Stromausfall in Casekirchen Stromausfall in Casekirchen: 14 Stunden in Dunkelheit

Naumburg - Rund zwei Stunden waren am Sonntagabend die Menschen in den Dörfern zwischen Meyhen und Beuditz ohne Strom. Doch was tags darauf durch unvollständige Aussagen der Energieunternehmen nicht klar wurde: Sie hatten noch Glück im Unglück. Denn nur wenige Kilometer weiter, in Casekirchen, mussten die Einwohner über 14 Stunden ohne Elektrizität auskommen!
Einen, den es mit am härtesten traf, war der Casekirchener Dietmar Straube. Schließlich kümmert er sich zu Hause um seine Ehefrau, die auf Rollstuhl und höhenverstellbares Bett angewiesen ist - beides elektrische Geräte. „Ich habe natürlich zuerst gehofft, dass der Strom schnell wieder angeht. Doch das passierte nicht. Ich habe kaum eine Minute geschlafen in der Nacht“, so Straube. Dass der Stromausfall durch den Sturm veranlasst war, lag auf der Hand. „Doch mehr Informationen hatten wir nicht. Bei uns hier im Dorf gibt es ja kein Funknetz, und das Festnetz war tot“, so der 56-Jährige.
Am Morgen ging zwar draußen die Sonne auf. Doch bei Straubes in der Wohnung blieb es dunkel. Es fehlte weiterhin der Strom für das Licht und die elektrischen Rollläden. Nur weil sein Bruder bei der Betreuung einspringen konnte, brachte es Dietmar Straube übers Herz, seine Frau mit einstündiger Verspätung gen Arbeitsplatz bei der Viega in Großheringen zu verlassen. „In der WhatsApp-Gruppe unseres Dorfvereins hieß es dann, dass der Strom um 9 Uhr zurückkommt. Dann 10 Uhr, 11 Uhr. Doch erst nach um Zwölf hat mich mein Bruder informiert, dass wieder alles funktioniert.“
In die Erleichterung mischte sich bei Dietmar Straube aber auch eine gehörige Portion Unverständnis. Dass es zu Stromausfällen kommen kann, wenn bei starkem Sturm Bäume auf Hochspannungsleitungen fallen, dass ist ihm klar. „Doch das war ja bei uns nicht der Fall. Hier hat es zwischen Köckenitzsch und Casekirchen zwei oder drei alte Strommasten entschärft. Die Leitungen sollten schon vor vielen Jahren unter die Erde gelegt werden. Aber wir wohnen hier leider am Ende der Welt ...“, sagt Straube, der früher im Casekirchener Gemeinderat tätig war, verärgert. Und einmal in Fahrt: „Mit den Telefonleitungen ist es ja nicht anders. Die hängen zwischen Schkölen und Casekirchen zwischen den Bäumen. Das sollte nur vorübergehend sein. Aber es tut sich nichts. Schkölen ist Thüringen, wir sind Sachsen-Anhalt. Da schiebt man sich den Schwarzen Peter gegenseitig zu. Vom Breitbandausbau mal ganz abgesehen, wo man ja angeblich keine Tiefbaufirmen für die Kabelverlegung findet.“
Am gestrigen Dienstag wurde Casekirchen noch mittels einer sogenannten Netz-Entlastungsanlage von einem Lkw aus mit Strom versorgt. „Wir hoffen, dass wir noch heute Nachmittag wieder auf das reguläre Stromnetz schalten können“, sagte Evelyn Zaruba, Sprecherin des Energieversorgers Envia, auf Nachfrage unserer Zeitung. Zur Kritik von Dietmar Straube, dass die nahe Casekirchen vom Strom betroffenen Leitungen schon lange unter der Erde liegen sollten, konnte Zaruba keine konkreten Aussagen machen. „Generell sind wir seit Jahren dabei, die Ortschaften zu verkabeln. Aber das kann nur nach und nach passieren.“