1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Burgenlandkreis
  6. >
  7. Schwerbehinderter Oskar: Schwerbehinderter Oskar: Wie Familie vor Gericht für die Rechte des Kindes kämpft

Schwerbehinderter Oskar Schwerbehinderter Oskar: Wie Familie vor Gericht für die Rechte des Kindes kämpft

Von Yvette Meinhardt 27.02.2019, 05:45
Der kleine Oskar ist seit seiner Geburt schwerbehindert. Die Eltern Cindy und Maik Hofmann kümmern sich aufopferungsvoll um ihn.
Der kleine Oskar ist seit seiner Geburt schwerbehindert. Die Eltern Cindy und Maik Hofmann kümmern sich aufopferungsvoll um ihn. René Weimer

Könderitz - Das Leben des kleinen Oskar hat sich positiv verändert. Er brabbelt vor sich hin, trinkt seine Flasche und schaut neugierig in die Welt. „Mein kleiner Schatz hat große Fortschritte gemacht“, sagt Mutter Cindy Hofmann. Mit zweieinhalb Jahren kann Oskar trotzdem nicht alleine sitzen, stehen oder krabbeln. Seit seiner Geburt ist der Junge schwerbehindert und ob er jemals laufen kann, steht in den Sternen.

Die Eltern kämpfen seit der Geburt um die Rechte des Jungen und hoffen jetzt nach zweieinhalb Jahren auf die erste Gerichtsverhandlung. Sie haben die Uniklinik Leipzig auf Schmerzensgeld verklagt. Im März ist ein Gerichtstermin in Leipzig anberaumt. Aufgrund des laufenden Verfahrens wollte sich die Uniklinik nicht äußern. „Es wurde eine Güteverhandlung vereinbart. Konkrete Angebote seitens der Uniklinik liegen uns aber bis heute nicht vor“, sagt der Vater. Unterdessen wurden verschiedene ärztliche Gutachten in Auftrag gegeben.

Herzfehler des Jungen wurde schon im Rahmen der Feindiagnostik bei der Schwangeren festgestellt

Der Herzfehler des Jungen wurde schon im Rahmen der Feindiagnostik bei der Schwangeren festgestellt. „Die Ärzte haben mir vor der Geburt versichert, dass das Loch im Herzen mit einer Operation behoben werden kann“, erinnert sich Cindy Hofmann. Während der Geburt kam es zu weiteren Komplikationen. Und es sei kein Herzspezialist bei der Entbindung in Leipzig vor Ort gewesen, kritisiert die Mutter. So hat Oskar schwere Schädigungen des Gehirns, leidet unter Spastik und Krampfanfällen - auch das Fehlen des Spezialisten bei der Geburt soll im Gerichtsverfahren eine Rolle spielen.

Bis heute wurde Oskar nicht am Herzen operiert. Er wiegt etwa neun Kilogramm, zirka 13 Kilo wären für eine OP notwendig. „Die Ärzte wollen keine Herz-Operation riskieren. Als weitere Gründe wurden uns die unzureichende Sauerstoff-Sättigung im Blut genannt“, ergänzt Vater Maik Hofmann. „Ich möchte keinen Zettel mit allen eventuell auftretenden Nebenwirkungen unterschreiben, der sich für mich schon wie ein Todesurteil liest“, fährt der Vater fort.

Familie hat sich mit dem schwerbehinderten Jungen so gut es geht eingerichtet

Die Familie hat sich mit dem schwerbehinderten Jungen so gut es geht eingerichtet. „Ich möchte jeden Tag zum schönsten Tag seines Lebens machen“, sagt die Mutter. So besucht er die integrative Kindertagesstätte in Gröben und fühlt sich unter Kindern wohl. Dorthin wird er von seiner persönlichen Pflegerin begleitet.

Die Eltern können längst keinem normalen Job mehr nachgehen. Die angespannte Lage macht der Familie zu schaffen. Die Mutter hat stark abgenommen und war jetzt mit dem vierjährigen Sohn Tim zur Kur. Der Sprössling besucht den Kindergarten in Könderitz und hat an diesem Tag gerade ausgelassen Fasching gefeiert. Der Vater war in psychotherapeutischer Behandlung. Denn die Auseinandersetzungen mit Ärzten, Kranken- und Pflegekassen rauben Kraft, Nerven und Zeit.

Eltern wollen durch ihre Klage das Leben ihres Sohnes vor allem finanziell absichern

Die Eltern wollen durch ihre Klage das Leben ihres Sohnes vor allem finanziell absichern. Denn jede Neuanschaffung ist ein Kampf. „Wir sind sehr glücklich über unseren neuen Therapiestuhl, da kann Oskar jetzt stehen und eine andere Körperhaltung einnehmen“, erklärt die Mutter. Die Familie plant an ihrem Einfamilienhaus in Könderitz einen behindertengerechten Anbau. „Oskar soll im Erdgeschoss sein eigenes Zimmer mit behindertengerechtem Bad und separatem Platz für die Pflegemittel bekommen. Ein direkter Zugang zu Terrasse und Garten wären schön“, erklärt der Vater. Auch dafür brauchen sie Geld und streiten vor Gericht.

Verstärkung erhält die Familie rund um die Uhr durch einen Pflegedienst, der nur für Oskar da ist. „Ich habe in unserer Kita einen Aushang gesehen und mich direkt auf diese Stelle beworben. Ich kannte die Geschichte von Oskar und wollte unbedingt sei-

ne Pflege übernehmen“, erzählt Claudia Bischof. Seit Dezember arbeitet sie bei der Familie, so dass die Eltern mal zur Ruhe kommen. So war es möglich, dass die Mutter mit dem anderen Sohn zur Kur fuhr. „Ich gehe mit Oskar gern spazieren, begleite ihn in die Kita und kümmere mich um ihn“, sagt Bischof.

››Weitere Informationen unter www.facebook.com/herzfehler1 (mz)