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Schau im Schlösschen Naumburg Schau im Schlösschen Naumburg: Wie Hege auf Motivsuche

Von Jana Kainz 08.03.2019, 08:55
Naumburgs Museumsmitarbeiterin Yvonne Fiedler bereitet die Ausstellung der Schülerfotografien zur Hege-Schau im Schlösschen vor.
Naumburgs Museumsmitarbeiterin Yvonne Fiedler bereitet die Ausstellung der Schülerfotografien zur Hege-Schau im Schlösschen vor. T. Biel

Naumburg - Bröckelnder Häuserputz, gesplitterte Glasscheiben, eingefallene Dächer - Naumburger Gymnasiasten halten den Verfall in Fotografien fest. „Sie haben einen Hang zu Ruinen und Verfall. Restaurierte Renaissance-Häuser haben sie weniger interessiert - genau wie alles, was glänzt“, stellt Yvonne Fiedler vor den gerahmten Schülerfotografien stehend fest. 80 Aufnahmen von etwa 40 Schülern ergänzen ab diesem Sonnabend, 9. März, die Sonderausstellung „Licht und Schatten“ zu Walter Hege in der Galerie im Schlösschen Naumburg. Entstanden waren die Arbeiten der Jugendlichen innerhalb eines unterrichtsbegleitenden Projektes, welches Museumsmitarbeiterin Yvonne Fiedler als Kuratorin der Ausstellung den Schulen im Burgenlandkreis bereits vor der Vernissage vergangenen November angeboten hatte.

Historische Technik

Trotz einer zuvor allen Schulen angebotenen Lehrerfortbildung zu diesem Projekt hat lediglich das Naumburger Domgymnasium dieses Angebot aufgegriffen. Umso überraschter war das Team des Stadtmuseums, wie viele Arbeiten entstanden sind. Vier Klassen der Jahrgangsstufe 9 widmeten sich mit ihrer Kunstlehrerin Silke Ringleben der Fotografie und Walter Hege. Bevor die Schüler in Gruppen auf der Suche nach Architekturmotiven nach dem Vorbild Heges durch die Domstadt zogen, hatten sie sich die Ausstellung angeschaut. Währenddessen lernten sie nicht nur den berühmten Sohn der Stadt und sein Schaffen als Fotograf und Filmemacher kennen, sondern erfuhren auch, wie Hege mit den im Vergleich zu heute bescheidenen technischen Mitteln architektonische Details aufgenommen oder wie er mit der Licht- und Schattenwirkung in seinen Fotografien gearbeitet hat. Und anhand der ausgestellten Balkenkamera machten sie sich zudem mit historischer Fototechnik vertraut. „Sie erhielten eine Vorstellung von der Mühe, der Größe und dem Gewicht der damaligen Fotoausrüstung“, erzählt die Kuratorin.

Die Jugendlichen selbst gingen bis auf eine Schülerin, die zur Spiegelreflexkamera gegriffen hat, im Januar mit ihren Handy-fotokameras auf Motivsuche. „Ich hätte nicht gedacht, dass dabei so gute Fotografien, vor allem Nahaufnahmen mit einer so guten Tiefenschärfe entstehen würden. Das scheint mit vielen Handymodellen zu funktionieren“, sagt Yvonne Fiedler. Angenehm überrascht war sie von den gewählten Motiven. „Die Schüler haben teils wie Hege für die Architekturaufnahmen im Foto natürliche Rahmen wie Fensterrahmen gewählt“, gibt sie ein Beispiel.

Wie einst Hege sollten die Jugendlichen eine Serie - bestehend aus mindestens vier Fotos von einem Gebäude - erarbeiten. Dies galt lediglich als Anregung. „Eigene Ideen waren gern gesehen“, so die Kuratorin. Und mit solchen warteten viele Schüler auch auf. Entstanden ist sogar eine Serie von Haustüren. „Das hat Hege auch gemacht. Da haben die Schüler während des Ausstellungsrundganges gut hingeschaut“, so Yvonne Fiedler.

Projekt passend zum Lehrplan

Insgesamt sind 100 Bilder entstanden, die im Unterricht benotet wurden. Aus diesem umfangreichen Fotomaterial wählte Yvonne Fiedler mit der Kunstlehrerin 80 Fotografien aus, die ergänzend ab dem morgigen Sonnabend, 9. März, in der Hege-Ausstellung in zwei Räumen gezeigt werden. Die Gäste haben ab diesem Tag die Möglichkeit, ihren Favoriten unter den Schülerarbeiten zu wählen. Weil es da gewiss viele verwandtschaftlich verbandelte Sympathiewähler gebe, kommt außerdem eine unabhängige Jury zusammen, die sich aus der Naumburger Fotografin Martina Kiepe, Tageblatt/MZ-Redakteurin Constanze Matthes und Museumsleiter Siegfried Wagner zusammensetzt. Die so erkorenen zwei Preisträger werden am 30. März zur Finissage ausgezeichnet. Ihr Preis: jeweils ein Kinogutschein. „Das“, so die Kuratorin, „passt thematisch, denn Walter Hege war auch Filmemacher.“

Auch entstanden: Haustüren-Serie
Auch entstanden: Haustüren-Serie
Biel