Raser in der Baustelle an der B91 Raser in der Baustelle an der B91: "Ihr spielt mit unserem Leben"

Werschen - Es sind Worte, die die ganze Dramatik in nur einem Satz ausdrücken: „Ihr spielt mit unserem Leben“, schrieb ein Bauarbeiter jüngst auf seiner privaten Seite des sozialen Netzwerks Facebook. Der Mann arbeitet laut eigener Aussage gerade auf der Baustelle an der B91 Höhe Werschen. Er beklagt: Viele Autofahrer halten sich nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde und rasen durch die Baustelle, während weniger Meter entfernt die Männer ihre Arbeit verrichten.
Jörg Feiler arbeitet für das Ingenieurbüro Bechert und Partner in Dresden und hat vor Ort die Bauoberleitung inne. Bei einem Vorortgespräch mit der MZ bestätigt der Ingenieur das Problem. „Die maximale Geschwindigkeit wurde zunächst auf 50 Kilometer pro Stunde begrenzt. Als festgestellt wurde, dass sich viele Autos nicht daran halten, wurde sie noch mal von der Verkehrsbehörde heruntergesetzt“, erklärt Feiler.
Über 300 Verstöße
Gebracht habe das wenig. Die Situation vor Ort sei wegen der Raserei angespannt, es habe Beschwerden von Arbeitern gegeben. Rund 20 Personen sind auf dem rund einen Kilometer langen Bauabschnitt beschäftigt. Dieser befindet sich hinter der Kreuzung B 91 und der Landesstraße L 190, die nach Hohenmölsen und Teuchern führt, in Richtung Weißenfels. „Es ist zu beobachten, dass viele Autofahrer an dieser Kreuzung noch schnell über die Ampel wollen, bevor diese wieder auf Rot schaltet und deshalb Gas geben“, sagt Feiler.
Auch der gerade Verlauf der Baustellenstraße, die seit April existiert, lade die Fahrer ein, schneller zu fahren. Unter den Temposündern seien aber nicht nur Autos. „Sogar LKWs donnern an den Baggern vorbei, die sich zwei Meter neben ihnen befinden. Das ist beängstigend“, berichtet Feiler.
Das Problem ist dem Zentralen Verkehrs- und Autobahndienst der Polizei bekannt. Seit Ende Juni wird verstärkt in und am Ende der Baustelle die Geschwindigkeit gemessen, wie Polizeisprecherin Gesine Kerwien sagt. Mit einem erschreckenden Ergebnis: Bis zum vergangenen Donnerstag wurden 313 Verkehrsteilnehmer erwischt, die zu schnell waren. „Es wurden dabei 24 Fahrverbote ausgesprochen“, sagt Kerwien. Der schnellste war mit 92 Kilometern pro Stunde unterwegs. Zuletzt wurde der Abschnitt am Donnerstag kontrolliert. Von 424 Fahrzeugen waren 15 zu schnell. Spitzenreiter war ein Fahrzeug mit 69 Kilometern pro Stunde.
„Es wird weiter verstärkte Geschwindigkeitskontrollen geben, um bei den Fahrern einen Lerneffekt zu erzielen“, kündigt Gesine Kerwien an. Die Möglichkeit, einen festen Blitzer in der Baustelle zu installieren, gebe es aus bautechnischen Gründen nicht.
Jörg Feiler hofft indes, dass die Autofahrer in Zukunft mehr Rücksicht in der Baustelle nehmen und begreifen, dass direkt neben ihnen Menschen arbeiten. So wie der Bauarbeiter, der seinem Ärger auf Facebook Luft machte. Er schrieb zum Schluss: „Die hier arbeiten, haben alle eine Familie und die wollen sie nach Feierabend auch gern wiedersehen!“ (mz)
