Stadtbibliothek Naumburg Stadtbibliothek Naumburg: Hauptsache neu, Standort egal

Naumburg - Die Naumburger Einwohner wollen eine neue, moderne Bibliothek für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Wo diese stehen soll, ist eher zweitrangig.
So könnte man eine Diskussionsrunde zusammenfassen, die am Dienstagabend zu Beginn der Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses des Naumburger Gemeinderates stattfand. Die Ausschussmitglieder hatten sich zunächst kurz die Räume der Kinder- und Jugendbibliothek am Stephanplatz angeschaut und bekamen dann in der Erwachsenenbücherei am Jägerplatz von Leiterin Sabine Matzner die dortigen Missstände präsentiert. Derweil hatte sich bereits eine große Zahl an Naumburger Bürgern im Lesesaal eingefunden, so dass weder Platz noch Stühle reichten. Die Resonanz war die Folge eines Aufrufes der Bibliotheksleitung (wir berichteten), die sich erhofft hatte, dass die Bürger die Forderung nach einem neuen Bibliotheksstandort unterstützen.
Und so fanden sich auch sechs Büchereinutzer, die diesem Wunsch nachkamen. Unter anderem unterstrichen zwei Grundschullehrerinnen die Bedeutung der Bildungseinrichtung. „Es braucht einen modernen außerschulischen Lernort, in welchem Objekt ist dabei nicht so bedeutsam“, meinte etwa Garnet Meiß von der Salztorschule. Sie übergab zudem eine Unterschriftenliste, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen. Frauke Nerius, Lehrerin an der Georgenschule, unterstrich zudem die Bedeutung einer Bibliothek, um auch Kinder aus bildungsfernen Schichten an das Lesen heranzuführen.
Beide Frauen hatten zweifellos recht, doch gingen ihre Beiträge ein wenig am Thema vorbei, was allerdings am fragwürdigen Aufruf der Bibliothek lag. Denn: Dass es einen modernen, gemeinsamen Büchereistandort braucht, wurde in der Vergangenheit von keinem Entscheidungsträger infrage gestellt. Der Knackpunkt lautet: Wo?
Diese Standortfrage sprach als erstes Rüdiger Bier an. Er brachte das Schützenhaus an der Vogelwiese, das man mit einer Stahlskelettkonstruktion herrichten könnte und nannte die zentrale Lage sowie die Parkmöglichkeiten als Vorzüge. Oberbürgermeister Bernward Küper nahm ihm jedoch zugleich den Wind aus den Segeln. Das Schützenhaus sei zwar „im Prinzip gut“, doch seien die notwendigen baulichen Veränderungen nicht mit dem Denkmalschutz vereinbar. Man werde das Objekt jedoch noch einmal überprüfen.
Den momentan favorisierten Standort der Stadtverwaltung, das „Schlösschen“, kritisierte der Bad Kösener Franz Marten. „Die Touristen-Info ist dort genau richtig“, meinte er. Sie sollte nicht für die Bibliothek weichen. Zudem meldete sich eine aus Kiel stammende Neu-Naumburgerin zu Wort, die sich sofort bei der Bibliothek angemeldet habe. Sie lobte das dort arbeitende Team und sprach den Standort im derzeit weiträumig verwaisten Citykaufhaus an. „Dort würde man doch zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, oder?“ OB Küper stimmte in Teilen zu und verwies darauf, dass er persönlich sowohl mit dem Citykaufhaus als auch dem „Schlösschen“ leben könnte.
Kinderarzt Dirk Schmutzler, der den Ausschuss in Vertretung von Michael Bartsch leitete, versprach, dass die geäußerten Meinungen in die Fraktionen und weiteren Ausschüsse zur Beratung eingebracht werden. Zudem erinnerte er daran: „Der Gemeinderat hat sich nicht gegen einen Umzug entschieden, sondern nur gegen einen vorschnellen Umzug in ein Objekt, das keine langfristige Lösung ist.“
