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Theater Naumburg Theater Naumburg: Eintauchen in Lebensträume

Von Jana Kainz 12.05.2017, 08:03
„Lebensträume“ ist die nächste Spielzeit des Theaters Naumburg überschrieben. Intendant Stefan Neugebauer (r.) stellt den Spielplan im Foyer der Öffentlichkeit vor.
„Lebensträume“ ist die nächste Spielzeit des Theaters Naumburg überschrieben. Intendant Stefan Neugebauer (r.) stellt den Spielplan im Foyer der Öffentlichkeit vor. Biel

Naumburg - „Du träumst zu viel“. Diesen Satz bekam Stefan Neugebauer in Kindertagen oft zu hören. Dem jungen Tagträumer, der seine Zukunft im Theater vor sich liegen sah, hielten die Realisten die vermeintliche Wirklichkeit vor Augen: Theater, sagten sie, sei keine Basis fürs Leben. „Wenn man die Träume aber entschlossen, mit Kraft und Mut beharrlich verfolgt, kann man sie verwirklichen“, weiß Neugebauer, der erst in Berlin und seit zwei Spielzeiten in Naumburg als Theaterintendant wirkt. So träumt er weiter für das Theater Naumburg und im selbigen öffentlich während der Spielzeit 2017/18, die er mit „Lebensträume“ überschrieb.

Deren zehn Premieren stellte er gestern im Theaterfoyer der Öffentlichkeit vor, wobei er einen Traum aus dem Hier und Jetzt voranstellte: jenen von der Zukunft des Theaters, speziell von deren Spielstätte. Das Domizil des kleinsten Stadttheaters Deutschlands hat, wie er den maroden Zustand umschrieb, „seine Tücken“. Er sei ein großer Verfechter der Idee, das Theater im Schwurgerichtsgebäude auf dem einstigen Gefängnisgelände anzusiedeln. Das sei der ideale Ort, denn Theaterfiguren, so Neugebauer, „sind alles Verbrecher, die hinter Gitter gehören“. Möglicherweise bleibe die JVA-Idee nur ein Traum. „Ich habe munkeln hören“, sagte er im Theaterfoyer, „dass es auf eine Rekonstruktion dieses Hauses hier hinausläuft.“ Folglich bräuchte es eine Interimslösung für die Jahre der Sanierung des angestammten Hauses. Das müsse ein „verlässlicher Ort sein, an dem Theater auch möglich ist“, betonte er.

Am Ende der Welt dürfte dieser nicht liegen, denn leicht gelangt man an diesen Ort meist nur mit der Fantasie, so wie zum Auftakt der neuen Spielzeit im Stück „Der blaue Stuhl“. In diesem für Kinder ab fünf Jahren treffen zwei Freunde in der Wüste auf besagten Stuhl. Und schon entspinnt sich mittels Fantasie eine Reise bis ans Ende der Welt und darüber hinaus - mit jeder Menge Live-Musik, gespielt vom neuen Ensemble-Mitglied Adrien Papritz. Der gebürtige Luxemburger folgt auf Peter Johan, der seinem Traum in die Ferne folgt.

Ein neues, aber einigen vielleicht aus der Fernsehsendung „Germany’s Next Topmodel“ bekanntes Gesicht taucht in dem von Thomas B. Hoffmann geschriebenen Auftragsstück „Ich, Uta“ auf, denn Uta wird von Marie Nasemann verkörpert. Neugebauer habe sie nicht engagiert, weil sie ein Ex-Topmodel ist, sondern, „weil sie in der Arbeitsprobe so gut war“. Das Stück, in dem Uta davon träumt, von ihrer Umgebung richtig gesehen zu werden, bewegt sich auf der Achse von Vergangenheit und Neuzeit. Und weil es für die Stifterfiguren einen großen Raum brauche, sicherte sich Neugebauer beizeiten in der neuen Kulturstätte „Turbinenhaus“ Aufführungstermine. Parallel zu diesem Stück, steht die Premiere eines Klassenzimmerstücks auf dem Spielplan. In „Fit for future“ geht es um die Tücken in der Berufsberatung von Schulabsolventen. Für die Kinder wird es um Weihnachten herum wieder märchenhaft. „Schneewittchen“ kommt in einer neuen Fassung mit ganz eigentümlichen sieben Zwergen daher. Diese stecken in einer Person. Und weil auch Puppen eine Rolle spielen, setzt Neugebauer auf Kristine Stahl als Regisseurin.

Dem Traum von der idealen Erziehung wird in „Vater Mutter Geisterbahn“ hinterhergejagt. Helikoptereltern oder besser doch antiautoritär? Die Protagonisten experimentieren wild herum. Von Ruhm und Anerkennung träumt „Othello“, der mit seiner schwarzen Hautfarbe besonders viele Neider hat. „Und wenn er noch eine weiße Frau heiratet, gibt es nicht nur Bravorufe - da steckt eine große, aktuelle Brisanz drin“, so Neugebauer. Das personell große Stück wird in eine Fassung für etwa sieben Schauspieler gebracht. Hochexplosiv komme „Fräulein Julie“ daher. Ein ungleiches Paar benutzt sich: jeder soll für die Träume des anderen herhalten. Neue Wege geht Neugebauer mit Jörg Peukert, Museumsleiter auf Schloss Neuenburg, für den 3. Naumburger Theaterspaziergang, während dem man außerhalb der Stadtmauern, eben auf der Neuenburg, wandelt.

Abgerundet wird die Lebensträume-Saison mit dem Sommertheater 2018 im Marientor. In „Der Geizige“ dreht sich alles ums liebe Geld. Sparen oder das Geld mit vollen Händen ausgeben? Molière hat um das Thema Geld eine Komödie gesponnen, in der er schon die heutige „Geiz-ist-geil“-Lebensmaxime vorweggenommen hat.