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Radsport Radsport: Über Alttröglitz nach Rio

Von Carsten Roloff 16.08.2015, 17:09
Zum achten Mal fand fand in Alttröglitz das Radrennen um den Pokal des Chemie-und Industrieparks in der Gemeine Elsteraue statt
Zum achten Mal fand fand in Alttröglitz das Radrennen um den Pokal des Chemie-und Industrieparks in der Gemeine Elsteraue statt Hartmut Krimmer Lizenz

Alttröglitz - So prominenten Besuch hatten die Organisatoren des Radrennens um den Pokal des Chemie- und Industrieparks in Alttröglitz noch nie begrüßen dürfen. Die erste deutsche Weltmeisterin im Punktefahren Stephanie Pohl trat gestern auf dem drei Kilometer langen Rundkurs kräftig in die Pedale, duellierte sich mit den Senioren (über 40). Die Cottbusserin wurde ihrer Favoritenrolle gerecht und verwies nach 30 Kilometern die Berlinerin Yvonne Fiedler, die kürzlich das Kriterium in Leipzig gewann und ihre Trainingspartnerin Larissa Luttuschka auf die Ehrenplätze. „Es macht einfach Spaß, gegen Senioren oder die männliche Jugend anzutreten. Da werden wir Frauen richtig gefordert“, erklärte die Weltmeisterin 2015 von Paris nach ihrer Premiere im Industriepark. Anschließend setzte sie sich auf ihr Rad und absolvierte noch einmal eine zusätzliche Trainingseinheit. Pohl fuhr mit ihrem „Arbeitsgerät“ die 70 Kilometer lange Strecke nach Leisnig zu ihren Schwiegereltern.

Der Wettkampf in Alttröglitz stellte für die Bahnspezialistin einen kleinen Meilenstein auf dem Weg zu einem möglichen Start bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im kommenden Jahr dar. „Ich war schon in London als Ersatzfahrerin dabei. In Rio möchte ich aber unbedingt fahren, entweder mit der Mannschaft im 4 000 Meter Verfolgungsfahren oder als Einzelstarterin im Omnium“, erzählte die Europameisterin von 2012, die in ihrer Spezialdisziplin kein Gas geben darf. Das Punktefahren der Frauen wurde aus dem olympischen Programm gestrichen.

Um sich ihren Traum zu verwirklichen, muss die stolze Mami der sechsjährigen Nele viele Dinge unter einen Hut bringen. „Ich bin seit der Geburt unserer Tochter immer besser geworden. Nele kommt aber im August in die Schule. Das wird für meinen Verlobten Michael und mich noch einmal eine große Umstellung. Bisher konnten wir Nele bei zeitlichen Engpässen immer mal zu unseren Eltern geben. Das ist jetzt nur noch in den Ferien möglich. Ohne die Unterstützung unserer Familie könnte ich meinen Sport auf diesem Niveau ohnehin nicht betreiben“, meinte die 27-jährige Cottbusserin.

Hinsichtlich finanzieller Unterstützung fristen die schnellsten deutschen Radfahrerinnen jedoch ein Mauerblümchendasein. „Wegen der fehlenden Präsenz im Fernsehen gestaltet sich die Suche nach Sponsoren äußerst schwierig. Sogar unsere besten Straßenfahrerinnen Lisa Brennauer und Trixi Worrack müssen sich ein neues Team suchen, denn der bisherige Sponsor Velocio SRAM wird sein Engagement nicht fortsetzen“, erzählte die Rennfahrerin, die außerdem bedauert, dass es in Deutschland so wenige Wettkampfmöglichkeiten für Frauen gibt. „Ich habe verzweifelt nach Rennen gesucht.“

Beim Radrennen um den Pokal des Chemie- und Industrieparks ist Pohl fündig geworden. „Wir werden an unserem Konzept festhalten und die Frauen gemeinsam mit den Senioren starten lassen. Wir hatten noch nie so ein exzellent besetztes Frauenfeld. Wir haben einen festen Stamm an Radsportlern, die immer wieder kommen, wie Günter Gottlieb oder Ralf Keller. Aber ich freue mich besonders, dass so viele Schüler am Start waren“, erklärte der Sportliche Leiter dieser Veranstaltung Reiner Deutrich.

Der Sieger des Schüler-Rennens kam sogar aus Zeuthen (Brandenburg) nach Alttröglitz, um im Industriepark zu starten. Nicolas Zippan wurde der Radsport praktisch in die Wiege gelegt. „Sein Opa Hans startete sogar bei der Friedensfahrt. Auch sein Papa Michael betreibt diesen Sport. Er kann eigentlich nur Radfahrer werden“, sagte die Mutti von Nicolas. Vielleicht kann der elfjährige Zeuthener sich wie Stephanie Pohl eines Tages seinen Traum von einem Start bei den Olympischen Spielen verwirklichen. (mz)