Scharnhorstlauf in Großgörschen Scharnhorstlauf in Großgörschen: Der Lumpensammler Charly Kuscher

Grossgörschen - Eigentlich mag Charly Kuscher den Begriff „Lumpensammler“ gar nicht. „Das klingt so böse, aber das sagt man nun mal so in der Szene“, so der Großgörschener, der am vergangenen Sonntag auch bei der 24. Auflage des Scharnhorstlaufes wieder den „Lumpensammler“ machte. Der Begriff umschreibt nichts anderes als den Letzten des Feldes, der sich bewusst am Ende platziert, um den knapp vor ihm Laufenden „Mut zuzurufen, sie zu motivieren, beizustehen, wenn die Luft wegbleibt. Dazu hab ich noch eine Flasche Wasser mit dabei und für einen Teilnehmer dessen Asthmaspray. Das hat er aber Gott sei Dank nicht gebraucht“, so der 46-jährige gebürtige Leipziger, der in Großgörschen schon längst heimisch geworden und nicht mehr wegzudenken ist.
Einen ganz besonderen Gruß hatte Susan Worrack aus Hohenmölsen für ihren Sohn Leon vorbereitet. Denn Leon wurde am vergangenen Sonntag Neun Jahre alt, ließ es sich aber trotzdem nicht nehmen in Großgörschen an den Start zu gehen.
Im Jahr 2000 zog er aus der Messestadt in das beschauliche Großgörschen und war schon ein Jahr später beim Volkslauf am Scharnhorst-Denkmal mit dabei. Sofort auf der „Jedermann-Strecke“ über knapp zwei Kilometer und sofort als „Lumpensammler“. „Ich helfe aber auch beim Auf- und Abbauen, organisiere ein bisschen mit und achte einfach darauf, dass alles richtig steht“, sagte Kuscher und schob ein paar Markierungs-Hütchen zur Seite, da die vor dem Start nur im Weg gestanden hätten. Seine Frau Christine war ebenfalls eifrig als Helferin am Start, verteilte die Startnummern und reichte den durstenden Zieleinläufern einen Becher Wasser. „Aber selber laufe ich nicht mit, das soll ruhig Charly machen“, so Christine Kuscher, die auch sonst ihren Mann nicht so oft in der Woche sieht.
Jugendwart und Trainer beim Fußball
Denn Charly Kuscher ist neben dem Laufen auch in anderen Abteilungen des VfB Scharnhorst Großgörschen engagiert. Er spielt selber Volleyball und bei den Fußballern ist er Jugendwart und Trainer der C-Junioren. Dazu kommt noch der Karneval, wo er im Elferrat sitzt. „Aber beim Karneval ist Christine auch mit dabei“, grinste Kuscher. „Hier ist ordentlich was los in dem kleinen Dorf. Gerade die Arbeit mit den Kindern macht total viel Spaß“.
Weniger zum Lachen war ihm der erneute Einbruch in das Sportlerheim am vergangenen Donnerstag. Die Waschmaschine, der Trockner, ein Computer nebst Drucker ließen die Diebe mitgehen. „Das sind rund zweitausend Euro Schaden. Denken die auch mal an uns, wie wir das finanzieren sollen? Schade, denn das Geld würden wir doch viel lieber in die Jugendarbeit stecken“, regte sich Kuscher auf.
Doch die Aufregung hielt nicht lange, denn der Start für den Jedermann-Lauf stand an. 1,9 Kilometer waren dann für den einen oder anderen doch recht lang, so dass Kuscher erst nach gut einer Viertelstunde mit der Neunjährigen Leonie Paul aus Kleingörschen ins Ziel kam. Der Beste über diese Strecke, der 15-jährige Adrian Schneider von der SFG Nellschütz, brauchte nicht einmal die Hälfte der Zeit. „Ja, gerade auf die Kinder muss man schon aufpassen. Bei denen fehlt manchmal das Gleichgewicht. Dann laufen sie zu schnell an, müssen zwischendurch gehen. Manche können sich einfach schlecht ihre Kräfte einteilen. Aber dann bin ich ja da und helfe“, so der „Lumpensammler“, der für seine Mühen dennoch mit Platz 1 belohnt wurde - in der Altersklasse M 45 - als Einziger dieser Wertungsklasse.
Leonie wurde natürlich Letzte in ihrer Altersklasse, aber sie erhielt die Anerkennung der zahlreichen Zuschauer an der Strecke und neun Punkte für den Wiesengrund- Cup. Das ist eine spezielle Laufserie, die Kinder und Jugendliche auf die Strecken bringen sollen. Seit Jahren erfreut sich diese spezielle Wertungsserie mit Veranstaltungen hauptsächlich im Hohenmölsen/Lützener Raum steigender Beliebtheit. „Eine tolle Sache, da können die Kinder einfach so hinkommen und laufen und bekommen am Ende Punkte, für die es bei der Jahreswertung auch noch was gibt. Das ist ideal, um Kinder an den Sport heranzuführen und sie überhaupt dazu zu bringen, sich noch mehr zu bewegen“, lobte Charly Kuscher den Wiesengrund-Cup.
Doch ob die anderen Läufe in Taucha, Nellschütz oder Granschütz auch eine wandelnde Motivation in Form eines Charly Kuscher haben? Man mag es ihnen wünschen. (mz)
