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Taubenmarkt  Taubenmarkt : Federn lassen mit Ansage

Von Michael Heise 12.01.2017, 09:10
Axel Langenbach (l.), gebürtiger Eckartsbergaer und heute bei Osnabrück lebend, zum Taubenmarkt im letzten Jahr. Auch dieses Wochenende wäre er angereist, doch der Markt ist abgesagt - seit dem Bestehen 1868 zum ersten Mal.
Axel Langenbach (l.), gebürtiger Eckartsbergaer und heute bei Osnabrück lebend, zum Taubenmarkt im letzten Jahr. Auch dieses Wochenende wäre er angereist, doch der Markt ist abgesagt - seit dem Bestehen 1868 zum ersten Mal. Archiv (Torsten Biel)

Naumburg - Normalerweise wäre Axel Langenbach aus der Nähe von Osnabrück Freitagnacht mit seinen beiden Söhnen ins Auto gestiegen und nach Naumburg gefahren. Gegen fünf Uhr hätte er dann seinen Stand auf dem Taubenmarkt aufgeschlagen. Normalerweise. Dieses Jahr aber ist alles anders, der Vogelgrippe wegen. Das Virus zwingt zur Stallpflicht, lässt Zuchtausstellungen und Märkte ausfallen. Auch den Naumburger Taubenmarkt. Seit 1868 gibt es diese überregional, ja deutschlandweit geschätzte Handelsschau - nun fällt sie aus. Zum ersten Mal. Schon Anfang Dezember hatte das Veterinäramt des Burgenlandkreises unter Verweis auf einen Erlass des Landesverwaltungsamtes die Stadt Naumburg wissen lassen: „Entsprechend der aktuellen Tierseuchenlage kann die Durchführung des Naumburger Taubenmarktes nicht gestattet werden.“ Zu diesem Zeitpunkt waren bereits andere Veranstaltungen und Schauen im Burgenlandkreis unterbunden worden, eine der letzten war die des Rassegeflügelzuchtvereins Eckartsberga Mitte November.

Die radikale Absage des Taubenmarktes, dessen vierte und letzte diesjährige Veranstaltung erst Ende Februar stattgefunden hätte, sorgt dennoch für Verwunderung. Auch bei Axel Langenbach: „Abgesehen davon, dass ich meine Zweifel habe, dass Tauben die Krankheit übertragen können, so hätte man doch nicht gleich alle Termine streichen müssen. Vielleicht die ersten zwei - und dann neu entscheiden. Wer weiß schon, wie sich die Lage entwickelt?“ Langenbach hätte also gern auf Zeit gespielt. Verständlich, denn der Taubenmarkt ist für ihn nicht nur Markt im Sinne des Wortes, sondern ein Muss. Seit Langem. Der 65-Jährige ist gebürtiger Eckartsbergaer und eng mit der Naumburger Schau verbunden. „Schon als Kind war ich dort, bin mit dem Zug hingefahren. Der Taubenmarkt ist für mich Pflicht.“ Auch der beruflich bedingte Umzug nach Niedersachsen hat ihn nicht davon abhalten können. Umso ärgerlicher die Zwangspause dieses Jahr.

Steht die Frage: Mussten tatsächlich gleich alle vier Taubenmärkte geopfert werden? Das Veterinäramt des Burgenlandkreises sagt „Ja“. Steffen Hoffmann: „Die Seuchenlage ist nach wie vor prekär - und es zeichnet sich auch mittelfristig keine Entspannung ab. Regelmäßig gibt es neue Funde.“ Insofern sei die Absage aller Taubenmärkte konsequent. Was die Sachlage für das Ordnungsamt der Stadt Naumburg, welches die Taubenmärkte alljährlich beim Kreis beantragen und im Ernstfall eben auch absagen muss, klar darstellt. Leiter Andreas Rüb: „Die Anordnung des Kreises im Dezember war deutlich, deshalb kann es unsererseits keine eigenständigen Festlegungen geben.“ Aber, anders herum wäre man sehr flexibel. „Käme eine Genehmigung, könnten wir sofort den nächsten Markt ausrufen. An der Stadt soll es nicht liegen. Uns liegt der Markt sehr am Herzen“, macht Rüb deutlich, der vermutet, dass am Sonnabend trotz allen Verbots Händler anreisen - die man dann freilich des Platzes verweisen muss.

Axel Langenbach wird nicht zu ihnen gehören. Seine 40 „Handelsobjekte“ bleiben im heimischen Käfig und er Zuhause. Dass damit auch eine geliebte und daheim in Niedersachsen vermisste Delikatesse flach fällt, die auf dem Naumburger Taubenmarkt gern verkaufte Thüringer Bratwurst, macht die Sache noch betrüblicher.