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Tag der offenen Töpferei Tag der offenen Töpferei lockt Keramikfreunde in die Werkstätten im Burgenlandkreis

Von Carmen Busch 14.03.2016, 09:52
Hühnchen Margot entzückt Töpferin Andrea Gühne und das Ehepaar Renate und Harry Strecke (v.l.).
Hühnchen Margot entzückt Töpferin Andrea Gühne und das Ehepaar Renate und Harry Strecke (v.l.). Peter Lisker

Kreischau/Bothfeld - Ob der Töpfer roten, schwarzen oder weißen Ton verwendet, entscheiden das Design und die Idee des Künstlers. Wie unterschiedlich dieses Design sein kann, haben sich am Wochenende Interessierte und Liebhaber des alten Handwerks in den verschiedenen Werkstätten und Ateliers im Burgenlandkreis ansehen können.

„Es ist ein sehr kreatives Handwerk“, sagt Matthias Gühne aus Bothfeld, während er Schüsseln auf seiner Töpferscheibe formt. Die Töpferei, die er mit seiner Ehefrau Andrea betreibt, ist beim Tag der offenen Töpferei seit Anfang an dabei. „Elf Jahre machen wir nun mit und es macht wirklich Spaß, unser Handwerk zu präsentieren“, verrät Andrea Gühne. Aber auch dem Publikum gefällt diese Idee, dass im gesamten Bundesgebiet, die Töpfereien ein ganzes Wochenende lang die Türen für sie geöffnet haben. „Ich erlebe jedes Jahr wieder, dass sich Leute eine Extra-Reiseroute zurechtbasteln, um die verschiedenen Betriebe anzusteuern“, berichtet die Töpferin. Stolz ist sie auch, dass sie am Samstagvormittag schon Besuch aus Freyburg hatte, aber auch aus Leipzig und Halle. „Manchmal sind auch andere Töpfer dabei, dann Fachsimpeln wir auch gerne einen kurzen Moment lang“, erzählt die Bothfelderin. Besonders freut es Andrea Gühne, wenn Kinder aus ihren Kursen kommen, die sie an Schulen, Kindertagesstätten oder anderen sozialen Einrichtungen gibt. „In solchen Kursen ist das Töpfern absolut nicht zu vergleichen mit unserer Werkstatt hier, daher kommen dann die Kinder mit ihren Eltern auch mal gucken“, bemerkt Gühne voller Stolz. „Wenn sich heutzutage die junge Generation noch für unser Handwerk interessiert, freut mich das sehr. Meist werden wir doch eher vergessen“, fügt sie kritisch dazu.

Von diesem Vergessen kann Gühnes Ehemann Matthias an diesem Wochenende jedoch nicht sprechen. Mit einer Engelsgeduld und einer beeindruckenden inneren Ruhe führt er den zahlreichen Besuchern vor, wie ein Krug oder eine Schale entsteht und beantwortet gleichzeitig die Fragen der neugierigen Zuschauer. „Ich mache das schon sehr lange, da lernt man die Routine“, erzählt der Mann an der Töpferscheibe. Nach seiner Meinung, ist der Anfang immer das Schwierigste. Der Ton muss passgenau auf die Mitte der Scheibe gebracht werden, danach ist eine reine Gefühlssache, wie die nasse puddingartige Masse geformt wird. „Übung macht den Meister. Als Lehrling musste man sich viel in Geduld üben“, erinnert er sich lächelnd. Das Gute an dem Material ist aber, dass er dieses im weichen Zustand jeder Zeit wieder verändern kann.

Ton aus dem Westerwald

Den Ton kauft der Bothfelder im Westerwald, weil es in der näheren Umgebung keine Firmen gibt, die den Ton aufbereiten. „Das ist ein sehr langer Prozess bis man den fertigen Ton erhält. Das kann dauern“, betont er ruhig. Früher ist der Ton direkt aus der Erde entnommen worden. Danach ist er gereinigt, Steinchen und Schmutz sind entfernt worden. Dass sich diese zusätzliche Arbeit kaum ein Töpfer noch antut, ist für Matthias Gühne nachvollziehbar. Da er auch mit schwarzem Ton arbeitet, weil da besonders weiße Glasuren schön zur Geltung kämen, lohnt sich auch der Kauf des fertigen Tons für ihn. „Der Ton verfärbt sich nach dem Brennen entsprechend seiner Metalloxide. Schwarzen Ton gibt es so nicht in der Natur, hier wird weißem Ton Mangan zugemischt“, erklärt er. Das Angebot ist bei dem Ehepaar sehr vielfältig. Ein kleiner Tannenbaum für die Wohnstube, ein Tonhühnchen für den Garten oder ein komplettes Service für den alltäglichen Gebrauch - bei den Gühnes in Bothfeld findet der Besucher alles. „Und trotzdem sind alles Unikate. Keines meiner Produkte ist zu 100 Prozent identisch“, sagt Matthias Gühne mit viel Bescheidenheit.

Nicht weniger mit ihrer Arbeit zufrieden ist das Brüderpaar aus Kreischau. Hendrik und Richard Tauché arbeiten als freiberufliche Designer und versuchen in ihrer Keramikkunst, die Natur und die Umgebung des südlichen Sachsen Anhalts festzuhalten. „Wir stellen nicht nur Gebrauchskeramik her, sondern auch zum Ausstellen“, erklärt Richard Tauché. Die filigran gestalteten Einzelstücke sind sehr individuell. Die Brüder arbeiten hauptsächlich mit weißen Glasuren, matt oder glänzend. „Die weiße Farbe ist einfach am besten für das Anmalen geeignet“, sagt Tauché, der auch schon das eine oder andere Mal einen Tag der offenen Töpferei hat ausfallen lassen, um auch andere Keramikhandwerke zu besuchen. „Gegenseitige Unterstützung tut einfach unserem Handwerk gut.“ (mz)

Tag der offenen Töpferei bei Hendrik Tauche in Kreischau
Tag der offenen Töpferei bei Hendrik Tauche in Kreischau
Peter Lisker
Matthias Gühne  stellen auf seine Keramik in Bothfeld vor.
Matthias Gühne  stellen auf seine Keramik in Bothfeld vor.
Peter Lisker