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Saaleschifffahrt  Saaleschifffahrt : Mehr Gäste sind nicht genug

16.05.2019, 12:25
Seit 120 Jahren fahren Schiffe zwischen Bad Kösen und der Rudelsburg.
Seit 120 Jahren fahren Schiffe zwischen Bad Kösen und der Rudelsburg. Toepfer (Archiv)

Bad Kösen - Seit 120 Jahren fahren zwischen Bad Kösen und dem Anleger unterhalb der Rudelsburg Schiffe; Manfred Berro wiederum ist seit vier Jahren Pächter der städtischen Saale-Schifffahrtsgesellschaft. Anlass für ein Gespräch mit ihm - geführt hat es Redakteur Michael Heise.

Die Motorboote haben den Start in die Saison hinter sich, die Fähre setzt wieder über - das Unternehmen scheint in ruhigem Fahrwasser...

Manfred Berro: Das auf jeden Fall. Aber es brauchte auch großer Anstrengungen, damit es so ist. Unsere beiden Motorschiffe „Rudelsburg“ und „Bad Kösen“ haben regenerierte Motoren, neue Sitze und endlich auch fast komplett neue und dichte Oberlichter. Die Zeiten, als Gäste bei Schlechtwetter im Schiff die Schirme aufspannen mussten, um nicht nass zu werden, sind glücklicherweise vorbei.

So schlimm war es?

Nun, die Schiffe sind mit Baujahr 1989 beziehungsweise 1991 nicht mehr die jüngsten, Schönheitsreparaturen reichen da in vielen Fällen nicht. Jedes Jahr gab’s vor dem Saisonstart einen frischen Anstrich, doch der überdeckte die Probleme meist nur. Die „Bad Kösen“ haben wir deswegen sandgestrahlt und lackiert, im Herbst ist die „Rudelsburg“ dran. Dann sind aber erst einmal die Unterschiffe erneuert, der Rest noch nicht. Es bleibt also noch genug zu tun. Da weiß ich aber die Mitarbeiter an meiner Seite - vielen Dank an sie.

Vor vier Jahren haben Sie die Saaleschifffahrt in Bad Kösen übernommen. Würden Sie es wieder machen?

Auf jeden Fall, aber ich will nicht unterschlagen, dass ich vieles, was nicht mit dem Kerngeschäft zu tun hat, unterschätzt habe. Bevor man fahren kann und Einnahmen kommen, stehen vor allem Ausgaben und viel Arbeit. Ich bin da auch nicht so schnell zufrieden, es muss alles seine Ordnung haben und picobello funktionieren. Und eben da gibt’s noch viel Luft nach oben.

Was meinen Sie?

Den Sanierungsbedarf an den Schiffen habe ich ja schon angesprochen - und das ist der dickste Brocken. Es geht aber auch darum, wie uns Gäste wahrnehmen. Kann der Kapitän oder Decksmann alle Fragen beantworten, ist er freundlich und ortskundig, hilfsbereit? Die Reisenden sollen wiederkommen, und das tun sie nur, wenn sie gute Erinnerungen an die Schifffahrt und die Mannschaft haben. Wir müssen also auch an uns selbst arbeiten.

Und wie sieht’s mit den Gästezahlen aus?

Sie steigen auf den Streckenfahrten mit der „Bad Kösen“, bei den Charterausflügen mit der „Rudelsburg“ könnten wir aber ein paar Gruppen mehr gebrauchen, gerade in der Woche. Problematisch ist auch der Fährbetrieb. Aus unternehmerischer Sicht müsste man ihn in der Woche streichen. Doch erstens ist er im Pachtvertrag festgeschrieben, und zweitens sehe ich ihn aus der Tradition heraus selbstverständlich in einer Einheit mit dem Schiffsverkehr. Das eine ohne das andere kann und will ich mir nicht vorstellen.

Wie kann man das Defizit ausbügeln? Ist Bad Kösen bei Reisenden bekannt genug?

Also, Bad Kösen hat schon einen gewissen Klang, die Schifffahrt sowieso. Sie ist vielen bekannter als die im Blütengrund. Aber meiner Meinung nach reicht das nicht. Ich sehe in Sachen Fremdenverkehr noch großes Potenzial. Wir selbst sind bei Busunternehmen gelistet, auch die Tourist-Info und der Verein Saale-Unstrut-Tourismus bietet uns an. Ich müsste noch mehr werben, das aber gleichzeitig mit einer gewissen Zurückhaltung. Denn noch ist - wie schon gesagt - viel zu tun, nicht alles makellos.

Aber Bootsanleger, -haus, ja, das gesamte Gelände - alles ist (fast) nagelneu und kann sich sehen lassen. Gibt’s Pläne?

Da hat sich die Stadt wirklich hineingekniet; und klar werden wir noch mehr daraus machen. Sitzmöglichkeiten stehen bereit, aufgestellt zu werden, vielleicht kommen noch ein paar Liegestühle dazu. Und wir wollen Erfrischungen und Snacks verkaufen, die Vorbereitungen dafür laufen. Gedanke ist, dass die, die aufs Schiff warten oder einfach nur mal an der Saale entspannen wollen, hier bei uns einen Platz finden. Die Selbstbedienung werden wir auf jeden Fall diese Saison eröffnen. Und geplant ist auch - das wird viele interessieren -, dass wir Ruderboote vermieten, erstmal drei.

Im letzten Jahr gab es Probleme mit dem Wasserpegel oberhalb des Wehres, was auch Ihnen zu schaffen machte. Ist jetzt alles geregelt?

Die Bretter waren rechtzeitig vor Saisonbeginn auf der Wehrkrone. Nun können wir wieder ohne Einschränkungen fahren, die Saale-Anlieger atmen auch auf. Und ich bin guter Dinge, dass wir mit dem neuem Eigentümer der Wasserkraftanlage, der ja ein Schlauchwehr errichten möchte, gut zusammenarbeiten werden.

Am 26. Mai soll das 120-Jährige gefeiert werden. Was erwartet die Gäste?

Ein kleines Fest mit Musik, Ausschank, Kaffee, Kuchen - darum wird sich hauptsächlich der Heimatverein kümmern. Und wir erwarten die Familie Friedrich, die vor 120 Jahren die Schifffahrt in Bad Kösen begründete.