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Radsport Radsport: Drei Paar Handschuhe und Melkfett unter den Augen

Von Ronny Banas 02.02.2012, 17:41

Geussnitz/MZ. - Von Weitem sieht man ihn nur als einen riesigen Klumpen aus Kleidung. Otto ist passionierter Radfahrer im Zeitzer Team Killerwade und lässt es sich auch bei zweistelligen Minusgraden nicht nehmen, täglich zu trainieren. "Man muss sich nur richtig anziehen", sagt er und demonstriert, was man als hartgesottener Pedalritter im Winter alles so anzieht. Mehrere Schichten Unterwäsche, dazu drei Beinlinge, Hosen, Jacken, Westen. Hinzu kommen gleich drei Paar Handschuhe, ein Tuch um den Kopf, darüber eine Mütze und im Ernstfall noch ein Stirnband drumherum. Gar nicht so leicht, alles in der richtigen Reihenfolge anzuziehen. Auch sollte man, so Otto, eine ganze Menge Zeit einplanen, bevor man sich auf den Sattel schwingt. "Es dauert eine knappe halbe Stunde, bis ich angezogen bin", sagt er. Doch ohne die Schichten an winddichten, nässebeständigen und atmungsaktiver Ausrüstung brauche man überhaupt nicht darüber nachzudenken, sich im Freien zu bewegen. Manch einer würde den 34-jährigen Geußnitzer vermutlich als verrückt bezeichnen, bei diesem Wetter überhaupt vor die Tür zu gehen. Ganz zu schweigen vom Radfahren. Er selbst sieht das naturgemäß anders. "Jetzt im Winter holt man sich die konditionellen Grundlagen für die Saison. Das muss schon sein, sonst kann man Siege vergessen. Sicherlich könnte ich mich auch im Keller auf der Rolle abstrampeln, aber das ist nicht das Gleiche."

In abgeschlossenen Räumen fehle das Gefühl der Straße und die Widerstände, die man auf dem Asphalt habe. Kurz, das wirkliche Fahrgefühl. Also schwingt sich Otto fast täglich auf sein Rad und fährt durch die Gegend. Drei bis vier Stunden im Schnitt. Natürlich spüre man die Kälte. Da helfe selbst die beste und teuerste Kleidung nicht sonderlich viel. Irgendwann merke man seine Hände trotz der Handschuhe nicht mehr. Hier können noch ein paar Fingerübungen zumindest ein bisschen Abhilfe schaffen. Problematischer wird es hingegen im Gesicht.

Otto: "Die Partie um die Nase, die Wangen und den Mund ist die einzige, die beim Fahren frei und ungeschützt ist. Das kann manchmal ungemütlich werden." Zwar gebe es Masken, die den gesamten Bereich abdecken, doch damit falle das Atmen deutlich schwerer. Bedenkt man, dass zu den sowieso schon arktischen Temperaturen noch der schneidende und beißende Fahrtwind kommt, beneidet man ihn in der Tat überhaupt nicht. Otto hat die Kälte einmal gemessen. Das Thermometer, das am Lenker seines Fahrrades montiert war, zeigte an einem der vergangenen Tage 46 Grad minus an. Hier hilft nur eins, sagt der Radsportler. "Man muss sich eincremen, so gut es geht." Normale Babycreme sei jedoch fehl am Platz, es müssen schwerere Geschütze aufgefahren werden. Im Falle von Alexander Otto sind dies Vaseline oder Melkfett, dass er sich vor seinen Touren ins Gesicht schmiert.

Trotz aller Vorbereitungen und Erfahrungen, die er hat, kommt auch Alexander Otto irgendwann einmal an die Grenzen. "Mir geht es so, dass ich jetzt schon minimale Temperaturunterschiede spüre. Drei Grad weniger machen sehr viel aus. Noch geht es, aber irgendwann kann man einfach nicht mehr Rad fahren. Das bringt nichts." Bietet er der Kälte dieser Tage mit voller Kraft noch die Stirn, ist Alexander Otto gegen einen anderen winterlichen Feind machtlos. Den Schnee. Dann helfe definitiv nichts mehr, nur noch die Rolle im heimischen Keller. Selbst mit Spikes auf den Reifen sei es bei Neuschnee unverantwortlich, auf die Straße zu gehen. Bleibt noch etwas. Denn ein Geheimnis verrät er nicht. Auch bei Kälte muss man ständig trinken, da man beim Training doch immer irgendwie schwitzt. Wie genau der 34-Jährige es allerdings schafft, dass die Flüssigkeit in seiner Flasche nicht einfriert, weiß wohl doch nur er selbst.