1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Sportlerportrait: Sportlerportrait: Das gelbe Filz im Fokus

EIL

Sportlerportrait Sportlerportrait: Das gelbe Filz im Fokus

Von Tobias Heyner 19.07.2012, 18:03

Zeitz/MZ. - "Meine größte Stärke ist die Rückhand", sagt Peter Weise, "das höre ich auch ganz oft von meinen Vereinskameraden." Der Zeitzer kam mit fünf Jahren das erste Mal mit dem Tennissport in Berührung und ist ihm seither verfallen. Derzeit tritt der 61-Jährige regelmäßig in der Altersklasse Herren 60-Plus für seinen Verein, den Zeitzer Tennis Club (ZTC), an. Auf den Courts im Fockendorfer Grund spielt er am liebsten Matches im Doppel. Zusätzlich kümmert er sich im Team noch um viele andere Aufgaben.

Liebe zum Verein

"Mein Vater war Funktionär beim ZTC", erklärt Weise, "ich bin praktisch auf Tennisplätzen aufgewachsen." Während der Schulzeit habe er zwar auch andere Sportarten wie Fußball, Volleyball oder Handball ausprobiert - Tennis habe jedoch stets die größte Faszination auf ihn ausgeübt. Die Frage nach dem Warum könne er gar nicht genau beantworten: "Es ist einfach so", meint Weise.

Seit 30 Jahren ist er Sportwart beim ZTC sowie Mitglied im Vorstand. "Ich kümmere mich im Prinzip um den ganzen Spielbetrieb", so Weise, "von der Organisation von Turnieren und Punktspielen, über die Planung der Mannschaftsaufstellung bis hin zur Übermittlung der Spielergebnisse." Übungsleiter im Jugendbereich ist er ebenfalls. Nicht für seine Arbeit im Verein notwendig, aber ein langgehegtes eigenes Bedürfnis, erfüllte er sich im Jahre 1994: "Ich machte den offiziellen C-Trainerschein, der bundesweite Gültigkeit besitzt", so der Routinier. "Damals hatte ich die Trainerlaufbahn als ein zweites Standbein angedacht. Auch wenn daraus nichts wurde, so absolviere ich dennoch aller vier Jahre einen Wochenendlehrgang, um den Schein zu verlängern."

Die bewegendsten Momente

Zu Weises erinnerungswürdigsten Momenten im Tennis gehöre ein 3. Platz im Doppel bei den DDR-Jugendmeisterschaften 1969. "Bei dem in Leuna ausgetragenen Turnier hatte ich die Ehre, gegen Thomas Emmerich antreten zu dürfen - der 1945 einmal DDR-Meister gewesen war", berichtet er, "dessen Sohn spielt heute noch professionelles Tennis." Nach seiner Zeit bei der Armee sei es ihm schwer gefallen in den Sport zurückzufinden. "Ohne diese Unterbrechung - wer weiß - vielleicht wäre meine Karriere ganz anders verlaufen", sinniert der Tennisspieler. Doppel blieben aber seine Stärke. Gemeinsam mit seinen Vereinskameraden holte er stets mehr Siege als im Einzel.

Einmal Sonderliga und zurück

1973 schaffte Weise mit seinem Team (damals hieß es noch Betriebssportgemeinschaft Chemie Zeitz - Sektion Tennis) den Aufstieg in die DDR-Sonderliga: "Für ein Jahr konnten wir uns mit Teams aus Berlin, Leipzig, Dresden und vielen anderen großen Städten des Ostens messen. Auch wenn wir dem nicht gewachsen waren und am Ende der Saison wieder abstiegen - es war eine tolle Erfahrung." Zudem könne man die Zeitzer Vereine nicht mit denen aus den größeren Städten vergleichen, findet er: "In den örtlichen Teams greifen wir immer nur auf Spieler aus der Region zurück. Bei den größeren Vereinen gibt es doch einen wilden überregionalen Tausch." Er finde es besser, auf die eigenen Leute zu setzen. Das liebe er auch so an seinem ZTC: "Das Gemeinschaftsgefühl ist bei uns einfach großartig", sagt er lächelnd.

Tennis-Fan durch und durch

Wenn er die Zeit hat und es nicht zu spät ausgestrahlt wird, verfolgt Weise auch gern die großen Tennisturniere im Fernsehen. Das schweizer Supertalent Roger Federer findet er am besten: "Federers Spiel ist unfassbar variantenreich und strotzt nur so vor Leichtigkeit und Eleganz - einmalig!" Bei den deutschen Herren fehle ihm derzeit einer, der besonders heraussteche.

"Da sieht es für das Damentennis hierzulande besser aus", meint er, "dort reifen ein paar tolle Talente heran!" Sorgen bereite ihm der Nachwuchs im eigenen Verein: "Es gibt schon wenig vielversprechende Talente in so kleinen Städten und Gemeinden - und wenn dann doch mal ein junger Spieler dabei ist, zieht er wegen Ausbildung oder Beruf fort. So wird der Altersdurchschnitt beim ZTC immer höher und höher", schnauft der Übungsleiter nachdenklich. Entmutigen lasse er sich nicht.

Die kleine gelbe Filzkugel behalte er weiter im Fokus.