Tag des offenen Denkmals Tag des offenen Denkmals: Stille Zeugen der alten Zeit

Naumburg - Jeden zweiten Sonntag im September wird bundesweit der Tag des offenen Denkmals begangen. Historisch interessierte Menschen bekommen die Gelegenheit, Einblicke in geschichtsträchtige Gebäude zu werfen, die der Öffentlichkeit in der Regel nicht oder nur teilweise zugänglich sind. Diese Jahr stand der Tag unter dem Motto „Macht und Pracht“. Auch in Naumburg gab es einige Stationen, an denen engagierte Menschen neugierigen Besuchern historische Bauten und Stätten näherbrachten.
Gut besucht war zum Beispiel die Kostümführung „Macht und Pracht – Die Frau des Hauses“, die am Vormittag am Holzmarkt startete. Als Spießbürger verkleidet, geleitete Dietmar Gehlfuß etwa 40 Interessierte die Jakobsstraße entlang bis zum Schlösschen am Markt. Es wurden mehrere Zwischenstationen angesteuert, an denen weitere kostümierte Personen über das Leben und die Unterschiede in der Ständegesellschaft und vor allem über das Leben der Frau in der Ständegesellschaft berichteten. „Macht und Pracht: In Naumburg waren das immer die Frauen des Hauses“, begann Gehlfuß den Rundgang. Die Frau hatte die Schlüssel für alle Räume im Haus, sie hatte die Macht über das Gesinde, bezahlte die Rechnungen und wusste, wo der Wein steht. Sie war es, die im Hintergrund die Fäden zog. Doch alleine reisen durfte die „anständige Frau“ nicht, geschweige denn ein eigenes Handwerk ausüben.
Weiterhin erfuhren die Teilnehmenden, dass das Haus in der Jakobsstraße 13, „Zu den drei Schwanen“, eine der ersten Herbergen der Stadt war. Dass der Diakon und seine Frau Mitte des 17. Jahrhunderts in der Jakobsstraße 32 drei abgetrennte Wohnungen mit jeweils eigener Toilette und großer Wohnstube vermieteten. Und dass Nikolaus von Amsdorf, einst Bischof von Naumburg (1542-1546), im selbst auferlegten Zölibat lebte und eine Wohnung im Schlösschen am Markt bewohnte.
Ebenfalls am Tag des offenen Denkmals angeboten wurde die Führung „Macht und Pracht in Bürgertracht“. Im Mittelpunkt stand das bedeutende Bürger- und Handelshaus am Markt 10. So gut wie jeder Naumburger kennt die Geschichte vom Aufenthalt Kaiser Karls V. in dem Gebäude. 1547, nach der Schlacht bei Mühlberg, soll er sich samt Gefolge im Haus von Veit Laube eingerichtet haben. Nachdem alle Vorräte aufgebraucht waren, seien sie wieder abgezogen, weiß Ulrich Böduel, Restaurator und Beauftragter der Stadt im Bereich Denkmalpflege, zu berichten.
Weniger bekannt sind hingegen die Stuckarbeiten an den Decken einiger der Räume des heute als Bürohaus genutzten Gebäudes. Italienische Stuckateure, die bereits die Eisenberger Schlosskirche im Stil des italienischen Barocks gestaltet hatten, leisteten um 1670/80 auch in jenem Bürgerhaus ganze Arbeit. Besonders die Decke eines momentan leerstehenden Raumes wurde plastisch wundervoll herausgearbeitet. Engel, Blumen, Früchte, Ranken und Kränze scheinen hier zum Greifen nah.
Dieser Raum, wie viele andere bundesweit, ist mittlerweile wieder verschlossen und wartet nun auf die nächste Gelegenheit, von Menschen, die es zu schätzen wissen, erneut bestaunt zu werden. Groß war die Nachfrage am Tag des offenen Denkmals auch nach Führungen im Dom. Die zunächst drei geplanten Rundgänge wurden, aufgrund des Andrangs, um einen vierten ergänzt.