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Restaurierung  Restaurierung : Schwebendes Kunstwerk in Schulpforte

Von Jana Kainz 27.04.2017, 09:54
Das restaurierte Triumphkreuz kehrt in der Zisterzienser-Kirche in Schulpforte an seinen angestammten Platz zurück.
Das restaurierte Triumphkreuz kehrt in der Zisterzienser-Kirche in Schulpforte an seinen angestammten Platz zurück. Torsten Biel

Schulpforte - „Das ist ein besonderer Moment für mich.“ Stephanie Exners Blick ist in der Zisterzienser-Klosterkirche Pforta fest auf ihr jüngstes Projekt gerichtet: das rund sieben Jahrhunderte alte Triumphkreuz. In den vergangen fünf Jahren hat sie das einmalige Kunstwerk sorgfältig untersucht, restauriert und konserviert. Dafür war das an drei Eisenketten von der Decke hängende Kreuz 2012 abgenommen und fachmännisch aufgebockt worden. Gestern nun stand die Restauratorin erstmals dem von ihr wieder hergerichteten und soeben aufgestellten 4,76 Meter hohen und 3,12 Meter breiten Kreuz direkt gegenüber.

Kurz zuvor war das etwa 220 Kilogramm schwere Eichenholzkreuz mit Muskelkraft vieler Helfer aus der Werkstatt, die eigens für die Restaurierung in der Kirche errichtet worden war und einer überdimensionalen Kiste gleicht, herausgetragen und eben aufgerichtet worden. Bis es dann wieder hinauf an seinen angestammten Platz gezogen war, verstrich so manche Stunde. „Wir und das Landesamt für Denkmalpflege haben das Kreuz bereits während der Abnahme genau fotografiert. Die gleichen hochauflösenden Digitalfotos machen wir jetzt wieder - für die Vorher-Nachher-Dokumentation, immerhin ist es ein Forschungsprojekt der Hochschule für Bildende Künste Dresden“, erklärt Stephanie Exner, warum zwischen dem Heraustragen des Kreuzes aus der Werkstatt, dem Aufrichten und dem Hinaufziehen längere Pausen eingelegt wurden. Nicht nur auf den Fotos wird ersichtlich sein, dass nun die fragmentartig erhalten gebliebenen Malereien wie ein Knie, einige Rippen oder das Lendentuch Christus’ wieder erkennbarer sind. Verborgen war dies übrigens unter einer kompakten, grau-milchigen Schicht, die von der Restauratorin ebenso entfernt werden musste wie Unmengen Kot von Tauben, die das Kreuz jahrelang als Sitzbaum genutzt hatten.

Während ihrer Untersuchungen an dem einmaligen Kunstwerk, das einst auf beiden Seiten ein unterschiedlich gemaltes Christusbild zierte, hat die Fachfrau interessante Entdeckungen gemacht - wie zu den vier Bögen. Diese stammen aus der Zeit der ersten Restaurierung in den 1930er Jahren. „Damals hat man Löcher seitlich an dem Kreuz gefunden und sich gefragt, wozu sie da sind“, erklärt die Expertin. Ihre Vorgänger hätten dann eben diese Bogenlösung entworfen. Wie das Kreuz selbst waren auch die Bögen auf beiden Seiten unterschiedlich gestaltet. Weil der damals verantwortliche Restaurator nicht dabei war, als die Einzelteile vor Ort wieder zum Kreuz zusammengesetzt wurden, wurden die Bögen falsch eingepasst. „Das belegen Fotos aus der Zeit“, so Exner, die diesen Fehler nun behoben hat. Diese und alle anderen Erkenntnisse, die noch ausgewertet werden müssen, werden nicht nur in einer wissenschaftlichen Arbeit zusammengefasst, sondern auch in einem gesonderten Buch für Laien verständlich aufgearbeitet.

130000 Euro kostet die Restaurierung samt Dokumentation. Soweit seien die Kosten gedeckt - durch viele Spenden. Nicht gedeckt seien die Publikation des Taschenbuches und der Abbau der Werkstatt, erklärt Arndt Gerber, Prokurator der bei der Restaurierung federführenden Stiftung Schulpforta. Als er gestern die Teilnehmer des Naumburger Wirtschaftsfrühstücks über das Gelände führte, wurden sie in der Kirche eher zufällig Augenzeuge dieses seltenen Ereignisses. Denn öffentlich ist erst wieder die Feierstunde anlässlich der Restaurierung am 17. Mai.

Bevor das Triumphkreuz hinaufgezogen wird, erledigt Restauratorin Stephanie Exner letzte Arbeiten an dem Kunstwerk.
Bevor das Triumphkreuz hinaufgezogen wird, erledigt Restauratorin Stephanie Exner letzte Arbeiten an dem Kunstwerk.
Torsten Biel
Helfer tragen das Triumphkreuz aus der in der Kirche provisorisch errichteten Werkstatt.
Helfer tragen das Triumphkreuz aus der in der Kirche provisorisch errichteten Werkstatt.
Torsten Biel