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Soziale Härtefälle  Sozialbestattungen im Burgenlandkreis: Wenn kein Geld für die Beerdigung da ist

Von Petra Wozny 21.04.2017, 12:21
Im Weißenfelser Bestattungshaus „Heimkehr“ zeigt Madlen Zimmer eine handbemalte Urne aus Porzellan - zu teuer für eine Sozialbestattung.
Im Weißenfelser Bestattungshaus „Heimkehr“ zeigt Madlen Zimmer eine handbemalte Urne aus Porzellan - zu teuer für eine Sozialbestattung. Peter Lisker

Weißenfels - „Ja, es gibt Menschen, die eine Bestattung nicht bezahlen können“, sagt Uwe Gerhardt. Er ist Geschäftsführer der Antea Bestattungen Gerhardt GmbH in Zeitz.

Sieben Geschäftsstellen betreibt er im Burgenlandkreis. Seit über einem Vierteljahrhundert ist er Bestatter. Zwei Jahre war er Innungsobermeister. „In meinem Unternehmen liegen die Sozialbestattungen etwa bei fünf Prozent - und das seit Jahren. Wir können das Problem nicht aus der Welt schaffen, aber wir können helfen,“ ist seine Auffassung.

Sozialbestattungen im Burgenlandkreis: Für Bestatter Uwe Gerhardt gibt es keine Toten erster oder zweiter Klasse

Für Gerhardt gibt es keine Toten erster oder zweiter Klasse. „Mitunter erfahren wir gar nicht, dass die Hinterbliebenen soziale Unterstützung benötigen. Natürlich ist es den Hinterbliebenen unangenehm, wenn sie vor dem Hintergrund, einen Angehörigen zu beerdigen, offenbaren müssen, dass dafür nur wenig Geld da ist“, berichtet Gerhardt aus Erfahrung.

Gerhardt rechnet vor, was eine Urnenbeisetzung im Durchschnitt in seinem Unternehmen kostet, fügt aber hinzu, dass die Preise von Institut zu Institut schwanken. Eine Beerdigung setze er ohne Friedhofsgebühren bei 2.900 Euro an. „Natürlich kann es durchaus auch nach oben gehen“, so Gerhardt. In der Tat kenne er auch Preise anderer Institute.

Sozialbestattungen im Burgenlandkreis: Auch schwarze Schafe unter Bestattern

Seine Meinung: „Es macht nicht immer Spaß, Bestatter zu sein. Der Umgang mit den Hinterbliebenen lässt zuweilen zu wünschen übrig, weiß man in der Branche“, sagt Gerhardt und spielt darauf an, dass es Institute gebe, die von den Hinterbliebenen eine Vorkasse verlangen würden.

Allein im Vorjahr wurden beim Sozialamt des Burgenlandkreises 142 Anträge für eine Sozialbestattung gestellt. Davon konnten 64 bewilligt werden, ist von der Leiterin des Sozialamtes, Martina Münchow, zu hören. Ein Jahr zuvor seien es 35 Anträge weniger gewesen. Da wurden jedoch auch 61 Anträge positiv beschieden. Die Zahl ist also fast konstant.

Wann das Sozialamt die Kosten für die Bestattung übernimmt

Anträge zur Erstattung der Kosten für eine Sozialbestattung werden dann bewilligt, sobald es den Hinterbliebenen nicht zumutbar ist, für die Kosten der Bestattung aufzukommen, heißt es aus dem Sozialamt. Doch zuvor muss der Trauernde seine Einnahmen und Ersparnisse offenlegen. Überprüft wird dann anhand der Kontoauszüge, ob wirklich kein Geld für eine Bestattung vorhanden ist.

Für die Hinterbliebenen sei das in der schon problematischen Situation besonders schwer, wissen die Mitarbeiter des Amtes. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 stellten Hinterbliebene 119 Anträge auf Kostenübernahme der Bestattung - davon wurden 107 genehmigt. Enorm sind die Kosten, die der Landkreis trägt. Lagen sie vor zwei Jahren bei rund 105.000 Euro, so waren es im vergangenen Jahr immerhin 122.600 Euro.

Das Sozialamt kann auch Abstriche machen

Die Bearbeitung des Antrages dauere nach Vorlage aller Unterlagen nicht länger als vier Wochen, ist aus dem Sozialamt zu hören. In die erforderliche Summe fließen die Kosten für die Leichenschau, das Einsargen sowie das Ausstellen des Totenscheines und der Sterbeurkunde, die Benutzung der Trauerhalle, die Sarg- oder Urnenträger sowie die Aufwendungen für eine Grabstätte ein. „Bei mir gibt es keine Feilscherei“, meint Bestatter Uwe Gerhardt.

Die preiswerteste Urne, schmucklos und aus Eisen, liegt bei 95 Euro, die teuerste aus Porzellan, handbemalt, bei über 400 Euro. Es kommt vor, dass das Sozialamt nach Vorlage der Rechnungen bestimmte Dinge kürzt. Kann der Hinterbliebene dies dann nicht bezahlen, machen wir mit ihm unter Umständen eine Ratenzahlung aus. Auch dafür sind wir offen“, sagt Bestatter Gerhardt. Die Kreisverwaltung orientiert in jedem Fall auf eine schlichte und würdige Bestattung, um die Kosten niedrig zu halten. (mz)