fersen war, überrumpelt und damit außer Gefecht gesetzt.
Torsten Biel
Nicht ohne Happy End: Die Kinder um den nunmehr erwachsenen Scipio (2.v.r.) bekommen ein neues Zuhause.
Nicht ohne Happy End: Die Kinder um den nunmehr erwachsenen Scipio (2.v.r.) bekommen ein neues Zuhause.
Torsten Biel