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Taubenmarkt  Taubenmarkt : Analoge Welt der Tauben

Von Michael Heise 28.01.2019, 08:53
Die Reihen sind diesmal sichtbar gelichtet: Zum zweiten Naumburger Taubenmarkt in dieser Saison, für viele Teilnehmer der wichtigste, hat das Wetter mit Schnee, Regen und Glatteis seine Spuren hinterlassen.
Die Reihen sind diesmal sichtbar gelichtet: Zum zweiten Naumburger Taubenmarkt in dieser Saison, für viele Teilnehmer der wichtigste, hat das Wetter mit Schnee, Regen und Glatteis seine Spuren hinterlassen. Torsten Biel

Naumburg - Die These, der zweite Naumburger Taubenmarkt einer Saison sei der beste, weil am meisten besuchte, ließ sich zumindest diesmal nicht belegen. Spiegelglatte Straßen, Schnee- und Regen haben wohl viele Züchter davon abgehalten, sich in die Spur nach Naumburg zu machen. Gegen 9 Uhr sonst immer rappelvoll, zeigte sich der Marktplatz am Sonnabend eher übersichtlich. Siegfried Keil aus Jeserich in Brandenburg hatte sich auf den Weg gemacht. Ob Ja oder Nein - die Frage stand für ihn nicht. Der 73-Jährige kommt seit 1972 zum Taubenmarkt, immer zum zweiten, selbstverständlich. Gegen 6 Uhr hatte er seine Käfige mit Mährischen Strassern stahlblau und Luchstauben blaugeschuppt aufgestellt. Etwas verspätet, denn der Straßenverhältnisse wegen dauerte die Fahrt statt zwei mal eben drei Stunden.

Der Aufwand hat sich für den Brandenburger trotzdem gelohnt, nicht nur, weil er Tiere ge- und verkauft hat, sondern auch, weil er einen Pokal mit nach Hause nehmen konnte - den der Stadt Naumburg für verdiente und dem Taubenmarkt eng verbundene Züchter. Auf Keil trifft das zu. „Ich freue mich über die Auszeichnung“, sagte er später in trauter Runde mit Züchterfreunden und ein paar belegten Broten in der Rathausdiele, wo traditionell zum zweiten Taubenmarkt der Empfang des Oberbürgermeisters stattfindet. Im Schnitt 28 bis 30 Tiere hält der Senior, seit exakt 50 Jahren züchtet er sie. „Er ist für mich Pflicht, der Naumburger Taubenmarkt. Hier treffe ich viele Gleichgesinnte. Es lässt sich gut austauschen und handeln. Lohnenswert, jedes Mal“, teilte er mit. Gegen 11 Uhr sollte der Markt für ihn aber schon wieder Geschichte sein. „Wir haben Verwandtschaft in Osterfeld, da muss ich noch hin.“

Ihm wie anderen zum Empfang in der Rathausdiele müssen die Worte des OB runtergegangen sein wie Öl. Bernward Küper hielt fast schon ein flammendes Plädoyer für die Taubenzucht. In einer Welt, in der alles mehr digitalisiert und elektrifiziert werde, gerate das Analoge fast in Vergessenheit, meinte er und benannte ein simples Beispiel. Den Stromausfall, den Naumburg vor zwei Wochen erlebt hatte, für über zwei Stunden war da in vielen Haushalten das Licht ausgegangen (wir berichteten). Da ginge auch kein Computer mehr, Nachrichten könnten nicht verschickt werden. „Mit einer Brieftaube hätte man sich helfen können“, so sein Resümee. Deswegen sei die Taubenzucht wichtig, sie dürfe nicht in Vergessenheit geraten und müsse dem Nachwuchs nahegelegt werden. Tauben seien nicht umsonst seit jeher begehrte Nutztiere. Den Beifall hatte er auf seiner Seite. Auch für Sätze wie diesen: „Wer die Frage stellt, ob ein Taubenmarkt tiergerecht ist, der kann auch gleich fragen, ob das Halten von Pferden noch rechtens ist. Ich denke, dass verantwortungsvolle Züchter auch verantwortungsvoll mit ihren Tieren umgehen.“

Was auch immer die Diskussion in Zukunft darüber aufzeigen mag, für dieses Jahr sind die nächsten Taubenmarkt-Termine gesetzt: 10. und 24. Februar.

Siegfried Keil erhält von OB Bernward Küper den Taubenmarkt-Pokal. Der Züchter aus Jeserich in Brandenburg ist dem Markt seit 1972 treu.
Siegfried Keil erhält von OB Bernward Küper den Taubenmarkt-Pokal. Der Züchter aus Jeserich in Brandenburg ist dem Markt seit 1972 treu.
Biel
Trotzt dem miesen Wetter und bläst zum traditionellen Taubenmarkt-Empfang in der Rathausdiele: der Flemminger Posaunenchor.
Trotzt dem miesen Wetter und bläst zum traditionellen Taubenmarkt-Empfang in der Rathausdiele: der Flemminger Posaunenchor.
Biel