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Steigende Inzidenzwerte Stehen Impfzentren im Burgenlandkreis vor Comeback?

Mit steigenden Infektionszahlen wächst bei vielen der Wunsch nach zusätzlichen Impfangeboten. Wie der Landkreis der Nachfrage begegnen will.

Von Tobias Schlegel und Alexander Kempf Aktualisiert: 15.11.2021, 13:02
Schlange standen die Leute am Freitagnachmittag an der Turnhalle der Beuditz-Sekundarschule, um sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.
Schlange standen die Leute am Freitagnachmittag an der Turnhalle der Beuditz-Sekundarschule, um sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Foto: T. Schlegel

Weissenfels/MZ - Wie sich die Zeiten ändern. Vor seiner Schließung ist das Impfzentrum des Burgenlandkreises in Zorbau deutlich unter Last gefahren. Es fehlte nicht an Impfstoff, sondern an Impfwilligen. Inzwischen hätte man mutmaßlich wieder gut zu tun. Denn angesichts zuletzt deutlich gestiegener Infektionszahlen wächst bei vielen der Wunsch nach einer empfohlenen Auffrischungsimpfung nach sechs Monaten - der sogenannten Booster-Impfung.

Booster-Impfung nach einem halben Jahr

Beim zusätzlichen dreitägigen Impfangebot des Burgenlandkreises an der Weißenfelser Beuditz-Schule hat sich jedenfalls gleich am frühen Freitagnachmittag eine Schlange gebildet. „Wir stehen seit zehn Minuten hier, aber es geht gut voran und wir haben Zeit mitgebracht“, sagt Andreas Becker aus Weißenfels tiefenentspannt. Er und seine Frau Diana sind vorbeigekommen, um sich ein drittes Mal gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

„Woanders haben wir ohne Warteliste keine Möglichkeit dazu bekommen. Unser Sohn hat im Internet die Impfaktion hier heute gesehen, deshalb sind wir hier“, erklärt Diana Becker. Sie hat mit ihrem Mann vor einem halben Jahr ihre zweite Schutzimpfung bekommen und will nun die Booster-Impfung erhalten. „Die brauchen wir doch“, meint Andreas Becker.

Amt für Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises bemüht sich um zusätzliche Impfangebote

Über das Wochenende war das zusätzliche Impfangebot vorrangig an Personen über 70 Jahre, an Bewohner und Mitarbeiter von Pflegeheimen und medizinischen Einrichtungen sowie an alle mit geschwächtem Immunsystem adressiert. Landrat Götz Ulrich (CDU) geht aber davon aus, dass der Landkreis einen Ansturm von Impfwilligen erlebt, wenn die Ständige Impfkommission ihre Empfehlung für weitere Personengruppen ausweiten sollte.

Ob eine solche Nachfrage allein von den Hausärzten zeitnah zu stemmen wäre, ist fraglich. Das Amt für Brand- und Katastrophenschutz des Landkreises bemüht sich daher im Hintergrund bereits, zusätzliche Impfangebote wie die am Wochenende in Weißenfels, Naumburg und Zeitz zu verstetigen.

Formal ist die Rede von mobilen Impfteams. Wenngleich der Landrat selber einräumt, dass es sich eigentlich um stationäre handelt. Vermutlich vier Stellen könnte es im Kreisgebiet bald geben - in Weißenfels, Naumburg, Zeitz sowie eine im Westen des Landkreises. Spätestens Ende November will Götz Ulrich dazu weitere Details verraten. „Da sind wir jetzt dran. Die genauen Standorte werden wir noch verkünden“, so der Landrat.

Zahl der ungeimpften Bewohner im Landkreis liegt laut des Corona-Dashboards des Kreises bei 38,14 Prozent

Doch warum hat man im Burgenlandkreis nicht gleich die einstigen Impfzentren erhalten, mag sich mancher nun fragen. „Wir konnten das ja nicht ändern. Das war ja restriktiv“, erklärt der Landrat. Für diese Einrichtungen war die Finanzierung seitens des Bundes ausgelaufen. Unklar ist bisher, ob die steigenden Infektionszahlen auch mehr Ungeimpfte zu einer Schutzimpfung gegen einen schweren Covid-19-Verlauf ermutigen.

Der Landkreis hat hierzu noch keine Zahlen vorgelegt. Die Zahl der ungeimpften Bewohner im Landkreis liegt laut des Corona-Dashboards des Kreises bei 38,14 Prozent. Allerdings aktualisiert die Kreisverwaltung die Daten bisher nicht an den Wochenenden. Das macht es auch unmöglich zu beurteilen, wie sich das Infektionsgeschehen am Sonnabend und Sonntag weiter entwickelt hat.

„Wir müssen für alle einen Dialog offenhalten, um eine Radikalisierung zu verhindern“

Der Landrat geht inzwischen selbst davon aus, dass eine erhebliche Minderheit im Landkreis nicht mehr durch Appelle von einer Schutzimpfung zu überzeugen ist. Eine Ausgrenzung dieser Personen erscheint ihm nicht der richtige Weg zu sein.

„Wir müssen für alle einen Dialog offenhalten, um eine Radikalisierung zu verhindern“, lautet sein Credo. Auch jene, die sich nicht impfen lassen wollen, müssen sich ernst genommen fühlen. Wie das gelingen könnte? Dem Landrat schwebt daher ein runder Tisch vor, wo beide Seiten regelmäßig im Gespräch bleiben. „Ich glaube das wäre notwendig“, so Götz Ulrich.